Die Luxusyacht "Amadea" eines russischen Superreichen führt inzwischen das Sternenbanner. Doch die Beschlagnahmung des Schiffes kommt die USA teuer zu stehen.
Sie ist ein Traum in Weiß: die Luxusyacht "Amadea". Mehr als 100 Meter lang, ein Kino, ein Wellnessbereich, zwei leistungsstarke Dieselmotoren. Seit mehr als zwei Jahren ist das Schiff in der Obhut der Vereinigten Staaten von Amerika – und kostet die dortigen Steuerzahler einiges, wie eine Recherche der "Washington Post" jetzt zeigt.
Nach dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine beschlagnahmten Behörden das Schiff im April 2022 auf den Fidschi-Inseln, als Teil der Sanktionen gegen russische Oligarchen. Wem genau die "Amadea" gehört, konnte bis heute nicht endgültig geklärt werden. Die US-Behörden rechnen sie dem Unternehmer Suleiman Abusaidowitsch Kerimow zu, einem der reichsten Menschen in Russland, mit engen Verbindungen zum Kreml.
Lange Ausgabelisten für Olligarchenyacht "Amadea"
Nach einigem juristischen Hin und Her wurde die Oligarchenyacht im Sommer 2022 nach San Diego in die USA überführt – mit dem Sternenbanner am Heck. Dort, an der US-Westküste, liegt sie auch jetzt noch.
Die "Washington Post" erwirkte vor Gericht die Herausgabe von Akten, die zeigen, wie viel Geld der Unterhalt des Schiffes verschlingt. Eigentlich wollte die US-Regierung die "Amadea" schnell verkaufen und den Erlös der Ukraine zukommen lassen – doch daraus ist auch mehr als zwei Jahre nach der Beschlagnahmung nichts geworden. Die Gesetze erlauben den Verkauf nur, wenn ein Richter zustimmt. Die Klärung dieser Frage kann Jahre dauern. Bis darüber entschieden ist, sind die Behörden verpflichtet, die "Amadea" zu unterhalten. Und so fallen Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat jede Menge laufender Kosten an. Die "Washington Post" führt zahlreiche kurios anmutende Posten auf:
- Juni 2022: Reinigung des Rumpfes: 12.458 US-Dollar (etwa 12.000 Euro)
- Juni 2022: Lebensmittel für die 30-köpfige Crew: 52.717 US-Dollar
- Juni 2022: Treibstoff: 277.200 US-Dollar
- Dezember 2022: Gehälter für die Besatzung: 334.009 US-Dollar
- Dezember 2022: Gebühren fürs Andocken: 33.368 US-Dollar
- Dezember 2022: Reparatur der Sprinkleranlage: 124.331 US-Dollar
- Sommer 2022: Flüge, Mietwagen und Hotelkosten für Beamte: 7.000 US-Dollar
- Juni 2022: iPhone für die Kapitäne: 1.159 US-Dollar
- Juli 2022: Uniformen für die Besatzung: 988,42 US-Dollar
- Februar 2023: Toilettenbürsten und -halter: 1216 US-Dollar
So geht es weiter, auf hunderten Seiten. Insgesamt summieren sich die Ausgaben für Instandhaltung und Pflege der Luxusyacht laut "Washington Post" inzwischen auf mehr als 30 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 28,8 Millionen Euro). Eine Sprecherin des US-Justizministeriums habe diesen Betrag bestätigt. Ein Ende dieser Ausgaben ist nicht in Sicht. Stattdessen dürfte es für die Menschen in den Vereinigten Staaten unterm Strich noch dicker kommen. Denn neben der "Amadea" hat die US-Regierung auch die Luxusyacht "Tango" beschlagnahmt – die ebenfalls instand gehalten werden muss.
Das bittere Fazit eines von der "Washington Post" befragten, auf Beschlagnahmungsfälle spezialisierten Anwalts: "Das ist für niemanden nachvollziehbar." Der Traum in Weiß ist zum Albtraum für die Steuerzahler in den USA geworden.
Auch Deutschland schlug sich nach dem russischen Überfall mit einer Oligarchenyacht herum, der "Dilbar". Die Hintergründe lesen Sie hier.