
marktbericht
Politische Unsicherheiten dämpfen die Kauflaune der Anleger am deutschen Aktienmarkt. Der DAX startet verhalten in die neue Börsenwoche. Geopolitische Risiken treiben derweil die Ölpreise.
Die DAX-Anleger gehen zurückhaltend in die neue Börsenwoche. Der deutsche Leitindex büßt in den ersten Handelsminuten 0,1 Prozent auf 22.964 Punkte ein. Nachdem die deutsche Initiative zur Lockerung der Schuldenbremse zum Wochenschluss noch für Wachstumsoptimismus am deutschen Aktienmarkt gesorgt hatte, sind die Risiken zum Wochenstart wieder etwas gestiegen.
"Dass mit dem ehemaligen Generalsekretär Czaja ein prominentes CDU-Mitglied am Dienstag gegen das Finanzpaket stimmen will, hört die Börse gar nicht gern", erklärt Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
"Sollten sich noch rund 30 weitere Abgeordnete aus den Reihen von Union, SPD und Grünen bis morgen entscheiden, dagegen stimmen zu wollen, ist der Billionen-Wumms für Verteidigung und Infrastruktur nicht mehr so sicher, wie es noch am Freitag nach der Zustimmung der Grünen schien."
Mit dem Anstieg über die vorangegangenen beiden Tageshochs bei 22.753/22.814 Punkten hatte der DAX zum Wochenschluss noch ein klares Entspannungssignal generiert. Doch am ersten Handelstag der neuen Woche verharrt der Leitindex zunächst in seiner Spanne der vergangenen Wochen, die von einem Auf und Ab zwischen dem Tief bei 22.258 Zählern und dem Rekordhoch bei 23.476 Punkten gekennzeichnet ist.
Im weiteren Handelsverlauf stehen wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda, so veröffentlicht das ifo-Institut seine Frühjahrsprognose. Außerdem bewertet das Bundeswirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht die Konjunkturlage. Ebenfalls zum Wochenstart veröffentlicht die Industriestaaten-Organisation OECD ihren aktualisierten Wirtschaftsausblick. Im Fokus stehen dabei Analysen und Prognosen für die Weltwirtschaft sowie alle G20-Länder.
Positive Vorgaben für den DAX-Handel kommen unterdessen von der Wall Street. Dort hatten zum Wochenschluss einige Anleger die vergünstigten Kurse zum Einstieg genutzt.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich am Freitag mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 41.488 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 2,1 Prozent auf 5.638 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,6 Prozent auf 17.754 Stellen an.
Die wichtigsten Aktienmärkte in Fernost sind mehrheitlich mit Gewinnen in die neue Börsenwoche gestartet. Im Fokus standen besser als erwartet ausgefallene chinesische Konjunkturdaten sowie geplante Maßnahmen der Regierung in Peking zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage.
Der japanische Nikkei 225 schloss 0,9 Prozent höher. Für den Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong ging es zuletzt um 0,6 Prozent nach oben. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien sank dagegen um 0,2 Prozent.
Im frühen Devisenhandel tendiert der Euro bei 1,0876 Dollar seitwärts. Die europäische Gemeinschaftswährung kann damit das erhöhte Niveau der vergangenen Tage verteidigen. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 2.988 Dollar und damit 0,1 Prozent weniger.
Am Rohstoffmarkt verteuert sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,8 Prozent auf 71,15 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Regierung hatte zuvor die Fortsetzung von Luftangriffen auf die militanten Huthi im Jemen angekündigt. "Wir haben es mit einem Wiederaufleben der geopolitischen Spannungen zu tun", sagte Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG.
Gestützt werden die Ölpreise darüber hinaus durch die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der chinesischen Nachfrage, nachdem Peking neue Anstrengungen zur Ankurbelung des Binnenkonsums angekündigt hatte.
Die Rally der Rüstungswerte setzt sich zu Beginn der neuen Börsenwoche fort. Im DAX steigt die Aktie von Rheinmetall erstmals über die Marke von 1.400 Euro und markiert damit das vierte Rekordhoch in Folge. Angetrieben von der Notwendigkeit, die Verteidigungsausgaben in Europa drastisch zu erhöhen, legen außerdem Aktien von Renk und Hensoldt weiter zu.
Auch die VW-Aktie ist im frühen Handel gefragt. Die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE reagierte am Wochenende auf Berichte, die Familienstämme um Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch prüften einen Teilverkauf ihrer VW-Aktien. Es gebe weder aktuell konkrete Überlegungen, noch habe es sie im Jahr 2024 gegeben, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.
Klare Kursgewinne verzeichnet auch die Kion-Aktie. Die britische Investmentbank Barclays hat Kion von "Equal Weight" auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel von 39 auf 52 Euro angehoben. Die Branchenerholung gepaart mit dem "Deutschlandboost" könnten den Konkurrenzdruck in den Schatten stellen, so Barclays-Experte Timothy Lee.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 bekommt Kreisen zufolge einen neuen Großaktionär. Die US-Investmentgesellschaft General Atlantic werde mit zehn Prozent einsteigen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg gestern unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 sei für diesen Sonntag einberufen worden, um das Geschäft zu genehmigen.
Das Gehalt von UBS-Konzernchef Sergio Ermotti hat 2024 praktisch stagniert. Für 2024 erhält Ermotti eine Gesamtvergütung von 14,9 Millionen Franken, wie aus dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht des Schweizer Instituts hervorgeht. Damit gehört Ermotti in seiner Branche zu den europäischen Spitzenreitern unter den CEOs.