Marktbericht: DAX krönt 5.000-Punkte-Rally mit Rekordhoch

Artikel Bild

marktbericht

Stand: 09.05.2025 10:02 Uhr

Der DAX hat es seinen Zweiflern gezeigt und vor dem Wochenende bei über 23.500 Zählern eine Bestmarke geschafft. Es ist die Krönung einer Kursrally, die den DAX um über 5.000 Punkte nach oben schnellen ließ.

Der erste Handelsdeal der Trump-Regierung nach Verhängung der drastisch hohen US-Zölle sorgt an den Börsen für gute Laune - und beschert dem DAX ein Rekordhoch. In der ersten Handelsstunde geht es bis zu 0,8 Prozent auf 23.528 Punkte aufwärts. Der deutsche Leitindex lässt damit seine alte von Mitte März datierende Bestmarke von 23.476 Zählern klar hinter sich.

Seit seinem Tief bei 18.489 Punkten am "Panic Monday" hat der DAX damit über 5.000 Punkte gutgemacht. Im Nachhinein war der Kurssturz nach Trumps Verkündung der hohen US-Zölle damit wohl eine der besten Kaufgelegenheiten der Börsengeschichte.

Mit seinem Rekordhoch sendet der DAX nun eines der besten Kaufsignale, welche die Technische Analyse zu bieten hat. Der Aufwärtstrend ist intakt und lässt auf weitere Kursgewinne hoffen. Auch wenn kurzfristig nun Gewinnmitnahmen jederzeit möglich sind, mittel- bis langfristig zeigt der Trend am deutschen Aktienmarkt klar nach oben. Einige DAX-Experten haben bereits Kursziele jenseits der 26.000-Punkte-Marke ausgerufen.

"Die Hausse nährt die Hausse", lautet ein geflügeltes Sprichwort an der Börse. Tatsächlich dürfte die Angst, den nächsten Kursanstieg zu verpassen, ein ganz wesentlicher Treiber der Rally sein. Diese "Fear Of Missing Out" (FOMO) treibt den DAX immer weiter in die Höhe - warnende Stimmen, die vor zu viel Euphorie im Markt warnen, werden nicht gehört.

Aus fundamentaler Perspektive sind es vor allem Hoffnungen im Handelsstreit, die die Anleger bei Aktien zugreifen lassen. US-Präsident Donald Trump hat mit Großbritannien ein erstes Handelsabkommen nach der Verhängung weltweiter Zölle erzielt. Trump sprach von einem "Durchbruch-Deal" und kündigte an, Gespräche mit den Europäern führen zu wollen.

Die Finanzmärkte blicken nun gespannt auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China, die am Samstag in Genf in der Schweiz beginnen sollen. Trump sagte im Vorfeld, dass die US-Strafzölle auf Peking in Höhe von 145 Prozent wahrscheinlich gesenkt würden.

Die US-Börsen hatten am Vortag erfreut, aber nicht euphorisch auf das Handelsabkommen der USA mit Großbritannien reagiert. Der Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 41.368 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,6 Prozent auf 5.663 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 1,1 Prozent auf 17.928 Stellen an.

Die japanischen Börsen sind zum Wochenschluss sprunghaft angestiegen. Die gute Laune der Anleger stützte sich auf den soliden Anstieg des Dollars gegenüber dem Yen. Das gab vor allem den Exportwerten Auftrieb. In Tokio legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,6 Prozent auf 37.503 Punkte zu.

In China hielten sich die Anleger dagegen mit Engagements zurück. Die Börse Shanghai büßte 0,3 Prozent ein, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,2 Prozent.

Chinas Exporte sind im April allen Erwartungen entgegen im Jahresvergleich um 8,1 Prozent gestiegen, während die Importe um 0,2 Prozent zurückgingen, wie heute Morgen aus Zolldaten hervorging. Analysten waren zuvor von einer deutlich stärkeren Abschwächung des Handels ausgegangen.

Die nachlassende Risikoaversion der Anleger nach dem Handelsdeal USA-Großbritannien gibt derweil auch den Ölpreisen Auftrieb. Am Rohstoffmarkt verteuert sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,6 Prozent auf 63,22 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der Goldpreis zieht am Morgen um 0,2 Prozent an auf 3.322 Dollar je Feinunze. Der Euro zeigt nach seinen gestrigen Kursverlusten eine Gegenreaktion und gewinnt im frühen Devisenhandel 0,2 Prozent auf 1,1243 Dollar.

Die Commerzbank ist überraschend mit einem Gewinnzuwachs in das Jahr gestartet. Das von der italienischen UniCredit umworbene Geldhaus hat im ersten Quartal einen Nettogewinn von 834 Millionen Euro erwirtschaftet - ein Zuwachs von 11,7 Prozent und zugleich der höchste Quartalsgewinn seit 2011. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 698 Millionen Euro gerechnet.

Der Finanzinvestor CVC und die Eigentümerfamilie Gotthardt machen ernst mit dem angekündigten Rückzug der Koblenzer Medizinsoftwarefirma CompuGroup Medical (CGM) von der Frankfurter Börse. Die übrigen Aktionäre bekommen daher wie vorgeschrieben noch einmal die Möglichkeit, ihre Anteile an CVC zu verkaufen. Das öffentliche Delisting-Angebot liegt bei 22 Euro je Aktie.

Der weltgrößte Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones zeigt sich resistent gegen die wachsende Unsicherheit in der Wirtschaft aufgrund der drohenden US-Zölle. Der Konzern blicke auf einen starken Jahresauftakt, schreibt Analyst Sven Weier von der UBS. Der Vorstand bekräftigte zudem die Jahresziele.

Das schwäbische IT-Systemhaus Bechtle setzt nach einem Umsatz- und Ergebnisrückgang im ersten Quartal weiterhin auf eine Aufholjagd im zweiten Halbjahr. Der Vorstand bestätigte die Prognose - einem Umsatz drei Prozent über oder unter dem Wert von 2024 und einem Ergebnis, das maximal fünf Prozent unter oder über dem Vorjahreswert liegt.

Die Fluggesellschaft Air Canada bekommt die Verstimmung der Kanadier auf die USA wegen Donald Trump zu spüren. Die größte kanadische Airline meldete einen größeren Verlust für das erste Quartal und führte dies auch auf ein schwächeres Passagieraufkommen auf dem wichtigen US-Markt zurück.

Der Handelspakt von US-Präsident Donald Trump mit Großbritannien kommt bei der US-Autoindustrie schlecht an. Der Grund ist die Senkung der Einfuhrzölle für 100.000 britische Autos von 25 auf 10 Prozent. Damit würden Hersteller aus Großbritannien gegenüber der eigenen Industrie bevorzugt, kritisierte der Branchenverband AAPC, der die Autobauer Ford, General Motors und Stellantis vertritt.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

Adblock test (Why?)