Der beliebteste Politiker des Landes ist Sozialdemokrat - allerdings nicht derjenige, mit dem die Partei in den nächsten Bundestagswahlkampf gehen will. Scholz' Umfragewerte sind zwar im Keller, aber der Kanzler verbreitet dennoch Optimismus.
Bundeskanzler Olaf Scholz will trotz schlechter Umfragewerte wieder Kanzlerkandidat seiner Partei werden. "Auch Boris Pistorius will, wie viele andere, dass ich wieder als Kanzler antrete. Ich sehe das genauso", sagte der SPD-Politiker in einem Interview des "Tagesspiegel" mit Hinweis auf den Verteidigungsminister.
Scholz reagierte damit auf die Frage, ob er die Kanzlerkandidatur Pistorius überlassen würde, wenn er zum Schluss käme, dass die SPD mit Pistorius bei der Bundestagswahl bessere Chancen hätte. Der Verteidigungsminister ist laut Politbarometer derzeit mit Abstand beliebtester Politiker in Deutschland. Im "Deutschlandtrend" der ARD äußerten sich 53 der Befragten mit seiner Arbeit zufrieden. Olaf Scholz kam nur noch auf 18 Prozent Zustimmung, sechs Prozent weniger als im Vormonat.
Er nehme Umfragen zwar zur Kenntnis, sagte Scholz auf die Frage nach seinen schlechten Zustimmungswerten. "Politik an Umfragen zu orientieren, ist aber nie ein guter Einfall", betonte er zugleich. "Im Übrigen habe ich in meinem politischen Leben schon einige Wahlen gewonnen, obwohl Umfragen das nicht nahelegten. Daraus schöpfe ich Zuversicht." Er rechne "fest damit, dass die SPD und ich 2025 ein so starkes Mandat bekommen, dass wir auch die nächste Regierung anführen werden", sagte der Kanzler.
Vor der Bundestagswahl 2021 hatte Scholz als SPD-Kanzlerkandidat - ebenso wie die SPD - zunächst schlechte Werte, gewann dann aber doch noch. Im am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer sprachen sich nur noch 23 Prozent der Befragten dafür aus, dass Scholz bei der Bundestagswahl 2025 erneut antritt. 74 Prozent lehnten dies ab. Auch von den SPD-Anhängern sind derzeit nur 47 Prozent dafür, aber 49 Prozent dagegen. Die SPD-Spitze hat bisher stets betont, dass sie erneut mit Scholz in den Wahlkampf ziehen will. Eine offizielle Entscheidung gibt es aber noch nicht - was nicht unüblich für eine den Kanzler stellende Partei ist. Die CDU will die K-Frage in den kommenden Wochen klären.