
Mehr Geld fließt in Verteidigung - und davon profitiert Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall stark. Auch in diesem Jahr will er stark wachsen. Das zivile Geschäft als Autozulieferer dagegen ist rückläufig.
Angetrieben von wachsenden Verteidigungsausgaben infolge des Krieges gegen die Ukraine hat der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall im vergangenen Jahr sehr gute Geschäfte gemacht. Wie das Unternehmen in Düsseldorf mitteilte, stieg der Umsatz im vergangenen Jahr deutlich um 36 Prozent auf rund 9,75 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis schnellte demnach um 61 Prozent nach oben und erreichte mit etwa 1,48 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert.
"Eine Epoche der Aufrüstung in Europa hat begonnen, die uns allen viel abverlangen wird", erklärte der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger. Dem Unternehmen bringe sie für die kommenden Jahre aber "Wachstumsperspektiven, wie wir sie noch nie erlebt haben".
Die Auftragsbücher waren den Angaben zufolge so voll wie nie. Der Auftragsbestand erreichte mit 55 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert, nach 38,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Bestand, das sogenannte Backlog, umfasst neben verbindlichen Aufträgen auch abgeschlossene Rahmenverträge.
Starkes Wachstum angepeilt
Der Rheinmetall-Umsatz soll im laufenden Jahr um 25 bis 30 Prozent zulegen. Das entspricht einem Erlös von 12,2 bis 12,7 Milliarden Euro.
Die Entwicklungen der vergangenen Wochen seien in dieser Prognose noch nicht enthalten, hieß es weiter. Das geplante milliardenschwere Finanzpaket von Union und SPD sowie die Aufrüstungspläne der Europäischen Union könnten das Geschäft also zusätzlich antreiben. Der Konzern kündigte daher "im weiteren Jahresverlauf gegebenenfalls Prognoseanpassungen" an.
Bereits im vergangenen November hatte Rheinmetall seine mittelfristigen Ziele bekannt gegeben. Bis 2027 peilt der Rüstungskonzern rund 20 Milliarden Euro Umsatz an. Die operative Marge soll bis dahin auf rund 18 Prozent steigen.
Militärsparte macht 80 Prozent aus
80 Prozent seines Geschäfts macht Rheinmetall nach eigenen Angaben mittlerweile mit seiner Militärsparte. Der Umsatz in diesem Bereich kletterte im vergangenen Jahr verglichen mit 2023 um 50 Prozent. Rheinmetall baut unter anderem Kampfpanzer, Drohnen, Flugabwehrsysteme und Artilleriesysteme.
Das zivile Geschäft als Autozulieferer ist den Angaben zufolge "branchentypisch" rückläufig. Deswegen steuert der Konzern etwas um und möchte Standorte, die bislang nur für das Autozulieferer-Geschäft genutzt wurden, auch für die Militärproduktion nutzen. "Wir sind der Meinung, dass Automobilzulieferer kaum noch eine Wachstumschance in Deutschland haben", sagte Papperger. "Wir wollen versuchen, einzelne Werke umzuwandeln und Defence in diesen Werken zu produzieren."
"Hybridwerke" geplant
Neuss und Berlin würden "Hybridwerke", wo sowohl für den zivilen als auch für den militärischen Bereich produziert werden solle. Mit Blick auf die Schwäche der Autobranche sagt der Manager: "Im Grunde genommen müssten wir im automobilen Bereich Leute entlassen - das wollen wir aber nicht." Ein Großteil der dortigen Mitarbeiter werde künftig im Verteidigungsgeschäft arbeiten.
In Neuss hat Rheinmetall Unternehmensangaben zufolge 1.500 Mitarbeiter, dort werden Komponenten für die Autoindustrie und die Wasserstoffbranche entwickelt und hergestellt. In Berlin sind es circa 350 Mitarbeiter, die Komponenten für die Autobranche und andere Industriebereiche fertigen. "Es kann durchaus sein, dass wir noch mehr Werke umwandeln", sagte Papperger.