3 months ago

27-jährige Viktoria Roschtschyna: Ukrainische Journalistin in russischer Haft gestorben



Aus den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten gibt es kaum unabhängige Informationen. Die junge Journalistin Viktoriia Roshchyna berichtet von dort, bis sie festgenommen wird. Jetzt ist sie in russischer Haft gestorben.

Eine junge ukrainische Journalistin ist in russischer Haft ums Leben gekommen. Wie die britische BBC berichtet, wurde die Familie von Viktoriia Roshchyna in der vergangenen Woche von russischen Behörden informiert, dass die 27-Jährige gestorben sei.

Roshchyna war im August 2023 in einem Teil der Ukraine verschwunden, der inzwischen von Russland besetzt ist. Erst nach neun Monaten wurde aus Moskau offiziell bestätigt, dass die Reporterin festgenommen wurde.

Dem Bericht zufolge erhielt Roshchynas Vater einen Brief vom russischen Verteidigungsministerium, in dem als Todesdatum der 19. September angegeben wurde. Die Leiche der jungen Frau soll den Angaben zufolge bei einem von der Ukraine und Russland organisierten Austausch zusammen mit den sterblichen Überresten getöteter Soldaten übergeben werden.

Am Wochenende versammelten sich Freunde der Journalistin zu einer spontanen Gedenkveranstaltung in Kiew. Sevgil Musaieva, die Chefredakteurin von "Ukrayinska Pravda", nannte Roshchyna "absolut großartig". Die Reporterin sei in die "besetzten Gebiete" gereist, um Informationen darüber zu liefern, "wie das Leben in diesen Städten unter der Belagerung durch die russische Armee aussieht".

Roshchyna schrieb freiberuflich für verschiedene ukrainische Medien und das US-finanzierte "Radio Liberty" unter anderem über das Leben auf der 2014 von Russland annektierten Krim sowie über die von Separatisten besetzten Gebiete der Ostukraine. Sie dokumentierte auch die fast dreimonatige Verteidigung des Hafens von Mariupol, nachdem Moskau im Februar 2022 seine großangelegte Invasion gestartet hatte.

Haft in Taganrog

Roshchynas Vater zufolge war die Journalistin im Juli 2023 über Polen und Russland in die besetzte Ukraine gereist. Seit Mai 2024 sei sie im Gefangenenlager Nr. 2 im südrussischen Taganrog festgehalten worden. Die Einrichtung ist für die brutale Behandlung vieler Ukrainer berüchtigt. Laut der Medieninitiative für Menschenrechte hatte eine ukrainische Staatsbürgerin die Journalistin dort am 8. oder 9. September gesehen.

Zu diesem Zeitpunkt seien sie davon ausgegangen, dass Roshchyna am 13. September bei einem der regelmäßigen Kriegsgefangenenaustausche zwischen der Ukraine und Russland freikommen sollte. Doch dann sei die 27-Jährige zusammen mit einer anderen Frau verlegt worden und keine der beiden sei ausgetauscht worden.

Tetjana Katrytschenko von der Medieninitiative für Menschenrechte vermutet, sie sei in das Moskauer Lefortowo-Gefängnis gebracht worden, das vom Sicherheitsdienst FSB betrieben wird. Der ukrainische Geheimdienst bestätigte den Tod der Journalistin inzwischen. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Mordes statt wegen illegaler Inhaftierung.

Jeanne Cavalier, Leiterin des Osteuropa- und Zentralasien-Referats von Reporter ohne Grenzen erklärte, die russischen Behörden hätten "trotz wiederholter Anfragen ihrer Familie, der ukrainischen Behörden und von RSF nie Informationen über ihre Inhaftierung herausgegeben". Der Organisation zufolge ist Roshchyna die 13. Journalistin, die seit der russischen Invasion bei ihrer Arbeit ums Leben kam.

Seit Beginn der großangelegten Invasion Russlands wurden zahlreiche Zivilisten aus den von Moskau eroberten Gebieten der Ukraine verschleppt. Weder Anwälte noch das Rote Kreuz erhalten Zugang zu ihnen.

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