
marktbericht
Die Anleger ignorieren bislang die turbulenten Verhältnisse an den US-Börsen, der DAX hält sich knapp in der Gewinnzone. Trotzdem ist die Verunsicherung groß, ein Scheitern des Fiskalpakets dürfte den DAX schwer belasten.
Der DAX legt trotz der massiven Kursverluste in den USA um rund 0,2 Prozent auf 22.655 Punkten zu. Den höchsten Stand des Tages hatte er mit mehr als 22.800 Zählern erreicht, konnte das Niveau aber nicht verteidigen. Der deutsche Leitindex hatte gestern in der Spitze mehr als zwei Prozent nachgegeben, bevor er mit 22.621 Zählern 1,7 Prozent schwächer aus dem Handel ging.
Ungeachtet der relativ freundlichen Entwicklung heute, sollten die Investoren wachsam bleiben: Bei den DAX-Anlegerinnen und Anlegern sei die Verunsicherung stärker, als das am Kursverlauf abzulesen sei, kommentiert Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
Mit einer höheren Schwankungsintensität sollten sich Anlegerinnen und Anleger anfreunden, raten auch die Charttechniker von HSBC. "Dafür steht exemplarisch auch die gestrige Hoch-Tief-Spanne von fast 650 Punkten." Die Fachleute sehen den DAX in der Zone von 22.300/22.200 Punkten unterstützt.
Positiv wird die erneut signalisierte Verhandlungsbereitschaft der Grünen mit Blick auf eine Zustimmung zum geplanten milliardenschweren Verteidigungs- und Infrastrukturpaket von Union und SPD gesehen. Die Grünen dürften den geplanten Maßnahmen am Ende doch zustimmen, wenn ihnen Entgegenkommen gezeigt werde, erwarten die Fachleute der Dekabank.
Viele Ökonomen und Marktbeobachter hoffen auf eine Stärkung der derzeit schwachen deutschen Konjunktur - das wiederum dürfte letztlich auch den am Aktienmarkt notierten Unternehmen nützen. Andererseits: "Dem DAX droht der Absturz, sollte das geplante Billionen-Paket für Verteidigung und Infrastruktur ins Wasser fallen", meint Jochen Stanzl, Aktienexperte bei CMC Markets.
Aber es gibt auch kritische Stimmen, die Bedenken über die hohe Schuldenaufnahme und den damit zusammenhängenden Zinsanstieg in den Industriestaaten thematisieren: "Bei höheren Bundesanleihenrenditen würden auch in anderen Ländern die Renditen steigen, was neue Zweifel an der Nachhaltigkeit ihrer Staatsfinanzen auslösen könnte, vor allem, wenn auch sie mehr für Verteidigung ausgeben müssen", meint Chris Iggo, Marktstratege bei AXA Investment Managers.
Damit haben die Anleger hierzulande die extrem schwachen Vorgaben der Wall Street ignoriert. Der Dow Jones verbuchte gestern ein Minus von 2,1 Prozent, der S&P 500 verlor 2,7 Prozent, und der technologielastige Nasdaq gab sogar 4,0 Prozent auf 17.468 Stellen nach. Der im vergangenen Monat erreichte Höchststand des S&P 500 ist um vier Billionen Dollar geschrumpft.
"Fundamental preisen die Investoren gerade eine Rezession in den USA in die Kurse ein. Alle Euphorie, die nach dem Wahlsieg Trumps die Kurse nach oben katapultierte, ist in Sorge umgeschlagen", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Anstatt Investitionen zu fördern, fahre die US-Regierung die Staatsausgaben zurück, heißt es von den Marktbeobachtern von Index Radar. "Ein konträres Szenario zu Berlin, wo Investitionsprogramme angeschoben werden sollen."
Aktuell sieht es danach aus, als würde sich die US-Börse zumindest fangen. Die US-Futures deuten auf einen freundlichen Handelsstart an der Wall Street hin.
Am Mittag kletterte die Gemeinschaftswährung über 1,09 US-Dollar und erreichte bei 1,0919 Dollar den höchsten Stand seit vergangenem November. Der Euro profitierte weiter von einer Dollar-Schwäche. Am Markt wurde auf anhaltende Sorgen um die US-Wirtschaft verwiesen.
Der kriselnde Autobauer Volkswagen hat im Jahr 2024 aufgrund steigender Kosten und eines Rückgangs bei den Verkäufen in China einen Gewinneinbruch verzeichnet. Im Vergleich zu 2023 sank der Nettogewinn des Unternehmens um 30,6 Prozent auf rund 12,39 Milliarden Euro, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Zugleich steigerte Volkswagen demnach seinen Umsatz leicht auf 324,7 Milliarden Euro.
Die Aktie des von Elon Musk geführten Elektroautobauers Tesla ist gestern um mehr als 15 Prozent auf 222 Dollar gefallen und hat damit auch die letzten Kursgewinne nach der US-Präsidentenwahl vom November wieder eingebüßt. Zuvor hatte ein weiterer Analyst die Prognose für die Tesla-Auslieferungen gesenkt. Nachbörslich gab der Kurs weitere drei Prozent nach. Seit dem Rekordhoch Mitte Dezember beläuft sich das Minus inzwischen auf mehr als 50 Prozent.
Der Konsumgüterkonzern Henkel hat den Rückkauf eigener Aktien für bis zu einer Milliarde Euro angekündigt. Dabei sollen die im DAX gelisteten Vorzugsaktien im Wert bis zu 800 Millionen Euro erworben werden. Die restlichen 200 Millionen Euro sollen in den Kauf von Stammpapieren gesteckt werden. "Dies entspricht auf Basis der aktuellen Börsenkurse einem Anteil von rund 2,7 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft." Das Unternehmen kommt derzeit auf einen Börsenwert von knapp 36 Milliarden Euro.
Die Investitionszurückhaltung der Kunden und harter Wettbewerb im Cloud-Geschäft haben Oracle erneut ein Quartalsergebnis unter Markterwartungen eingebrockt. Im abgelaufenen Quartal stiegen die Erlöse den Angaben zufolge währungsbereinigt um acht Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar und der Reingewinn um vier Prozent auf 1,47 Dollar je Aktie. Analysten hatten jedoch auf einen Umsatz von 14,39 Milliarden Dollar und einen Überschuss von 1,49 Dollar je Aktie gehofft.