Morgen|stern: Das Erbe von Saskia Esken – die Lage am Morgen

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SPD-Co-Chefin Saskia Esken mag nicht mehr, Selenskyj fordert Putin heraus und Trump bekommt ein neues Spielzeug. Was im Laufe des Tages sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

wie geht es mit Saskia Esken weiter? Das haben wir uns an dieser Stelle vor genau einer Woche gefragt. Die Antwort folgte prompt: Esken schmeißt hin. Nachdem die SPD-Co-Chefin ihren Genossen zu den Beförderungen gratulieren durfte, will sie die Partei nicht mehr anführen. Den Vorsitz möchte sie einer jüngeren Kandidatin überlassen.

Wie Eskens Chancen auf eine Wiederwahl beim Parteitag Ende Juni gestanden hätten, werden wir deshalb nie erfahren. Ihren Kritikern dürfte das egal sein. Sie werden sich freuen, Esken los zu sein. Fragt sich nur, wie lange.

Ärger für Lars Klingbeil

Saskia Esken war umstritten, gewiss. Ihr Abgang sendet aber zugleich ein klares Signal: Obwohl sie statt eines Ministerpostens Kritik und Spott erntete, ist Esken Herrin ihrer Lage. Und als solche beendet sie das Debakel um ihre Personalie einfach selbst. Man kann Esken einiges vorwerfen, beispielsweise das historisch schlechte Wahlergebnis, aber ihr Abgang ist taktisch klug: ein Opfer für die Erneuerung der Partei und ein Opfer für die politische Karriere einer jungen SPDlerin. Esken macht's möglich.

Weniger schmeichelhaft ist das alles auf Lars Klingbeil. Der SPD-Chef ist mindestens genauso für die Wahlmisere der Sozialdemokraten verantwortlich wie seine Co-Chefin. Nur er zementierte seine Macht mit Posten in der neuen Bundesregierung. "Sie wurde zum Schuldenbock", er dagegen zum "neuen starken Mann der SPD", meint meine Kollegin Lisa Becke im Hauptstadtbüro.

Klingbeil muss diese Stärke jetzt erst einmal beweisen – und zwar nicht in der Regierung, sondern vor den eigenen Genossen. Die Basis wirft ihm vor, sich am "Tiefpunkt der Partei" bereichert und Esken abgestraft zu haben. Außerdem wird damit gerechnet, dass er wieder für den Parteivorsitz kandidiert. Vize-Kanzler, Finanzminister und dann auch noch SPD-Parteichef? Wie will Klingbeil das rechtfertigen? Und wo bleibt seine Vision für die Partei?

Eskens Abgang, das müsste auch ihm klar sein, löst die Probleme der SPD nicht, sondern hat im schlimmsten Fall neue geschaffen.

Auf ein Wort in Istanbul

Die Verhandlungen um einen Frieden in der Ukraine stocken seit Monaten, doch jetzt hat Russlands Präsident Wladimir Putin direkten Verhandlungen mit der Ukraine zugestimmt. Wolodymyr Selenskyj bewertet das positiv, beharrt aber auf seiner Forderung: Eine "vollständige und bedingungslose Waffenruhe –lange genug, um die notwendige Grundlage für die Diplomatie zu schaffen", sagte er in seiner allabendlichen Videoansprache. Außerdem erwarte er Putin am Donnerstag zu einem persönlichen Gespräch in Istanbul.

Die dreitägige Feuerpause in der vergangenen Woche hatte weder der Ukraine noch den USA gereicht. Beide hatten im Vorfeld auf eine mindestens 30-tägige Feuerpause gepocht. Donald Trump drohte zusätzlich mit Sanktionen und damit, sich gänzlich aus den Verhandlungen zurückzuziehen. Doch Putin ließ sich weder von dem einen noch von dem anderen erweichen.

Vielleicht haben die europäischen Partner der Ukraine mehr Erfolg? Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen, dass Russland seine Angriffe ab heute vollständig einstellt. Ob sich der Kreml danach richtet, kommt darauf an, mit welchen Sanktionen die europäischen Partner trumpfen können.

Trumps neues Spielzeug

In etwas mehr als einem Monat hat Donald Trump Geburtstag. Ein Geschenk gibt es aber schon jetzt: Vom Königshaus in Katar bekommt der US-Präsident einen Luxusjet. Die Boeing 747-8 soll schon so weit hergerichtet sein, dass Trump sie als Air Force One nutzen kann. Der hat bereits signalisiert, dass er dazu nicht Nein sagen wird. Es ist wohl das teuerste Geschenk, das eine US-Regierung je erhalten hat.

Falls Sie sich jetzt fragen, ob das nicht schon Bestechung ist: Das Weiße Haus hat alles getan, damit das nicht so wirk- äh nicht der Fall ist. Aber lesen Sie selbst.

Eventims Tricks

Kennen Sie auch diese nervigen Button und Fenster, die in Onlineshops häufig aufpoppen oder blinken? Da werden einem Rabatte angeboten, wenn man noch dieses oder jenes Produkt in den Warenkorb legt, Gutscheine, und und und. Händler werden immer gewiefter und Verbraucherschützern bleibt nicht mehr, als Kunden immer wieder zu warnen.

Solche manipulativen Kaufanreize sind in Deutschland und Europa streng verboten, aber nicht alle halten sich daran. Vor allem Händler wie Shein und Temu sind hier unter anderem deshalb in Verruf geraten. Wie mein Kollege Matthias Urbach aus der Wirtschaftsredaktion schreibt, setzt auch der Ticketverkäufer Eventim auf solch unfaire Methoden. Dabei geht es um die Ticketversicherung, die Kunden kurz vor der Bezahlung geradezu aufgedrängt wird. Ein Gericht hat entschieden, dass das unzulässig ist. Warum Eventim trotzdem weitermacht, lesen Sie hier:

Was heute noch passiert

Einen sonnigen Wochenstart wünscht Ihnen

Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)