marktbericht
Hinweise auf einen geringeren Inflationsdruck in den USA haben an der Wall Street für Euphorie gesorgt. Auch der DAX könnte heute mit Gewinnen starten. Mit Spannung werden nun die US-Preisdaten erwartet.
Getragen von der Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA dürfte der DAX vor der heutigen Veröffentlichung von US-Inflationsdaten etwas höher starten. Eineinhalb Stunden vor dem Handelsbeginn auf Xetra taxierte der Broker IG den deutschen Leitindex mit einem Zuwachs von 0,34 Prozent auf 17.871 Punkte.
Bereits gestern hatten die US-Erzeugerpreise die Indizes hierzulande gestützt. Die Anlegerinnen und Anleger hatten lange Zeit eher zögerlich agiert, ehe freundliche US-Börsen sie dann noch aus der Reserve lockten. Der DAX schloss trotz schlechter heimischer Konjunkturdaten bei 17.812 Punkten um 0,48 Prozent höher und damit nahe seines Tageshochs. Die Erwartungen für die deutsche Konjunktur waren im August so stark eingebrochen wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Die Aufwärtsbewegung des Börsenbarometers nach dem Ausverkauf zu Beginn des Monats verliere an Kraft, schreiben die Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick. Die Serie von immer höheren Tageshochs sei unterbrochen worden, obwohl der DAX am Ende wieder ein kleines Plus verbuchen konnte. Kursrisiken gebe es vor allem, wenn die Zinssenkungserwartungen mit den US-Inflationszahlen einen Dämpfer erhalten sollten. Erste Unterstützung nach unten gibt den Experten zufolge die 200-Tagelinie bei 17.498 Zählern.
Die großen US-Aktienindizes waren gestern allesamt mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel gegangen. Etwas niedriger als erwartet ausgefallene Erzeugerpreise, die als Vorstufe für die wichtigen Verbraucherpreise gelten, kamen bei den Anlegerinnen und Anlegern an der Wall Street gut an und schürten Zinshoffnungen. Insbesondere die zinssensitiven Tech-Aktien waren gefragt. Angeführt von Schwergewicht NVIDIA rückte der Auswahlindex Nasdaq 100 um 2,5 Prozent vor.
"Das verschafft der Fed zweifellos mehr Spielraum, die Zinsen im weiteren Jahresverlauf zu senken, und das ist es, was derzeit die Reaktion des Marktes bestimmt", erklärt Dave Grecsek, Anlagestratege bei Aspiriant. Mit Spannung warteten die Investoren nun auf die Verbraucherpreiszahlen für Juli. Ökonomen rechnen mit einem Anstieg der Gesamt- und Kernpreise um 0,2 Prozent, wobei sich die Jahresrate der Kernpreise leicht auf 3,2 Prozent abschwächen dürfte.
Die Anlegerinnen und Anleger an den wichtigsten Börsen Asiens haben sich heute vor den wichtigen US-Inflationsdaten zurückgehalten. Zunächst hatten Hoffnungen auf bald sinkenden Leitzinsen und eine daher starke Wall Street dem japanischen Leitindex Nikkei 225 noch Rückenwind geliefert, im Handelsverlauf gab er seine Gewinne aber ab. Zuletzt notierte er nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Regierungschef Fumio Kishida leicht im Minus.
Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong sowie der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen fielen jeweils um rund ein halbes Prozent.
Darüber hinaus beschäftigt die Anleger zur Wochenmitte noch einmal die Berichtssaison, die sich nun auf der Zielgeraden befindet. Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp hat im dritten Quartal unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Nach Anteilen Dritter sei ein Verlust von 54 Millionen Euro aufgelaufen nach einem Gewinn von 83 Millionen Euro vor Jahresfrist, teilte das Unternehmen mit. Die vor einer ungewissen Zukunft stehende Stahlsparte büßte unter anderem wegen niedriger Werkstoffpreise fast die Hälfte ihres operativen Ergebnisses ein. Hinzu kam überraschend eine Sonderbelastung von rund 80 Millionen Euro für Mehrkosten durch Altprojekte im Zementbereich.
Der Ergebnisrückgang beim Energiekonzern RWE ist im ersten Halbjahr nicht ganz so stark ausgefallen wie erwartet. Dank des Ausbaus der Erneuerbaren Energien steigerte RWE zwar den operativen Gewinn im Geschäft mit Solar- und Wind an Land und auf See. Beim Energiehandel sowie der Flexiblen Erzeugung musste RWE jedoch einen Ergebnisrückgang einstecken, wenngleich er schwächer ausfiel, als vom Unternehmen befragte Analysten geschätzt hatten. Zur Flexiblen Erzeugung zählt RWE die Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas. Das Management bestätigte die Jahresprognose.
