3 months ago

Mobiles Internet: Verschenktes Geld: Deutsche buchen zu viel Datenvolumen fürs Handy



Die Deutschen buchen doppelt so viel Datenvolumen für ihre Handys wie sie brauchen, belegen Verivox-Zahlen. Ein teurer Fehler. Dabei kann jeder seinen Bedarf messen: So geht's.

Wer einen normalen Mobilfunktarif bei der Telekom buchen will und auf die Website geht, bekommt aktuell auf den ersten Blick fünf Angebote. Das günstigste kostet knapp 25 Euro im Monat und enthält 5 Gigabyte (GB) Datenvolumen. Das nächst teurere kostet 40 Euro und enthält 20 GB. Der vierte Tarif ist als "Empfehlung" markiert und kostet knapp 60 Euro im Monat für 80 GB Datenvolumen. Und damit ist auch schon die ganze Misere beschrieben.

Denn erstens sind alle Tarife im Vergleich zu dem, was Discounter verlangen, sehr teuer. Und zweitens gibt es aktuell keinen Standardtarif, der in etwa dem entspricht, was die Deutschen im Schnitt brauchen. Denn ein durchschnittlicher Handy-Nutzer braucht zum Surfen, Musik hören und dem Schauen von kurzen Videos um die 7 GB im Monat. Das ergeben die jüngsten Zahlen der Bundesnetzagentur (7,2 GB) und des Verbandes der Telekommunikationsbranche VATM (6,6 GB). Der erste Tarif ist also zu klein, und der zweite ist viel zu groß.

Die Deutschen buchen 18 GB, obwohl sie nur 7 brauchen

Verivox hat sich angeschaut, wie sich die Angebote der großen Netzbetreiber in den vergangenen fünf Jahren verändert haben: Während sich das durchschnittliche verfügbare Datenvolumen in den angebotenen Tarifen um 370 Prozent erhöht hat, stieg der tatsächliche Verbrauch der Bundesbürger im Schnitt bloß um 164 Prozent. Es gibt also eine Tendenz, insbesondere bei den Netzbetreibern, lieber mehr Datenvolumen anzubieten, als die Preise zu senken.STERN PAID 30_24 Ökobilanz Handy 10.38

Umgekehrt gehört es zur Psychologie von uninformierten Kunden, sich tendenziell für ein mittleres Produkt zu entscheiden. Bei Verivox lässt sich das auch an den Zahlen ablesen: "Mobilfunkkunden verbrauchen derzeit im Schnitt rund 7 Gigabyte mobiles Datenvolumen", berichtet Verivox-Geschäftsführer Daniel Puschmann. "Tatsächlich gebucht wurden bei uns im ersten Halbjahr 2024 bei den wichtigsten Anbietern durchschnittlich 18 Gigabyte."

Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Kunden plötzlich sehr viel zahlen müssen, wenn sie Datenvolumen nachbestellen, weil es mal einen Monat nicht ausreicht – zum Beispiel im Urlaub. Doch eigentlich sollte die Deutschen an dieser Stelle ruhig sparsamer sein. Denn auch im internationalen Vergleich ist das mobile Datenvolumen in Deutschland besonders teuer. In einer Analyse des britischen Vergleichsportals Cable.co.uk vom vergangenen Jahr lag Deutschland mit durchschnittlich knapp 2 Euro pro GB auf Rang 163. In Italien (Platz 2) kostete der GB im Schnitt umgerechnet nur 8 Cent, in Frankreich 18 Cent.

Ein normaler Handytarif muss nicht mehr als 10 Euro kosten

Als Faustregel von Verbraucherschützern gilt schon seit Jahren, dass ein normaler Handytarif in Deutschland nicht mehr als 10 Euro kosten muss. Auch die Telekom orientiert sich offenbar daran, denn sie hat mit Fraenk selbst einen Discounter am Markt, der seit Jahren einen Tarif für 10 Euro anbietet. Aktuell gibt es dafür 12 GB. (Also für die meisten total ausreichend.) Einziges Manko von Fraenk: Man kann die SIM-Karte zwar innerhalb der EU, Großbritannien, Liechtenstein, Norwegen, Island und der Schweiz verwenden – außerhalb dieser Länder kann man sich allerdings nicht mal anrufen lassen.Die teuersten Stadtwerke: Wo Kunden 1000 Euro zu viel für Strom und noch viel mehr für Gas bezahlen 06.05

Aber es gibt ja jede Menge günstige Alternativen an Discount-Tarifen: Im Netz von O2 Telefónica gibt es 10 GB auch für deutlich unter 10 Euro. Auf Vergleichsportalen lassen sie sich gut finden. Zwar ist das Download-Tempo oft langsamer als bei den großen Netzprovidern wie Vodafone und Telekom. Aber in den meisten Fällen genügt das Tempo vollkommen; üblich sind absolut ausreichende 25 bis 50 Mbit/s (sprich: Megabit pro Sekunde).

Wie viel Datenvolumen brauche ich wirklich?

Vorher sollte man auf seinem Handy überprüfen, wie viel Datenvolumen man tatsächlich verbraucht. Auf Android-Handys findet man den Verbrauch unter "Einstellungen" -> "Verbindungen" -> "Datennutzung". Auf dem iPhone findet sich unter "Einstellungen" -> "Mobilfunk" eine entsprechende Übersicht. Ansonsten sollten 10 GB für die allermeisten mehr als genügen. Also die durchschnittlichen 7 GB (siehe oben) – plus ein wenig Puffer.FS 50 Jahre Handy 11.50

Die Ersparnis kann erheblich sein, vor allem wenn man bisher bei einem der großen Netzanbieter ist. "Das Sparpotenzial allein beim Wechsel des Mobilfunktarifs vom Netzbetreiber zum Discounter beträgt rund 200 Euro pro Jahr", sagt Verivox-Chef Puschmann.

Zwei Fallstricke: Datenautomatik und Preiserhöhung nach 24 Monaten

Auf zwei Dinge sollte stets achten, wer den Mobilfunktarif wechselt. Erstens sollte man einen Tarif ohne Datenautomatik wählen – oder diese nach dem Buchen sofort abschalten (was nicht immer geht). Denn sonst wird es in der Regel sehr teuer, wenn man einmal mehr als das vereinbarte Datenvolumen verbraucht.

Zweitens breitet sich seit einiger Zeit eine neue Unsitte aus: Etwa ein Drittel der Tarife wird inzwischen nach Ablauf der Mindestdauer (oft 24 Monate) noch mal teurer. Die Hoffnung des Anbieters: Dass es dem Kunden nicht auffällt. Also besser einen anderen Tarif wählen. Oder sich einen Termin im Kalender setzen – und dann erneut wechseln. Zum Abschluss lohnt sich immer ein Blick auf die Vertragsdetails, ob der Tarif auch alles leistet, was man braucht.

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