4 months ago

Stummes Mikro, Wasser, Stift: TV-Sender veröffentlicht Regeln für Trump-Harris-Duell



Am 10. September treffen die US-Präsidentschaftskandidaten Harris und Trump im TV aufeinander. Im Sender Fox News sät der Republikaner bereits Zweifel an der Legitimität der Debatte. Die Debatte zwischen Staatsanwältin Harris und verurteiltem Verbrecher Trump wird mit Spannung erwartet.

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Kontrahent Donald Trump haben sich auf die Regeln für das bevorstehende TV-Duell am 10. September (Ortszeit/11. September MESZ) geeinigt. Dabei ließ der Republikaner keine Gelegenheit aus, schon vorab Zweifel an der Unparteilichkeit des Senders ABC, der die Debatte austrägt, zu säen. "ABC ist der schlechteste Sender, wenn es um Fairness geht", meinte Trump im Gespräch mit dem Talkmaster Sean Hannity des Senders Fox News. Ohne Belege zu nennen, behauptete Trump, er "habe gehört" Harris würde die Fragen von ABC vorab bekommen.

Harris zieht im Mikrofon-Streit den Kürzeren

Zuvor hatte ABC die Regeln für das mit Spannung erwartete erste Fernsehduell zwischen Trump und Harris veröffentlicht. Vorausgegangen war ein Streit über die Mikrofone. Konkret ging es um die Frage, ob diese, genau wie beim letzten TV-Duell zwischen Biden und Trump, stumm geschaltet werden, während der politische Gegner spricht. Inzwischen haben sich beide Kontrahenten geeinigt und die Stummschaltung beschlossen.

Dabei hat nun offenbar Harris klein beigegeben. Ein Sprecher des Wahlkampfteams der Demokratin Harris hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass man es bevorzuge, dass die Mikrofone beider Kandidaten während der gesamten Übertragung angeschaltet blieben. "Wir gehen davon aus, dass Trumps Berater das stumme Mikrofon bevorzugen, weil sie nicht glauben, dass ihr Kandidat sich 90 Minuten lang präsidial verhalten kann", hieß es in einem Statement. Harris schrieb am Wochenende: "Lassen Sie uns auf transparente Weise debattieren - mit den Mikrofonen die ganze Zeit über."

ABC zufolge ist die neue Debatte nahezu identisch wie die vorherige aufgebaut: 90 Minuten mit zwei Werbepausen, keine Eröffnungsstatements und die Schlusserklärungen der Kandidaten sollen maximal zwei Minuten dauern. "Requisiten oder vorformulierte Notizen sind auf der Bühne nicht erlaubt", bekräftigte der Sender. Harris und Trump würden einen Stift, einen Block Papier und eine Flasche Wasser erhalten. Bei Fox News behauptete Trump, Harris habe gefordert, Notizen mit in das Duell nehmen zu dürfen.

TV-Duell zwischen Biden und Trump wirkt nach

Trump dürfte aus dem TV-Duell mit US-Präsident Biden im Juni gelernt haben. Damals soll die Stummschaltung allerdings auf Bidens Team zurückgegangen sein. Damit hätten die Demokraten verhindern wollen, dass Trump den 81 Jahre alten Demokraten ständig unterbreche. Nach der Debatte kamen Beobachter aber zu dem Schluss, dass Trump die stumm geschalteten Mikros eher geholfen hätten, weil der 78-Jährige so kontrollierter gewirkt habe. Bidens Auftritt hingegen war ein Desaster und gilt als einer der Gründe für seinen Rücktritt von der Kandidatur.

Trump hatte sich darüber aufgeregt, dass Harris diese Regeln nun ändern wollte und indirekt damit gedroht, die ganze TV-Debatte abzublasen. Die damalige Debatte zwischen Trump und Biden wurde vom als liberal geltenden US-Sender CNN ausgerichtet. Den Sender ABC bezeichnete Trump im Gespräch mit Hannity als "unehrlich" und verwies auf eine Freundschaft zwischen Harris und einer Managerin des Senders. Er behauptete, er habe nur zugestimmt, weil Harris' Team auf den Sender bestanden habe. Dabei hatte der 78-Jährige der Debatte bereits vor Monaten zugestimmt.

Format mit Zuschauerfragen ohne Zuschauerfragen

Bei Trumps Gespräch mit Hannity am Mittwochabend (Ortszeit) handelte es sich um eine sogenannte Townhall. Bei einem solchen Format sind auch Fragen aus dem Publikum zugelassen. In der rund einstündigen Sendung auf Fox News, die im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania aufgezeichnet wurde, kam allerdings kein einziger Zuschauer zu Wort. "The Hill" berichtete, entsprechende Zuschauerfragen an Trump sollten am Donnerstag (Ortszeit) ausgestrahlt werden. Moderator Hannity hingegen, ein langjähriger Unterstützer von Trump, nutzte hingegen jede Gelegenheit, den republikanischen Kandidaten zu loben. "Sie haben einen hohen Preis dafür gezahlt, dass Sie in die politische Arena eingestiegen sind." Trump würde von der Justiz verfolgt, obwohl er sich eigentlich ein schönes Leben machen könnte, etwa pries ihn der Moderator.

Hatte der Sender zu Beginn des Präsidentschaftsrennens noch den damaligen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Ron DeSantis unterstützt und war zeitweise etwas von Trump abgerückt, steht der Sender mittlerweile wieder eisern hinter ihm. Eine TV-Debatte mit Fox News ist hingegen bisher nicht geplant, obwohl Trump diese Idee immer wieder ins Spiel gebracht hatte. Es könnte durchaus sein, dass die Debatte auf ABC die einzige zwischen Trump und Harris bleiben wird, da nach dem Ausstieg Bidens der ganze Plan für die eigentlich ausgehandelten TV-Debatten über den Haufen geworfen worden war.

Trump Strategie: Harris eine radikale Linke

Bei der Präsidentenwahl am 5. November läuft es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump hinaus - in Umfragen liegen sie etwa gleichauf. Der geringe Abstand zwischen beiden Kandidaten liegt im Bereich der Fehlertoleranz. Allerdings hat das Rennen mit Harris' Übernahme der Kandidatur neuen Schwung gewonnen. Trump hatte der Wechsel bei den Demokraten augenscheinlich etwas unvermittelt getroffen - er schien sich auf seinen politischen Erzfeind Biden eingeschossen zu haben und arbeitet nun an einer neuen Strategie. Er wirft Harris vor, eine radikale Linke zu sein. Insbesondere das TV-Duell wird mit Spannung erwartet. Mehrere US-Medien hatten es als Aufeinandertreffen zwischen Staatsanwältin (Harris) und verurteilten Verbrecher (Trump) bezeichnet.

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Am Mittwochabend (Ortszeit) meldete sich eine altbekannte Trump-Kritikerin zu Wort: Die Republikanerin Liz Cheney kündigte an, bei der Wahl für Harris stimmen zu wollen. Die Ansage ist keine wirkliche Überraschung. Dass eingefleischte Republikaner aber öffentlich dazu aufrufen, Demokraten zu wählen, ist ungewöhnlich. Gleichzeitig freute Trump sich darüber, dass der Bruder des demokratischen Vizekandidaten Tim Walz sich kritisch über diesen geäußert hatte. Entsprechende Facebook-Posts von Jeff Walz hatten zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt.

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