Während die Kreml-Truppen in der russischen Region Kursk Probleme haben, setzt die Militärführung weiterhin alles in die Offensive bei Pokrowsk im Donbass. Insgesamt kommen die Streitkräfte in der Ostukraine seit Monaten nur langsam voran, doch vor der Ortschaft ist von einem erhöhten Tempo die Rede.
Die russischen Truppen rücken nach Einschätzung von Militärbeobachtern an dem Frontabschnitt Pokrowsk in der Ostukraine mit hohem Tempo vor. Sie hätten innerhalb weniger Tage den größten Teil der südöstlich von Pokrowsk gelegenen Ortschaft Nowohrodiwka unter Kontrolle gebracht, heißt es in einem Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW).
Laut ISW konzentriere sich die russische Armee nun darauf, sich entlang einer Eisenbahnlinie in Richtung Pokrowsk vorzukämpfen. Der vergleichsweise schnelle russische Vormarsch in Nowohrodiwka im Gebiet Donezk sei nach Einschätzung der Experten wahrscheinlich wegen eines ukrainischen Rückzuges aus der Gegend möglich gewesen.
"Die Inbesitznahme von Pokrowsk im Donbass ist Ziel der russischen Sommeroffensive", sagte Militärexperte Oberst Reisner ntv.de. "Im Schwergewicht im Donbass sind auf knapp 300 Kilometern Breite die drei Gruppierungen 'Centr', 'Yug' und 'Vostok' im Angriff. Mit diesen Kräften wollen die Russen einen Durchbruch durch die zweite Verteidigungslinie schaffen und wenn möglich, einen operativen Durchbruch bei Pokrowsk", so Reisner.
Kiew ordnet Evakuierungen an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte mitgeteilt, bei einem Treffen mit der Militärführung eine Verstärkung für die Region beschlossen zu haben. Die russischen Truppen hatten im Raum Donezk zuletzt immer wieder die Einnahme ganzer Ortschaften verkündet. Die ukrainischen Behörden haben auch weitere Evakuierungen angeordnet.
Wegen der verschlechterten Sicherheitslage sei die Zone für Zwangsevakuierungen ausgeweitet worden. Kinder und ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten müssten ihre Häuser verlassen, hatte der Gouverneur von Donezk mitgeteilt.
Insgesamt wurden 27 Ortschaften im Raum Kostjantyniwka und Selydowe aufgelistet. Zuvor war wegen des Vorrückens der russischen Truppen bereits im Raum Pokrowsk eine Evakuierung von Dörfern angeordnet worden.