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Scholz bekundet auf Hannover Messe Solidarität mit Kanada



Stand: 30.03.2025 21:49 Uhr

Kanada ist in diesem Jahr Partnerland auf der Hannover Messe - und deren Eröffnung stand ganz im Zeichen der US-Zollpolitik und anderer Drohungen Trumps. Kanzler Scholz nutzte die Bühne für eine klare Botschaft.

Angesichts anhaltender Drohungen der USA haben sich Deutschland und Kanada bei der Hannover Messe demonstrativ einig gezeigt. "We stand by your side" (Deutsch: "Wir stehen an eurer Seite"), sagte Bundeskanzler Olaf Scholz zur Eröffnung der Messe in Richtung des diesjährige Partnerlands. "Kanada ist kein Bundesstaat von irgendwem. Kanada ist eine stolze, unabhängige Nation", so der SPD-Politiker. Kanada habe Freunde überall auf der Welt - "und ganz besonders viele davon hier in Deutschland und Europa".

Die wiederholten Drohungen von US-Präsident Donald Trump überschatten seit Wochen die Beziehungen der USA zu anderen Ländern - auch zum direkten Nachbarn Kanada und anderen engen Verbündeten. So hat Trump Anspruch auf das nördliche Nachbarland und auf das zu Dänemark gehörende Grönland erhoben. Mehrmals sagte er, er wolle Kanada zum 51. Bundesstaat der USA machen. Zudem überzog er das Land sowie die EU und andere eigentlich verbündetete Staaten mit Strafzöllen für Importe.

Scholz wies darauf hin, dass es sehr ungewöhnlich sei, dass man unter Nachbarn, Alliierten und G7-Partnern betonen müsse, dass man unabhängig sein wolle. Der kanadische Ministerpräsident Mark Carney sei noch vor seinem Amtsantritt gezwungen gewesen zu versichern, dass sein Land "niemals, in welcher Form auch immer, ein Teil der USA sein" sein werde. "Es sind Sätze, die auch uns hier in Europa bewegen", so Scholz.

"Diesen Entwicklungen nicht wehrlos ausgesetzt"

Der Kanzler, der seit Zusammentritt des neuen Bundestages noch geschäftsführend im Amt ist, betonte vor dem Hintergrund des Zollstreits mit den USA auch die Rolle des freien Welthandels. Die Antwort auf Abschottung und Zölle müsse heißen: "mehr freier Handel, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr technologische Souveränität." Trotz ökonomischer Unsicherheit und Unberechenbarkeit auf der Welt sei er sich sicher: "Wir sind diesen Entwicklungen nicht wehrlos ausgesetzt."

Er verwies darauf, dass Trump mit seiner Zollpolitik allen schade, auch den USA selbst. Die EU werde auf die Zölle reagieren, müsse aber mehr und schnelle Freihandelsabkommen mit anderen Partnern in der Welt abschließen. "Das ist in dieser Zeit die richtige Antwort", sagte Scholz. Deutschland habe das EU-Freihandelsabkommen mit dem diesjährigen Gastland Kanada bereits ratifiziert.

Der Kanzler betonte auch die ökonomische Stärke Europas. "'Wir' - das ist Europa mit der Marktmacht von 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern. 'Wir' - das sind die 27 Länder der EU sowie die über 70 Länder und Regionen weltweit, mit denen wir über Handelsabkommen verbunden sind", sagte Scholz und fügte hinzu: "Wir sind offen, aber wir sind nicht naiv." Die Europäische Union nutze ihre Instrumente, um ihre Industrien gegen unfairen Wettbewerb und Marktverzerrungen und "gegen ungerechtfertigte amerikanische Zölle" zu schützen.

"Wissen, dass wir einander brauchen"

Kanadas Sonderbeauftragter für die Europäische Union und Europa, Stéphane Dion, sagte: "Wir wussten, dass wir uns schätzen. Aber jetzt wissen wir, dass wir einander brauchen." Dion vertrat den im Wahlkampf befindlichen neuen kanadischen Ministerpräsidenten Matt Carney.

Rund 4.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern zeigen von Montag an auf dem Messegelände ihre Neuheiten, darunter 260 aus Kanada. Laut Dion ist es die größte Messepräsenz, die das Land je hatte. Er bezeichnete seine Heimat als "das europäischste nicht-europäische Land", das über sehr viele Ressourcen und viele Hightech-Firmen verfüge. Auch der Kanzler bezeichnete die Wirtschaften beider Länder als ideale Partner und zitierte den früheren kanadischen Ministerpräsidenten Justin Trudeau, dass Kanada alle Rohstoffe habe, über die Russland auch verfüge - dafür aber eine Demokratie und ein Rechtsstaat sei.

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