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Breite Koalition: Grönland bekommt neue Regierung – Stunden vor Vance-Besuch



Am Tag des Besuchs von US-Vizepräsident Vance formt Grönland eine breite Regierungskoalition, um auf Donald Trumps Ansprüche zu reagieren. An ihrer Spitze: ein 33-Jähriger.

Mit einer möglichst breiten Regierungskoalition will Grönland die Zeit der wiederkehrenden Besitzansprüche von US-Präsident Donald Trump durchstehen: Gut zwei Wochen nach der Parlamentswahl einigte sich die sozialliberale Demokraatit am Freitag mit drei weiteren Parteien auf eine neue Koalition. Der neue Regierungschef Jens-Frederik Nielsen von der Demokraatit und die anderen Parteichefs unterzeichneten den Koalitionsvertrag in der Hauptstadt Nuuk.

Damit werden vier der fünf Parteien im grönländischen Parlament Inatsisartut in der neuen Regierung vertreten sein, darunter auch die linke Inuit Ataqatigiit (IA) des bisherigen Regierungschefs Múte B. Egede. In einer Erklärung kündigten die Regierungsparteien an, mit Dänemark über den künftigen Status der größten Insel der Erde sprechen zu wollen.

Die Einigung erfolgte nur wenige Stunden vor der erwarteten Ankunft von US-Vizepräsident J.D. Vance auf der Arktis-Insel, an deren Erwerb US-Präsident Donald Trump Interesse bekundet hat. 

Koalition umfasst vier der fünf Parteien im Parlament Grönlands

Eine solch breite Regierungszusammenarbeit ist auf Grönland sehr ungewöhnlich, wird aber als Reaktion auf die wiederholten Aussagen von Trump betrachtet. Der erst 33 Jahre alt Nielsen hatte die Parteien aufgefordert, Meinungsverschiedenheiten beiseitezulegen und eine breite Koalition zu bilden, um angesichts von Trumps Kampagne zur Einverleibung des teilautonomen dänischen Territoriums in die Vereinigten Staaten Einigkeit zu demonstrieren.

Die wirtschaftsfreundliche Demokraatit, die für eine langsame Unabhängigkeit von Dänemark eintritt, ging als stärkste Partei aus der Parlamentswahl am 11. März hervor. Sie verdreifachte ihre Mandate auf zehn Sitze. Die Koalition, die weite Teile des politischen Spektrums abdeckt, verfügt über 23 der 31 Parlamentssitze. Die Partei Naleraq, eine entschiedene Befürworterin der Unabhängigkeit, die bei der Wahl ihre Sitze auf acht verdoppelte, wird nicht Teil der Koalition sein – sie bildet nun alleine die Opposition. 

Offiziell ins Amt gehoben ist die Regierung erst, wenn sie vom Parlament gebilligt worden ist. Angesichts der breiten Mehrheit der Koalitionäre gilt dies als Formsache.

Beuch von Vance führte zu diplomatischen Spannungen

Vance wollte in Grönland den US-Militärstützpunkt Pituffik im Norden besuchen. Der Besuch stößt bei den Grönländern auf wenig Begeisterung. Vance hatte seinen Besuch in Grönland am Dienstag angekündigt, die Reise seiner Frau Usha Vance dorthin war schon vorher geplant gewesen. Das hatte einen diplomatischen Streit zwischen Kopenhagen und Washington ausgelöst.

Das ursprüngliche Besuchsprogramm wurde jedoch abgespeckt, der Besuch eines beliebten Hundeschlittenrennens durch die Second Lady abgesagt. Vance betonte, er wolle sich bei dem Besuch ein Bild von der Sicherheitslage rund um die geopolitisch wichtige Insel machen.

Umfrage: Fast alle Grönländer lehnen Anschluss an die USA ab

Meinungsumfragen zufolge lehnen fast alle 57.000 Grönländer einen Anschluss des Landes an die USA ab. Trump hatte die Idee, Grönland nötigenfalls auch zu kaufen, bereits 2019 während seiner ersten Präsidentschaft aufgebracht. Im Januar erklärte er dann, er würde dazu auch den Einsatz von militärischem oder wirtschaftlichem Druck nicht ausschließen.

Die ursprünglichen Reisepläne waren von den Regierungen Grönlands wie Dänemarks scharf kritisiert worden. Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen sprach in der vergangenen Woche von "inakzeptablem Druck". Die spätere Beschränkung der Reise auf den Besuch der US-Militärbasis wurde dann von Kopenhagen als "sehr positiv" bewertet. Allerdings bekräftigte Trump am Mittwoch, dass die USA die riesige Insel "haben müssen".

Die weitgehend autonome Insel Grönland gehört zum Königreich Dänemark. Grönland ist die größte Insel der Erde. Sie liegt geografisch betrachtet auf dem nordamerikanischen Kontinent und reicht bis in die Arktis. Die Insel hat eine große Bedeutung für das Weltklima und für die militärische Kontrolle der Arktis, sie ist zudem reich an Rohstoffen wie seltenen Erden. Außerdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.

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