Aufrüstung: Mutterschiff des Todes – Pekings Drohnenträger Jiu Tian soll im Juni starten

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Pekings neue Großdrohne Jiu Tian startet bald. Als Mutterschiff mit Drohnenschwärmen und 15.000 m Höhe setzt sie Maßstäbe in Reichweite und strategischer Kriegsführung.

China erweitert sein beeindruckendes Arsenal um eine neue Großdrohne. Die Jiu Tian SS-UAV soll im Juni 2025 ihren Jungfernflug antreten. Die Kampfdrohne wurde bereits auf der Zhuhai Airshow im November 2024 präsentiert. Damals war unklar, ob es sich um ein realistisch gestaltetes Messemodell – ein Mock-up – handelte. Der für Juni geplante Start der Jiu Tian deutet nun auf ein flugfähiges Vorserienmodell hin. Die auf der Messe gezeigte Jiu Tian trug die Bezeichnung SS-UAV. UAV steht für "Unbemanntes Flugobjekt", die Bedeutung von SS bleibt unbekannt.

Vereint die Fähigkeiten der US-Drohnen

Die Jiu Tian ist etwas größer als die amerikanischen Modelle RQ-4 Global Hawk und MQ-9 Reaper. Ihr Startgewicht beträgt etwa 16 Tonnen, die maximale Reichweite liegt bei 7000 Kilometern und die Flughöhe bei 15.000 Metern. Die Drohne mit Düsenantrieb kann bis zu sechs Tonnen Munition und Kleindrohnen transportieren. Alle Daten basieren auf Schätzungen.

Doch nicht allein die Größe macht diese Drohne besonders. Die Jiu Tian ist nicht nur mit üblichen Pylonen zur Waffenaufnahme unter den Flügeln ausgestattet, sondern als Drohnen-Mutterschiff konzipiert. Im Rumpf befindet sich ein "Waben-Missionsraum", eine Art Sammelbox, in der ein Schwarm von bis zu 100 Kleindrohnen untergebracht ist. Sie ist somit ein "fliegender Flugzeugträger" für Drohnen, ähnlich den Mutterschiffen aus Science-Fiction-Filmen, die kleinere Jäger ausstoßen.

Einsatz von vielen Kleindrohnen

Mit einem Mutterschiff wie der Jiu Tian könnte ein Drohnenkrieg, wie er derzeit in der Ukraine stattfindet, praktisch überall geführt werden, nicht nur im Frontgebiet. Das Mutterschiff dient als Verbindungszentrale und erhöht die Reichweite der Kleindrohnen erheblich. Jiu Tian bedeutet "große Höhe" – ein Hinweis auf das Einsatzszenario. Die Großdrohne erreicht hohe Flughöhen, sodass sie nur von großen Luftabwehrsystemen bekämpft werden kann und außerhalb der Reichweite von Manpads oder Flakpanzern operiert. Unter der Nase ist ein Sensorturm montiert, der vermutlich Kameras enthält. Am vorderen Rumpf befindet sich eine Radarkuppel.

Ähnlich wie die RQ-4 Global Hawk ist die Jiu Tian für Missionen in großer Höhe und mit langer Flugdauer ausgelegt. Ihre große Flügelspannweite von 25 Metern deutet auf hohe Reichweite und lange Flugdauer hin, sodass sie ausgedehnte Gebiete dauerhaft überwachen kann. Der Heckmotor reduziert die Wärmeausstrahlung, so wird die Entdeckung in großer Höhe erschwert. Wie die MQ-9 Reaper verfügt sie über acht Waffenstationen unter den Flügeln, an denen klassische Raketen eingesetzt werden können. Die Fähigkeit, zusätzlich einen Drohnenschwarm in den Kampf zu schicken, ist einzigartig.

Drohnen mit Schwarmintelligenz

Wirklich nutzbar wird dieses Konzept jedoch erst, wenn die Drohnen echte Schwarmfähigkeit besitzen und vollständig oder größtenteils autonom agieren, ohne dass jede Drohne einen eigenen Bediener erfordert. Mit Schwarmintelligenz können Drohnen in großen Stückzahlen über einem Gebiet eingesetzt werden, was eine effektive Verteidigung für Gegner ohne adäquate Fähigkeiten praktisch unmöglich macht. In einem zukünftigen Krieg könnten derartige Mutterschiffe eine zentrale Rolle spielen. Sie können in Gebieten eingesetzt werden, in denen China die Lufthoheit erlangt hat oder – ähnlich wie in der Ukraine – keine Seite eigene Kampfjets einsetzen kann. Dort könnten diese Drohnen unablässigen Druck auf den Gegner ausüben, ihm schwere Verluste zufügen und Bewegungen am Boden erschweren.X Video

Seit etwa 2010 arbeitet Peking an Hochleistungsdrohnen, um mit den USA zu konkurrieren. Modelle der Serien Caihong und Wing Loong wurden exportiert und in Kampfeinsätzen erprobt. Anfangs gab es skeptische Einschätzungen ihrer Fähigkeiten, doch inzwischen hat sich dies geändert. Die USA haben stets genau geprüft, welche Drohnen sie zu welchem Zweck exportieren. Länder, die von Washington nicht beliefert werden, greifen auf andere Anbieter zurück. Vermutlich bietet Peking mehr Drohnenleistung für weniger Geld. Exporte von hochwertigen Rüstungsgütern führen zu langfristiger militärischer Zusammenarbeit, ein politischer Gewinn für China.

Drohnenland Nummer eins

China hat im Bereich der Drohnen eine herausragende Stellung. Kein anderes Land verfügt über annähernd vergleichbare Produktionskapazitäten. Peking kontrolliert die gesamte Produktionskette – von Rohstoffen und deren Verarbeitung über Zwischenprodukte bis hin zu fertigen Drohnen. Kein anderes Land erreicht Chinas Produktionstiefe. Die USA produzieren zwar hochwertige Drohnen wie die MQ-9 Reaper, sind aber auf globale Lieferketten für Halbleiter und Rohstoffe angewiesen. Die Türkei macht Fortschritte, bleibt jedoch von Importen abhängig. Andere Länder, die Drohnen herstellen, fertigen zwar Zelle, Flügel und zentrale Komponenten wie Triebwerke, sind aber meist auf internationale Zulieferer für Halbleiter, Fotozellen oder Minimotoren angewiesen.

Quellen: SCMP, Army Recognition, TWZ