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Sergey Brin: Google-Gründer verlangt 60-Stunden-Woche



Beim Rennen um KI war Google lange Vorreiter – und wurde dann doch von ChatGPT überrascht. Für Gründer Sergey Brin hat das einen einfachen Grund: Die Mitarbeiter arbeiten zu wenig. 

Google galt lange als Vorbild für moderne Arbeitgeber, mit Bällebad, Konzerten im Büro – und natürlich mit viel Homeoffice-Möglichkeiten. Gründer Sergey Brin glaubt allerdings, dass die Angestellten ruhig mal wieder mehr reinhauen sollten – damit der Konzern bei KI wieder an die Spitze kommt.

Das erklärt Brin in einem internen Memo, das der "New York Times" zugespielt wurde. "Ich empfehle, mindestens jeden Werktag im Büro zu sein", widerspricht er darin den aktuellen Homeoffice-Regelungen des Konzerns. Die sehen nämlich lediglich drei Pflicht-Bürotage vor. Wie das Wort mindestens schon andeutet, wünscht sich Brin auch zusätzliche Arbeitszeit. "60 Stunden ist der Sweetspot für Produktivität", verkündet er in seinem Memo.

Google-Rückkehr ins KI-Rennen

Sein Wort hat Gewicht. Gemeinsam mit Larry Page hatte er die Suchmaschine Google entwickelt, den heute unter dem Namen Alphabet agierenden Weltkonzern gegründet. 2015 hatten die beiden das Ruder eigentlich an den heutigen Konzernchef Sundar Pichai abgegeben, sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Doch 2022 kehrte Brin zurück – um den Konzern in der KI-Entwicklung zurück an die Spitze zu bringen. 

Obwohl Google das Feld jahrelang angeführt hatte, wurde der Konzern vom unerwarteten KI-Boom durch ChatGPT kalt erwischt. Zwar hatte man auch Sprach-KI entwickelt, etwa um den Google Assistant zu betreiben, ein Programm wie ChatGPT hatte man aber nicht zur Marktreife gebracht. Die hastig nachgelieferte Antwort Google Bard enttäuschte, mit Gemini hat der Konzern mittlerweile teilweise wieder gleichgezogen. Die Bekanntheit von ChatGPT erreicht das KI-Tool aber bisher nicht.

Wettlauf um AGI

Brin geht es aber um noch mehr: Er will Google in die Position bringen, als erstes Unternehmen eine echte künstliche Intelligenz zu erschaffen. Während bisherige KIs auf einzelne Aufgaben trainiert werden, soll Artificial General Intelligence (etwa: künstliche Allgemein-Intelligenz"), kurz AGI, in der Lage sein, wie ein Mensch zu denken und auch Problemfelder zu bearbeiten, mit denen sie noch nicht konfrontiert wurde.

Glaubt man Brin, ist das in wenigen Jahren zu erreichen – wenn Googles Angestellte nur härter arbeiten würden. "Das letzte Rennen zur AGI steht kurz bevor", so das Memo. "Wir haben alle Zutaten, um es zu gewinnen. Wenn wir unsere Bemühungen wirklich ankurbeln." Und das gehe seiner Ansicht nach nur im Büro.

Wie soll man arbeiten?

Google hatte im Rahmen der Pandemie eine großzügige Homeoffice-Regelung ausgerollt, dann aber wie viele andere Konzerne langsam wieder die Rückkehr in die leerstehenden Bürokomplexe anzuregen versucht. Zunächst setzt man auf Spaß: Mit einem Konzert der Sängerin Lizzo im Hauptquartier, wöchentlich wechselnden Foodtrucks und kostenlosem Merchandise wollte Google seinen Mitarbeitern die Rückkehr schmackhaft machen (hier erfahren Sie mehr). Später folgten dann wieder klare Vorgaben, ins Büro zu kommen. 

Offiziell gibt es bei Google keine Pläne, wieder fünf Tage im Büro oder die 60-Stunden-Woche einzuführen, dass sich einer der im Konzern weiter hochgeschätzten Gründer dafür ausspricht, könnte aber Folgen haben. Dabei würden schon jetzt viele auf diesen Wert kommen, gibt Brin selbst zu. Allerdings: "Eine Anzahl von Leuten arbeitet weniger als 60 Stunden, andere nur das gerade Nötigste", echauffiert er sich in dem Memo. "Diese letzte Gruppe ist nicht nur unproduktiv, ihr Verhalten kann sich auch demoralisierend auf andere auswirken." Zu viel solle man aber auch nicht arbeiten, mahnt er: Mehr als 60 Stunden Arbeit könne zum Burn-out führen. 

Quelle: New York Times

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