Mark Zuckerberg will wieder mal an unsere Daten – dieses Mal um seine KI zu trainieren. Bis zum 26. Mai ist Widerspruch möglich: Wir erklären, warum das eine gute Idee ist und zeigen, wie es funktioniert.

Im Wettrennen der Tech-Konzerne um die Vorherrschaft bei Künstlicher Intelligenz ist Mark Zuckerbergs Meta abgeschlagen. Jetzt sollen wir alle ausgepresst werden, um sein Unternehmen wieder konkurrenzfähig zu machen. Der Milliardär will alle öffentlichen Äußerungen der Meta-Nutzer:innen zum Trainingsmaterial für Künstliche Intelligenz umfunktionieren.
Posts, Kommentare und Reaktionen auf Facebook und Instagram werden dann zum Beispiel in das große Sprachmodell des Konzerns namens Llama einfließen. Auch der „Meta-KI“ genannte Chat-Bot, der Nutzer:innen seit geraumer Zeit in Form eines penetranten blauen Rings nervt, soll mit Ihren Daten trainiert werden.
Wer bis 26. Mai nicht aktiv widerspricht, hängt für immer drin.
Deshalb das Wichtigste zuerst: Wenn Du nur schnell herausfinden willst, wie der Widerspruch funktioniert, dann findest Du einen einfachen Klick-Leitfaden am Ende dieses Artikels.
Solltest Du dich jedoch noch fragen, warum Du Dir überhaupt die dafür notwendigen Klicks zumuten sollst, um der Nutzung Deiner Daten zu widersprechen, dann kommen hier drei Argumente, die Dich hoffentlich überzeugen.
Löschung unmöglich
Da ist als erstes das klassische Datenschutz-Argument. Kernelement des europäischen Datenschutzes sind die sogenannten Betroffenenrechte: Alle sollen jederzeit von Unternehmen verlangen können, dass ihre Daten korrigiert oder gelöscht werden. Bei sogenannter KI ist das technisch nicht möglich. Große Sprach- und Bildmodelle funktionieren heute in der Regel so, dass sich einzelne Daten nicht löschen lassen.
„Trainingsdaten fließen unwiderruflich in KI-Modelle ein, und ihr Einfluss kann nach heutigem Stand der Technik nicht mehr aus dem Modell entfernt werden“, warnt deshalb auch der Hamburger Datenschutzbeauftragte. Zwar könne man später der Datennutzung für Metas KI widersprechen, doch für die bereits eingeflossenen Daten ist es dann zu spät.
Das ist besonders gravierend, weil unklar ist, wie genau Meta die Daten einzelner Nutzer:innen schützen will. Lassen sich in KI-Produkten später mal unsere persönlichen Spuren finden? Wird der Chatbot uns irgendwann damit konfrontieren, welche Inhalte wird vor zehn Jahren geliked oder kommentiert haben? Wird er vielleicht sogar anderen Nutzer:innen oder Strafverfolgungsbehörden davon berichten? Wir wissen es nicht und müssen uns darauf verlassen, dass Meta verantwortungsvoll mit unseren Daten umgeht. Keine Pointe.
KI-Bots als Influencer auf Steroidenh
Schauen wir als zweites auf das, was Meta mit seinen KI-Produkten erreichen möchte. Mark Zuckerberg hat nämlich das Thema Einsamkeit für sich entdeckt und verspricht uns virtuelle Freund:innen dank KI. Das ist clever, weil der Milliardär seine Produkte als Lösung eines echten Problems vermarktet. Studien zeigen, dass Einsamkeit zu genommen hat, insbesondere unter jungen Menschen. Zuckerbergs Versprechen: Bots sollen es richten, trainiert mit unseren eigenen Daten sollen sie nicht nur Ablenkung, sondern auch Empathie und Freundschaft bringen.
Theoretisch mag das sogar möglich sein. Vor dem Hintergrund von Metas Geschäftsmodell ist das wahrscheinlichere Szenario jedoch, dass die Bots vor allem Werbe-Werkzeuge werden, die ihre intimen Kenntnisse unserer Persönlichkeit nutzen, um uns neue Produkte anzudrehen. Meta ist ein Werbekonzern, er verdient sein Geld damit, unsere Aufmerksamkeit zu vermarkten und uns mit möglichst zielgenauer Kommunikation zu manipulieren. In Mark Zuckerbergs Träumen sind KI-Bots Influencer auf Steroiden.
Die andere große Einnahmequelle für Metas KI-Anwendungen dürften übrigens Verträge mit dem Militär sein. Kriegstechnologien sind im Silicon Valley längst „das nächste große Ding“. Eine Klausel, die eine Nutzung von Metas Sprachmodell Llama für militärische Zwecke ausschloss, hat der Konzern kürzlich kassiert.
Datenvieh, das gemolken werden soll
Als drittes möchte an an Deine Würde appellieren. Meta versucht hier mal wieder mit allen Mittel der Kunst, uns zu manipulieren. Statt uns schlicht zu fragen, ob wir unsere Daten für die KI hergeben wollen, setzt der Konzern unser Einverständnis voraus. Den Widerspruch macht er so kompliziert, wie es rechtlich gerade noch erlaubt sein könnte (oder auch nicht). Meta will uns – mal wieder – Steine in den Weg legen bei der freien Entscheidung.
Wieso lassen wir uns von diesem Konzern so behandeln? Wir sind für ihn nicht mehr als Datenvieh, das jetzt auch für die KI gemolken wird. Ein Widerspruch ist für Meta zwar nur etwas Sand im Getriebe, aber je mehr Menschen mitmachen, desto größer wird der Ärger für Mark Zuckerberg.
Und auch dieses noch: Es soll ja angeblich Menschen geben, die tatsächlich Bock auf Metas KI haben. Das jedenfalls behauptet der Konzern. Sollte es diese Menschen tatsächlich geben: Man kann Metas KI auch nutzen, ohne die eigenen Daten für das Training freizugeben.
Anleitung zum Widerspruch gegen die Meta-KI
Damit der Widerspruch rechtzeitig wirksam wird, muss er bis 26. Mai 2025 erfolgen.
Durch die Gestaltung des Widerspruchs-Menüs versucht Meta, Nutzer:innen möglichst davon abzuhalten. So ist der Widerspruch nicht durch einen einfachen Schalter in den Apps des Konzerns möglich. Meta versucht außerdem, Nutzer:innen durch ein Freifeld für eine schriftliche Begründung abzuschrecken. Dieses muss jedoch nicht ausgefüllt werden.
Wer widersprechen will, muss dafür bei Meta eingeloggt sein.
Hier gelangst Du direkt zu den Widerspruchsformularen im Netz:
- Facebook: https://www.facebook.com/help/contact/712876720715583
- Instagram: https://help.instagram.com/contact/767264225370182
In der Instagram-App findet man mit einigen Klicks zum Widerspruchsformular:
- Einstellungen öffnen
- Auf „Privacy Center“ klicken
- Dort im Fließtext auf „Widerspruch“ klicken
- Das Formulart absenden (das Freitextfeld muss nicht ausgefüllt werden)
- Meta verschickt nach erfolgreichem Widerspruch eine Bestätigung per Mail
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