1 month ago

RTL/ntv Trendbarometer: Jeder Dritte will die GroKo zurück



Ein Drittel der Deutschen wünscht sich nach der Neuwahl die Große Koalition zurück. Andere mögliche Bündnisse erscheinen den Wählern kaum attraktiv. In der Ampel-Bilanz geben deutlich mehr Deutsche Lindner die Schuld am Regierungs-Aus als Scholz.

Neuwahlen am 23. Februar 2025 - der Termin steht seit heute fest, viel mehr noch nicht. Eines zumindest ist aber sehr wahrscheinlich: Die neue Bundesregierung wird wieder ein Bündnis aus zwei oder mehreren Parteien sein. Nachdem das Debüt einer Drei-Parteien-Koalition zum vorzeitigen Ende gekommen ist, würden nur wenige Deutsche dem Modell "Jamaika" eine Chance geben. Lediglich 4 Prozent sprechen sich im RTL/ntv Trendbarometer für diese Variante aus. Ein mit 34 Prozent überwiegender Teil der Wählerinnen und Wähler wünscht sich eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD.

Ein solches Regierungsbündnis könnte derzeit eine Mehrheit im Bundestag haben. Denn Union und SPD kämen laut der aktuellen Sonntagsfrage gemeinsam auf 49 Prozent - 33 Prozent von der Union, 16 Prozent würden die Sozialdemokraten beisteuern. Linke und FDP wären nicht im Bundestag vertreten. AfD, Grüne und BSW kämen zusammen nur auf 33 Prozent und damit auf weniger als Union und SPD. Die Linke hat indes größere Chancen als die FDP, über Direktmandate das Bundestags-Aus zu verhindern.

Ohne Union wird's kaum gehen

Eine Regierung ohne CDU/CSU erscheint nach derzeitigen Umfragen kaum als Option. Würde die Union mit den Grünen koalieren, würden das 17 Prozent der Wählerinnen und Wähler gutheißen. Beide kämen zusammen auf 44 Prozent. Ihnen stünden im Bundestag dann SPD, AfD und BSW mit zusammen 38 Prozent gegenüber. 15 Prozent der Deutschen könnten einem schwarz-gelben Bündnis etwas abgewinnen. Allerdings würde die FDpPgegenwärtig an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Ein Viertel der Befragten wünscht sich nach der Neuwahl ein ganz anderes Bündnis.

Sowohl bei den Anhängern von CDU/CSU (43 Prozent) als auch bei den SPD-Anhängern (66 Prozent) ist die Große Koalition die bevorzugte Regierungskonstellation. Die Anhänger der Grünen wünschen sich mit 48 Prozent am ehesten ein schwarz-grünes Bündnis. Die Anhänger der FDP wären mit großer Mehrheit für eine Koalition aus Union und FDP (71 Prozent). Die Anhänger des BSW und der AfD wünschen sich am häufigsten eine andere Koalition nach der nächsten Bundestagswahl.

Ende - gut!

Mit 73 Prozent Zustimmung begrüßen fast drei Viertel der Deutschen das Ende der Ampelkoalition. Nur 19 Prozent bedauern, dass das Bündnis vorzeitig beendet wurde. Unter SPD-Anhängern wird das Koalitions-Aus von 24 Prozent bedauert, mit 34 Prozent von den Grünen deutlich mehr. Auch ein Viertel der FDP-Anhänger finden das Ende der Ampel bedauerlich. 60 Prozent der Deutschen sprechen sich dafür aus, dass die Union bei der Verabschiedung wichtiger Gesetzesvorhaben zur Förderung der Wirtschaft oder zur Migrationspolitik bis zur Neuwahl mit SPD und Grünen zusammenarbeiten soll. 32 Prozent sind gegen eine solche Kooperation nach dem Ampel-Aus.

Olaf Scholz und Christian Lindner beschuldigen sich gegenseitig, für den Bruch der Koalition verantwortlich zu sein. Unter den Bundesbürgern sehen deutlich mehr im ehemaligen Finanzminister Lindner (38 Prozent) als in Kanzler Scholz (24 Prozent) den Hauptverantwortlichen für das Ampel-Aus. 35 Prozent machen beide gleichermaßen für das Ende der Koalition verantwortlich.

Einer der Streitpunkte zwischen dem Bundeskanzler und dem Bundesfinanzminister war die Frage, ob die für die Ukraine vorgesehenen zusätzlichen Hilfen durch eine Lockerung der Schuldenbremse oder durch Umschichtungen im Bundeshaushalt aufgebracht werden sollten.

38 Prozent der Bundesbürger (mehrheitlich die Anhänger von SPD und Grünen) sind der Meinung, dass wegen der zusätzlichen Hilfen für die Ukraine eine Lockerung der Schuldenbremse gerechtfertigt wäre. 51 Prozent der Bundesbürger (und eine große Mehrheit der FDP-Anhänger sowie der Anhänger von Union, AfD und BSW) halten dagegen eine Lockerung der Schuldenbremse zur Finanzierung weiterer Ukraine-Hilfen nicht für gerechtfertigt.

Ampelbilanz fällt schlecht aus

Die Gesamtbilanz der Bundesbürger zur Regierungsarbeit der Ampel-Koalition fällt nach drei Jahren für die Beteiligten ernüchternd aus. Nur 19 Prozent sind der Meinung, das Bündnis, das erklärtermaßen "mehr Fortschritt wagen" wollte, habe das Land in den letzten drei Jahren tatsächlich vorangebracht. 75 Prozent sind dagegen der Meinung, das sei der Ampel nicht gelungen.

Dass die Ampel in diesem Punkt gescheitert ist, meint nicht nur eine sehr große Mehrheit der Anhänger von CDU/CSU, AfD und BSW, sondern mit 73 Prozent auch der FDP selbst. Nur unter den Anhängern der Grünen findet eine knappe Mehrheit, dass das Ampel-Bündnis das Land während seiner Regierungszeit vorangebracht habe.

Aus Sicht einer Mehrheit von 58 Prozent der Bundesbürger war Robert Habeck innerhalb der Ampelkoalition ein schlechter Bundeswirtschaftsminister. 31 Prozent meinen dagegen rückblickend, dass Habeck als Minister gut gearbeitet hat. Nur unter den Anhängern der Grünen (72 Prozent) kann Habeck eine Mehrheit von seiner Leistung als Wirtschaftsminister überzeugen.

Nur eine Minderheit von 27 Prozent der Bundesbürger fände es gut, wenn der FDP-Vorsitzende Christian Lindner in einer künftigen Bundesregierung – wie von ihm selbst angestrebt – wieder das Amt des Finanzministers übernehmen würde. Eine Mehrheit von 64 Prozent würde das nicht begrüßen.

Die Daten zum RTL/ntv-Trendbarometer wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 7. November erhoben. Datenbasis: 1181 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.

Weitere Informationen zu Forsa hier.
Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.

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