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Marktbericht: Was die DAX-Anleger heute bewegt



marktbericht

Stand: 21.08.2024 09:21 Uhr

Der DAX ist mit leichten Gewinnen in den Handel zur Wochenmitte gestartet. Im weiteren Handelsverlauf hat eine nur auf den ersten Blick langweilige Datenrevision das Zeug dazu, die Märkte zu bewegen.

Nach dem Auslaufen der jüngsten Börsenrally ist der DAX verhalten in den Handel zur Wochenmitte gestartet. In den ersten Handelsminuten auf XETRA geht es um 0,1 Prozent auf 18.377 Zähler aufwärts. Tags zuvor hatte der deutsche Leitindex den Handel mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 18.358 Punkten beendet. Damit ging eine Serie von zehn Gewinntagen in Folge zu Ende. Die Anleger seien wieder vorsichtiger geworden, stellte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets, am Morgen fest.

Dass der DAX ausgerechnet am Widerstand bei 18.350 Punkten nun unter Druck kommt, wundert Charttechniker derweil wenig. Ein gutes Stück darüber, bei 18.600 Zählern, begann vor rund zwei Wochen die scharfe Korrektur, die den DAX in der Spitze über 1.500 Punkte bis auf 17.019 Stellen fallen ließ. Dabei ist der übergeordnete Abwärtstrend trotz der jüngsten Aufholjagd weiter intakt.

Darüber hinaus spricht auch die Statistik derzeit gegen Kursgewinne: Im Zeitraum August bis Oktober fallen im Schnitt die Kurse. Erst nach Halloween, also ab November, geht es wieder aufwärts, dann beginnen die "besten sechs Monate" an der Börse.

Nicht zuletzt mahnen gleich zwei Termine im Wochenverlauf zur Zurückhaltung. Am wichtigsten ist ohne Zweifel die Rede von Fed-Chef Jerome Powell auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole am Freitag. Sie dürfte über Wohl und Wehe an den Aktienmärkten dürfte wohl die entscheiden. Alles andere als ein klares Bekenntnis zu einer ersten US-Zinssenkung im September würde für neue Turbulenzen an den Märkten sorgen.

Zuvor mahnt aber auch die bereits heute anstehende Veröffentlichung der revidierten US-Arbeitsmarktdaten zur Zurückhaltung. Die Experten der Commerzbank schätzen, dass anstatt durchschnittlich 246.000 Stellen nur 190.000 pro Monat neu geschaffen worden sind - in Summe auf das betroffene Jahr hochgerechnet also rund 700.000 Stellen weniger.

"Dies wäre die größte Revision seit 2009, also seit der Finanzkrise", betont Commerzbank-Devisenanalystin Antje Praefcke. Dadurch könnten die Zinssenkungserwartungen einen neuen Schub erhalten.

Auch an der Wall Street war gestern die Gewinnserie gerissen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss leicht schwächer bei 40.835 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab ebenfalls geringfügig auf 5.597 Punkte ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,3 Prozent auf 17.817 Zähler.

In Tokio hatten am Morgen schlechter als erwartet ausgefallene Exportdaten und ein über Nacht gestiegener Yen den Nikkei-Index belastet. Der 225 Werte umfassende japanische Leitindex konnte aber einen Teil seiner frühen Verluste wieder wettmachen. Zum Handelsschluss in Tokio lag er nur noch 0,3 Prozent im Minus bei 37.952 Punkten.

Im frühen Devisenhandel gibt der Euro leicht nach. Aktuell notiert die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,1116 Dollar und damit 0,1 Prozent tiefer. An den Tagen zuvor hatte der Dollar noch deutlich unter Druck gestanden. Hintergrund waren die vor Jackson Hole deutlich gestiegenen Zinssenkungserwartungen.

Der schwache Dollar hatte auch die Nachfrage nach Gold getrieben, macht er doch das in Dollar notierende gelbe Edelmetall im Nicht-Dollar-Währungsraum günstiger. Auch die Zinssenkungserwartungen kommen Gold zugute, wirft Gold selbst doch keine Zinsen ab. Fallen also die Zinsen, wird Gold attraktiver. Treiber sind aber auch die geopolitischen Unsicherheiten infolge der Spannungen im Nahen Osten.

Das Resultat: Seit vergangenem Freitag hatte Gold täglich Rekordstände verbucht. Gestern wurde das Rekordhoch auf 2.531,60 Dollar nach oben geschraubt. Am Morgen notiert das Edelmetall nun etwas tiefer bei 2.516 Dollar.

Am Rohstoffmarkt fallen die Ölpreise, nachdem Schätzungen zufolge die US-Rohöllagerbestände gestiegen waren. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich um 0,2 Prozent auf 77,03 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notiert 0,3 Prozent schwächer bei 72,97 Dollar.

Am deutschen Aktienmarkt rückt derweil die Lufthansa-Aktie in den Fokus. Beim Lufthansa-Ferienflieger Discover enden heute zwei Urabstimmungen über Streiks des fliegenden Personals. Ab 12.00 Uhr zählen die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und UFO die Stimmen ihrer Mitglieder aus. Bei einer Zustimmung der Mitglieder wären ab sofort Streiks auf den Flügen der Discover Airlines möglich.

Jenseits der großen Indizes geht der Kurseinbruch bei Mynaric weiter. Nach einer Kurshalbierung am Vortag, geht es im frühen Handel nochmals um 28 Prozent in die Tiefe. Das Unternehmen, das auf Laserkommunikationsgeräte für Luft- und Raumfahrtszwecke spezialisiert ist, hatte am Vortag seine Umsatzprognose senken und gleichzeitig jene für den Betriebsverlust erhöhen müssen. Tim Wunderlich von Hauck Aufhäuser Investmentbanking senkte daraufhin das Kursziel auf 0 Euro.

Der US-Einzelhandelsriese Walmart will sich der Nachrichtenagentur Reuters zufolge von seiner Beteiligung am chinesischen Internet-Konzern JD.com trennen und sich stattdessen stärker auf seine eigenen Geschäfte in der Volksrepublik konzentrieren. Walmart könnte aus dem Verkauf 3,74 Milliarden Dollar einnehmen.

Der Augenheilkonzern Alcon hat nach einem Umsatz- und Gewinnplus im zweiten Quartal seine Jahresprognose bekräftigt. Der Umsatz soll 2024 auf 9,9 bis 10,1 Milliarden Dollar steigen und die um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinnmarge 20,5 bis 21,5 Prozent erreichen.

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