3 months ago

Wusste Peking Bescheid?: China soll Russland Drohnen für Ukraine-Invasion geliefert haben



Schon länger wird spekuliert, ob China nicht nur politisch an Russlands Seite steht, sondern das Land auch mit Waffen für die Ukraine-Invasion beliefert. Einem Bericht zufolge sollen dafür nun Belege vorliegen. Die zentrale Frage dabei ist, ob die Regierung in Peking involviert ist.

Westliche Beamte glauben, Beweise dafür zu haben, dass chinesische Unternehmen heimlich Waffen an Russland geliefert haben. Das berichtet die britische "Times". Dieser Schritt könnte mit Blick auf Pekings Regierung zu einer erheblichen Eskalation führen. Ein neuer Bericht deutet demnach darauf hin, dass ein chinesisches Unternehmen eine Reihe spezieller Militärdrohnen zu Testzwecken nach Russland geschickt hat. Ihr Einsatzgebiet soll jedoch letztlich die Ukraine sein, berichtet die "Times". Das Geschäft fand dem Bericht zufolge 2023 statt, erklärt ein westlicher Beamter. Den Namen des chinesischen Unternehmens nennt er dagegen nicht. Es gebe jedoch "jetzt klare Beweise dafür, dass chinesische Unternehmen Russland mit tödlichen Waffen für den Einsatz in der Ukraine beliefern".

"Die chinesische Regierung mag es zwar nicht zugeben, aber es wird ihr schwer fallen, ihre zunehmende Unterstützung geheim zu halten", ergänzte der Beamte. Offenbar wird davon ausgegangen, dass Peking an der Lieferung beteiligt war oder zumindest davon wusste.

Kürzlich hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Russland in China ein Waffenprogramm zur Entwicklung und Herstellung von Langstrecken-Angriffsdrohnen für den Einsatz im Krieg gegen die Ukraine eingerichtet haben soll. Diesen Bericht bestätigte der Beamte.

Russland baut bereits Drohnen in China

IEMZ Kupol, eine Tochtergesellschaft des staatlichen russischen Rüstungsunternehmens Almaz-Antey, hat mithilfe einheimischer Spezialisten in China ein neues Drohnenmodell namens Garpiya-3 (G3) entwickelt und im Flug erprobt, wie aus einem der Dokumente hervorgeht. IEMZ Kupol übermittelte dem russischen Verteidigungsministerium in diesem Jahr einen Bericht über seine Arbeit. In einer aktualisierten Fassung des Berichts teilte IEMZ Kupol dem russischen Verteidigungsministerium mit, dass es in der Lage sei, Drohnen, einschließlich der G3, in einer Fabrik in China in großem Maßstab zu produzieren. So könnten die Waffen bei der "speziellen Militäroperation" in der Ukraine - so nennt Moskau seine Invasion - eingesetzt werden könnten.

Die NATO erklärte, die beiden Berichte seien "zutiefst besorgniserregend", und die Verbündeten würden sich in dieser Angelegenheit beraten. "China ist durch die Bereitstellung von Technologien mit doppeltem Verwendungszweck zur Unterstützung der russischen Verteidigungsindustrie zu einem entscheidenden Ermöglicher des russischen Krieges in der Ukraine geworden. Die chinesische Regierung ist dafür verantwortlich, dass ihre Unternehmen Russland keine tödliche Hilfe leisten. China kann den größten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht weiter anheizen, ohne dass dies Auswirkungen auf seine Interessen und seinen Ruf hat", fügte eine NATO-Sprecherin hinzu.

Anfang dieses Monats warnte der scheidende NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bereits, dass sich eine autoritäre Machtachse aus China, Russland, Iran und Nordkorea "immer mehr angleichen" würde. Er sagte, China liefere die Komponenten, die Mikroelektronik und die Mikroprozessoren, die Russland zum Bau der in der Ukraine eingesetzten Raketen und Bomben benutzt. Stoltenberg und westliche Staats- und Regierungschefs vermieden es jedoch bisher, die chinesische Regierung direkt mit der Lieferung von Waffen an Russland zu beschuldigen.

China rühmt sich strenger Exportkontrolle

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Fabian Hinz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Institut für Strategische Studien, einer in London ansässigen Denkfabrik, sagte, wenn die chinesische Regierung von den Vorgängen wisse, sei dies eine "neue Stufe der Unterstützung für die russischen Kriegsanstrengungen". "Das Land ist zwar dafür bekannt, Russland mit Gütern mit doppeltem Verwendungszweck zu unterstützen, aber wir haben bisher keine Beweise für die Lieferung ganzer Systeme gesehen", zitiert die "Times" Hinz.

IEMZ Kupol und Almaz-Antey reagierten nicht, auf die von Reuters dargelegten Vorwürfe. Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Großbritannien sagte, sie seien sich der genannten Einzelheiten nicht bewusst. "China übt eine strenge Exportkontrolle über Drohnen aus und kontrolliert militärische und Dual-Use-Drohnen immer streng nach den Gesetzen und Vorschriften."

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