3 months ago

"Schneckentempo" bei Sanierung: Verbände: Hunderte Bahnstrecken warten auf Reaktivierung



In Deutschland warten mehr als 5400 Kilometer an Bahngleisen auf ihre Reaktivierung. Damit sollen mehr Menschen ans Netz angebunden werden. Doch in den vergangenen zwei Jahren wurden nur 21 Kilometer instandgesetzt. Zwei Verbände fordern jetzt ein höheres Tempo und mehr Geld vom Staat.

Nach Ansicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Allianz pro Schiene werden zu wenige stillgelegte Bahnstrecken in Deutschland wieder reaktiviert. Innerhalb von zwei Jahren seien lediglich 21 Streckenkilometer wiederbelebt worden, erklärten die beiden Verbände in Berlin. Oft sind die stillgelegten Bahnstrecken nur wenige Kilometer lang - doch durch ihre Reaktivierung bekämen vor Ort Tausende Menschen wieder Zugang zum Bundesschienennetz.

Alle zwei Jahre veröffentlichen die Verbände eine Liste mit Strecken, die sich für eine Reaktivierung eignen. In diesem Jahr kamen 74 davon mit insgesamt 949 Kilometern hinzu. Damit "warten wir inzwischen bei 325 Strecken mit 5426 Kilometern Länge auf die Umsetzung der Reaktivierung", erklärte Martin Henke vom VDV.

Im laufenden Jahr rechnet Dirk Flege von der Allianz pro Schiene mit insgesamt 30 Kilometern, die wieder nutzbar gemacht werden. "Angesichts dieses Schneckentempos müssen Bund und Länder dringend mehr tun, um Initiativen vor Ort zu unterstützen", forderte er. 379 Städte und Gemeinden mit 3,8 Millionen Menschen könnten durch die Vorschläge der Organisationen wieder ans Schienennetz angeschlossen werden. Auch die regionale Wirtschaft könne profitieren, erklärten die Verbände. "Der Anschluss an das bundesweite Schienennetz ist ein Mittel gegen das Abgehängtsein und damit ganz klar ein Politikum", so Henke.

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Von der Politik forderten die zwei Verbände, Planungsverfahren zu vereinfachen und Fördermittel aufzustocken. Eine Erhöhung des Budgets im sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz von momentan zwei auf drei Milliarden Euro jährlich ab 2025 hätte nach Ansicht des VDV "eine extreme Hebelwirkung, um unsere Infrastrukturen schneller ausbauen zu können". Voraussetzung für die Unterstützung des Bundes bei den Reaktivierungen ist unter anderem eine aufwendige Machbarkeitsstudie, die die Wirtschaftlichkeit der Streckensanierung belegen muss. Den Verbänden sei klar, dass die großen ökonomischen und verkehrlichen Herausforderungen in Deutschland nicht allein mit Reaktivierungen von Bahnstrecken bewältigt werden könnten.

Zu den Strecken, von denen besonders viele Menschen profitieren würden, gehören demnach die Bottwartalbahn zwischen Heilbronn und Marbach in Baden-Württemberg oder die Brexbach- beziehungsweise Holzbachtalbahn zwischen Engers-Siershahn-Selters-Altenkirchen in Rheinland-Pfalz.

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