2 days ago

Meinung: Kann Kennedy die Amerikaner gesund machen wie er verspricht?



Robert F. Kennedy wollte sich mit "Big Food" anlegen. Davon bleibt dank Donald Trump wohl wenig übrig. Und auch insgesamt sieht es für die Gesundheit der US-Amerikaner düster aus.

Robert F. Kennedy hat sein Ziel erreicht – er ist US-Gesundheitsminister. Am vergangenen Donnerstag bestätigte der Senat die heiß umstrittene Personalie.

Angetreten ist der frühere Umweltaktivist mit der Kampagne "Make America Healthy again" – er will die Amerikaner wieder gesund machen. Wie soll das gehen? Der bekannte Verschwörungstheoretiker und Impfgegner könnte lebenswichtige Impfprogramme aussetzen, Quacksalber-Therapien fördern und nationale Gesundheitsbehörden so schwächen, dass das Pandemiemanagement versagen würde.

14: Neuer US-Gesundheitsminister Kennedy sagt Gesundheitseinrichtungen den Kampf an - cf4924d927105a24

Robert F. Kennedy wollte "Big Food" bekämpfen ...

Wo er aber recht hat: Die US-Amerikaner haben ein massives Gesundheitsproblem. Ihre Lebenserwartung liegt nach UN-Daten mit 78,2 Jahren unter der vergleichbarer Länder.

Eine wesentliche Ursache sieht Kennedy in der schlechten Ernährung. Er wollte sich mit der "Big Food"-Industrie anlegen, gegen hoch verarbeitete Lebensmittel, Lebensmittelfarbstoffe und -zusatzstoffe vorgehen. Es war eine Kampfansage an Fastfood, Tiefkühlpizza, Chips und zuckerhaltige Frühstücksflocken – die Lieblingsnahrung vieler US-Amerikaner, die auch deshalb im Schnitt stark übergewichtig sind.

PAID Robert F. Kennedy 21.00

Zweifelsohne besteht ein Zusammenhang mit der Häufigkeit chronischer Krankheiten, deshalb begrüßten auch manche Wissenschaftler und Ärzte diesen Aspekt seiner Kampagne. Und gerade hier gäbe es auch durchaus Verbesserungsbedarf in der Regulierung.

Die US-Ernährungsindustrie hat die laxen Bestimmungen zur Einführung neuer Zutaten in den vergangenen Jahrzehnten dazu benutzt, hunderte zum Teil komplexe Chemikalien in Zutaten auf den Markt zu bringen, über deren potenziell schädliche Wirkungen im Körper wenig bekannt ist. In der EU ist die Regulierung deutlich strikter.

... doch sein Chef Donald Trump liebt Fast Food

Ob Kennedy aber ausgerechnet damit beim bekennenden Fast-Food-Fan Donald Trump durchkommt, darf bezweifelt werden. Der hat bereits klargemacht, wer bei der Gesundheitskampagne der neuen Regierung mitreden wird. Er!

Unmittelbar nach der Vereidigung Kennedys setzte nicht dieser, sondern Trump höchstpersönlich eine "Make America Healthy Commission" ein, deren Vorsitzender der neue Gesundheitsminister werden darf. Von einem Kampf gegen Big Food ist im vage formulierten "Fact Sheet" des Weißen Hauses nicht die Rede. Auch das Streitthema Impfungen fehlt.

US-Gesundheitssystem wird für viele unerschwinglich bleiben

Das Programm ist fokussiert auf die Erforschung längst bekannter Ursachen und Maßnahmen gegen chronische Krankheiten bei Kindern. Beklagt wird, dass ein Großteil der Gesundheitsausgaben nicht in die Prävention, sondern die Behandlung chronischer Krankheiten fließen – ohne dass das Papier konkrete Lösungsvorschläge für dieses altbekannte Problem fast aller Länder der Welt formulieren würde. Der Kampf gegen die Opioid-Krise ist ein weiteres Ziel. 

Was aber fehlt, ist eine Strategie, um den Menschen einen besseren Zugang zum bekanntermaßen teuren Gesundheitssystem der USA zu ermöglichen. Es gibt keine Krankenversicherung für alle Bürger, viele Patientinnen und Patienten können sich die teuren Behandlungen nicht leisten. Die Budgets der beiden bestehenden Versicherungen Medicare und Medicaid, die für ärmere Bürger, Senioren und Menschen mit Behinderungen da sind, werden voraussichtlich – so wie die aller Behörden und Institutionen der USA – stark eingekürzt.

Nein, trotz mancher guter Ideen wird es Robert F. Kennedy Jr. nicht gelingen, die Amerikaner gesünder zu machen.

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