Investor Warren Buffett zieht sich mit 94 Jahren zurück

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Stand: 04.05.2025 09:02 Uhr

Sein Gespür für gute Geschäfte machte Warren Buffett zur Investoren-Legende. Mit 94 Jahren leitet er den Rückzug von der Spitze seiner Holding ein. Die Ankündigung überraschte sogar seinen Nachfolger.

US-Investor Warren Buffett will nach mehr als einem halben Jahrhundert die Führung seiner Holding Berkshire Hathaway abgeben. Er werde dem Verwaltungsrat vorschlagen, zum Jahresende seinen designierten Nachfolger Greg Abel auf den Spitzenposten zu heben, sagte der 94-Jährige auf der Aktionärsversammlung. "Die Zeit ist gekommen." Er wolle danach weiter als Berater zur Seite stehen, aber die Entscheidungen werde Abel treffen, betonte Buffett. Ins Büro werde er vermutlich trotzdem gehen, sagte er dem Sender CNBC.

Buffett hob sich die Ankündigung zum Abschluss seiner 60. Aktionärsversammlung bei Berkshire Hathaway auf. Die etwa 40.000 Teilnehmer in der Halle in seiner Heimatstadt Omaha würdigten ihn danach mit minutenlangem Applaus. Nur seine beiden Kinder habe er vorab von seiner Absicht informiert - aber nicht Abel selbst, sagte Buffett.

Deutliche Worte zum angekündigten Abschied

Bei der Aktionärsversammlung kritisierte Buffett auch die Zollpolitik von Donald Trump - allerdings ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen.

Die USA sollten Handel nicht als Waffe einsetzen und damit den Rest der Welt verärgern, sagte der legendäre Investor. Buffett wörtlich: "Es ist ein großer Fehler, wenn einen 7,5 Milliarden Menschen nicht besonders mögen und man selbst 300 Millionen hat, die sich damit brüsten, wie gut es ihnen geht." Wenn der Rest der Welt durch Handel mit den USA reicher werde, geschehe das nicht auf Kosten Amerikas, sondern werde auch Amerika reicher machen, so der 94-Jährige.

Buffett kritisierte damit die Strafzölle, die der US-Präsident insbesondere gegen China und die Nachbarländern Kanada und Mexiko erhoben hat, die nach einer kurzfristig verkündeten Pause von 90 Tagen aber auch den EU-Ländern drohen. Und wenn Buffett in so klaren Worten Trumps Zoll-Politik kritisiert, hört die Finanzwelt nach wie vor hin.

Einst Alternative zu Zöllen vorgeschlagen

Buffett hatte einst selbst Importzertifikate vorgeschlagen, um das Handelsdefizit zu senken. Der Gedanke war, dass Unternehmen für Ausfuhren aus den USA Importrechte erhalten, die sie dann an andere Firmen verkaufen können. Er räumte bei der Aktionärsversammlung ein, dass die Idee nicht populär gewesen sei.

Einzigartige Erfolgsgeschichte

Buffetts Unternehmerkarriere ist legendär. Sein Berkshire-Imperium war ursprünglich eine kleine Textilfirma. Buffett kaufte sie in den 60er Jahren und verwandelte sie in eine erfolgreiche Investmentgesellschaft. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass Berkshires Investitionen in verschiedene Unternehmen sich über die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Von 1964 bis 2024 sei der Börsenwert pro Aktie um 5.502.284 Prozent gestiegen, hieß es im jüngsten Berkshire-Jahresbericht.

Die Investment-Philosophie dahinter: Bei aussichtsreichen Unternehmen zu guten Preisen einzusteigen. Buffett genießt als "Orakel von Omaha" Kultstatus bei seinen Fans. Die Aktionärstreffen werden manchmal auch als "Woodstock für Kapitalisten" bezeichnet, in Anlehnung an das legendäre Musikfestival 1969. Aktionäre fragen Buffett oft auch nach Rat für ihre Zukunft oder nach seiner Meinung weit über Investment-Fragen hinaus. 

So wollte in diesem Jahr eine Teilnehmerin aus Gifhorn wissen, welche wirtschaftlichen Grundsätze Buffett Benjamin Franklin bei der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 auf den Weg gegeben hätte.

Beteiligungen quer die durch die Wirtschaft

Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BNSF, die Fast-Food-Kette Dairy Queen, der Pralinen-Anbieter See's Candies und der Batteriehersteller Duracell. Zudem hält die Holding Beteiligungen an vielen anderen Unternehmen wie unter anderem Apple und Coca-Cola.

Tritt in große Fußstapfen: Greg Abel ist Warren Buffets Wunschnachfolger.

Nachfolger Abel wird es nicht leicht haben

Der 62-jährige Abel wird sich unweigerlich an der Erfolgsbilanz von Buffett messen lassen müssen. Der aus Kanada stammende Energie-Manager wurde schon vor Jahren als Buffetts Wunschnachfolger benannt. Er ist seit 1999 bei Berkshire und bekam 2018 die Verantwortung für das Geschäft außerhalb der Versicherungen übertragen.

Buffett dürfte Abel ein üppiges Geldpolster für Investitionen hinterlassen: Die Geldreserven von Berkshire haben inzwischen fast 350 Milliarden Dollar erreicht. Buffett sagte in den vergangenen Jahren wiederholt, dass er keine passenden Deal-Gelegenheiten im Markt sehe. Abel sagte in Omaha, dass sich die Investment-Ansätze unter seiner Führung nicht ändern würden.

Mit Informationen von Ralph Borchard, ARD-Studio Washington

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