Das mildere Wetter und der Wegfall von Einmaleffekten haben beim Energieversorger E.ON im ersten Halbjahr wie erwartet für einen Ergebnisrückgang gesorgt. Während der operative Gewinn im Netzgeschäft nahezu auf dem Niveau des Vorjahres blieb, ging er im Energievertrieb deutlich zurück. Chef Leonhard Birnbaum sieht den DAX-Konzern aber "voll auf Kurs" seine Jahresziele zu erreichen und bestätigte dementsprechend die Prognose. Die erst seit Juni amtierende Finanzchefin Nadia Jakobi verwies auf die Investitionen als Basis für die in ihren Augen positive Entwicklung. Eon nahm im ersten Halbjahr mit 2,9 Milliarden Euro rund ein Fünftel mehr in die Hand als im Vorjahr.
Ein deutlicher Anstieg der Risikovorsorge hat im zweiten Quartal auf den Gewinn der Deutschen Pfandbriefbank gedrückt. Der Vorsteuergewinn knickte in den drei Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund drei Viertel auf 13 Millionen Euro ein, wie der Gewerbeimmobilienfinanzierer mittelte. Unter dem Strich blieb mit 11 Millionen Euro ebenfalls deutlich weniger als vor einem Jahr. Die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle stieg von 19 auf 56 Millionen Euro. Ein Anstieg des Zinsüberschusses um 10 Prozent auf 121 Millionen Euro konnte das nicht ausgleichen. Das Jahresgewinnziel bestätigte die Unternehmensführung.
Die Großbank UBS hat im zweiten Quartal von anhaltender Kundendynamik profitiert und besser verdient als erwartet. Der Nettogewinn lag bei 1,1 Milliarden Dollar, wie das Institut mitteilte. Das ist zwar weniger als im Auftaktquartal, aber deutlich mehr als von Analysten erwartet. Diese hatten einer von dem Institut selbst erhobenen Umfrage zufolge mit 528 Millionen Dollar gerechnet. In der Vorjahresperiode hatte die UBS dank eines Buchgewinns im Zusammenhang mit der Übernahme des gestrauchelten Rivalen Credit Suisse einen Rekordgewinn von 29 Milliarden Franken ausgewiesen.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt den US-Fahrzeugspezialisten Loc Performance. Dem vereinbarten Kaufpreis liege ein Unternehmenswert von 950 Millionen US-Dollar zugrunde, teilten die Deutschen mit. Mit seinen rund 1.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Loc Performance beträchtliche und wachsende Umsätze. Mit dem Kauf baue Rheinmetall seine Marktposition in Nordamerika aus und stärke die Position im Wettbewerb um volumenstarke Großaufträge in den USA.
Der US-Chiphersteller Intel hat sich von seiner gesamten Beteiligung am britischen Chipkonzern Arm Holdings getrennt. Der angeschlagene US-Chipriese verkaufte seinen Anteil von 1,18 Millionen Aktien bereits im zweiten Quartal, wie aus einer Behördenmitteilung hervorgeht. Basierend auf dem durchschnittlichen Aktienkurs von Arm zwischen April und Juni dürfte Intel nach Berechnungen von Reuters mit dem Verkauf rund 146,7 Millionen Dollar eingenommen haben. Der Schritt erfolgt im Rahmen umfangreicher Sparmaßnahmen, die Intel Anfang August angekündigt hatte.
Google setzt bei neuen Smartphones seiner hauseigenen Marke Pixel auf KI-Funktionen. Der Internet-Konzern könne dafür seine jahrzehntelangen Investitionen in Künstliche Intelligenz mobilisieren, sagte Gerätechef Rick Osterloh bei der Vorstellung des neuen Smartphone-Modells Pixel 9. Googles KI laufe auf den eigenen Geräten des Konzerns besonders flüssig und sicher. Die Software soll zum Beispiel den Inhalt von E-Mails und Telefonanrufen zusammenfassen oder Textvorschläge machen können.
Der Immobilienkonzern Patrizia bekommt die schlechte Marktlage weiter zu spüren. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sackte in den ersten sechs Monaten des Jahres um fast ein Drittel auf 19,2 Millionen Euro ab, wie das SDAX-Unternehmen mitteilte. "Wir bewegen uns weiterhin in einem unsicheren Marktumfeld, bleiben aber für das Gesamtjahr vorsichtig optimistisch", sagte Chef Asoka Wöhrmann laut Mitteilung. Er bestätigte die Prognosen für das laufende Jahr und erwartet damit weiterhin ein operatives Ergebnis von 30 bis 60 Millionen Euro.