Kanzler Scholz trifft in Istanbul den türkischen Präsidenten Erdogan. Auch der Krieg in Nahost soll Gesprächsthema sein. Kurz vor dem Besuch wirft der türkische Außenminister Fidan Israel vor, den Iran in den Krieg hineinziehen zu wollen. Iran werde zu "legitimen Schritten" gezwungen, sagt Fidan.
Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat Israel vorgeworfen, den Iran in einen Krieg verwickeln zu wollen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu eröffne "ständig neue Fronten in der Region" und "versucht, den Iran in diesen Krieg hineinzuziehen", sagte Fidan auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem iranischen Kollegen Abbas Araghtschi in Istanbul. Der Iran hatte Israel Anfang des Monats mit rund 200 Raketen angegriffen. Israel kündigte eine militärische Reaktion darauf an, die aber bislang ausgeblieben ist.
"Die aggressive Haltung Israels zwingt den Iran, legitime Schritte zu unternehmen", fuhr Fidan fort. Angaben dazu, was das bedeuten könnte, machte er nicht. Das Risiko, dass sich der Krieg auf die gesamte Region ausbreite, solle nicht unterschätzt werden, warnte der türkische Außenminister.
Araghtschi bezeichnete die jüngste Verschärfung der Kämpfe im Libanon als "sehr besorgniserregend". Er sagte: "Die Möglichkeit eines Krieges in der Region ist immer ernst, und niemand außer dem zionistischen Regime möchte, dass das passiert." Der Iran wolle "Spannungen abbauen, aber (...) wir sind auf jedes Szenario vorbereitet".
Scholz trifft Erdogan in Istanbul
Das Treffen zwischen Fidan und Araghtschi fand kurz vor einem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan statt. Nach Angaben der Bundesregierung wird es bei der Begegnung in Istanbul voraussichtlich unter anderem auch um die Lage im Nahen Osten gehen.
Der Iran unterstützt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas, die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie andere israelfeindliche Kräfte in der Region. Teheran bezeichnet dieses Bündnis als "Achse des Widerstands" gegen Israel.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit inzwischen mehr als einem Jahr an. Ausgelöst worden war der Krieg durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Die israelische Armee geht seither massiv gegen die Hamas im Gazastreifen vor.
Konflikt weiter verschärft
Die Hisbollah wiederum hatte nach dem Hamas-Überfall auf Israel mit permanenten Luftangriffen eine zweite Front gegen das Land eröffnet. Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah verschärfte sich dann in den vergangenen Wochen deutlich.
Der Iran wiederum griff Israel am 1. Oktober mit rund 200 Raketen an - es war der zweite direkte iranische Angriff auf das Land binnen sechs Monaten. Seinen jüngsten Angriff bezeichnete Teheran als Reaktion unter anderem auf die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch die israelische Armee.
Israel kündigte seinerseits eine Antwort auf den iranischen Angriff an. Die iranischen Revolutionsgarden warnten daraufhin, sie würden Israel "schmerzhaft" treffen, sollte das Land iranische Ziele attackieren.