4 months ago

"Praxis der gezielten Morde": Iran soll Anschläge auf Juden in Deutschland geplant haben



In Frankreich sitzen zwei Verdächtige in Untersuchungshaft, die gemeinsam mit dem Iran die Ermordung von Juden in Deutschland und Frankreich geplant haben sollen. Der französische Geheimdienst warnt vor der Rückkehr eines "iranischen Staatsterrorismus" in Europa.

In Paris sind nach Angaben aus Polizeikreisen Ermittlungen gegen ein Paar eingeleitet worden, das gemeinsam mit dem Iran die Ermordung von Juden in Deutschland und Frankreich geplant haben soll. Die beiden Verdächtigen, der 34-jährige Abdelkrim S. und seine 33 Jahre alte Partnerin Sabrina B., sitzen laut Polizeiangaben bereits seit dem 4. Mai in Untersuchungshaft.

Die französische Staatsanwaltschaft hat demnach ein Ermittlungsverfahren wegen des Zusammenschlusses zu einer kriminellen, terroristischen Vereinigung gegen das Paar eingeleitet. Über den Fall und ihr Vorhaben unter dem Decknamen "Marco Polo" hatte die französische Internet-Zeitung "Médiapart" zunächst berichtet.

Iranischer Staatsterrorismus blüht wieder auf

Dem Bericht zufolge hatte der französische Inlandsgeheimdienst DGSI nach der Verhaftung der beiden davor gewarnt, dass der Fall exemplarisch für das Wiederaufleben eines "iranischen Staatsterrorismus" in Europa stehe. In Deutschland etwa wurde der Iran zuletzt für einen Anschlag auf das Berliner Restaurant "Mykonos" im September 1992 verantwortlich gemacht. Dabei wurden vier kurdische Exilpolitiker ermordet.

Seit 2015 hätten "die iranischen Dienste eine Praxis der gezielten Morde wieder aufgenommen", hieß es laut Einschätzung des DGSI. Die Bedrohung dadurch habe aber im "Kontext des Krieges zwischen Israel und der Hamas noch zugenommen".

Damit verfolge der Iran, Unsicherheiten und Angst mit Angriffen auf "zivile Zielpersonen" in der iranischen Opposition sowie in der "jüdischen/israelischen Community" zu verbreiten, hieß es in der Analyse des französischen Geheimdienstes. Dafür rekrutiere das Land in Europa Kriminelle, insbesondere Drogenhändler.

Verdächtiger soll Zelle angeführt haben

Auch der männliche Verdächtige, Abdelkarim S., war bereits polizeibekannt. Demnach wurde er in einem anderen Prozess wegen seiner Beteiligung an einem Tötungsdelikt in Marseille zu zehn Jahren Haft verurteilt. Im Juli 2023 kam er jedoch unter juristischer Aufsicht aus dem Gefängnis frei.

Anschließend soll er die vom Iran beauftragte "Zelle" angeführt haben. Den "Koordinator" habe er über einen früheren Mitgefangenen kennengelernt. Dabei handelte es sich den Angaben zufolge um einen Drogenhändler aus der Gegend von Lyon, der sich im Mai wahrscheinlich im Iran aufgehalten habe.

Deutscher Staatsschutz war über Pläne informiert

Den Ermittlern zufolge hatten die Terrorverdächtigen im Auftrag der Islamischen Republik, drei Deutsch-Israelis in München und Berlin sowie den in Paris lebenden früheren Angestellten eines israelischen Sicherheitsunternehmens und drei seiner früheren Kollegen in der Region Paris ins Visier genommen.

Laut Polizeiangaben reiste S. trotz juristischer Auflagen mehrmals aus Frankreich nach Deutschland, um seine Ziele auszukundschaften. Da der israelische Geheimdienst Mossad und französische Sicherheitsbehörden, deutsche Staatsschützer über die Pläne bereits früh informiert hätten, wurden die Verdächtigen während ihrer Reisen nach Deutschland überwacht. Spezialkräfte des SEK und MEK hätten sie in München auf Schritt und Tritt verfolgt, wie der "Focus" im April berichtete.

Vier Brandanschläge in Frankreich

Seine Partnerin hatte ihn auf diesen Reisen stets begleitet. Der Polizei zufolge wiesen die beiden jegliche Vorwürfe zurück und beteuerten, dass es sich bei den Reisen lediglich um Einkäufe gehandelt habe. In Frankreich machen Ermittler die Verdächtigen für vier Brände zwischen Dezember 2023 und Anfang Januar 2024 in Unternehmen in Südfrankreich verantwortlich, die israelisch-stämmigen Menschen gehörten.

Der Verdächtige S. wies die Vorwürfe zurück und sagte in der Untersuchungshaft aus, dass er die Feuer nicht gelegt habe. Er gab an, lediglich als Vermittler bei einem versuchten Versicherungsbetrug im Nachrichtendienst Telegram zwischen dem Auftraggeber und anderen Beteiligten fungiert zu haben, wie die Polizei mitteilte.

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