US-Präsident Donald Trump hat eine 30-tägige Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine vorgeschlagen. Russlands Präsident Wladimir Putin hat nun reagiert.
Kremlchef Wladimir Putin hat die Zustimmung zu einer von den USA vorgeschlagenen Waffenruhe im Krieg gegen die Ukraine an Bedingungen geknüpft. Bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz forderte er eine dauerhafte friedliche Lösung des Konflikts – rückte aber nicht von bereits geäußerten Maximalforderungen ab. Am Abend war noch ein Treffen von Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau geplant.
"Wir sind einverstanden mit dem Vorschlag, die Kampfhandlungen einzustellen", sagte Putin und dankte US-Präsident Donald Trump für die Initiative zur Beendigung des Krieges. "Aber wir gehen davon aus, dass dieser Stopp so sein sollte, dass er zu einem langfristigen Frieden führt und die Ursachen für den Konflikt beseitigt."
Es müssten zudem Fragen zur Kontrolle über diese Waffenruhe geklärt werden. So sei unklar, wie die Lage entlang der sich "über fast 2.000 Kilometer" erstreckenden Frontlinie beobachtet werden solle. Putin äußerte Bedenken, dass die Feuerpause gebrochen werde – und sich beide Kriegsparteien gegenseitig die Schuld für solche Vorfälle geben würden. Europäische Friedenstruppen zur Sicherung einer möglichen Waffenruhe lehnt Moskau ab.
Putin sieht Waffenruhe als Chance der Ukraine
Putin deutete zudem an, dass die Ukraine die Waffenruhe zu einem Durchatmen, zur Wiederbewaffnung und Rekrutierung neuer Soldaten nutzen könne, um anschließend weiter Krieg zu führen. Dies sei nicht hinnehmbar. Die Ukraine sieht ihrerseits die Gefahr, dass die russischen Truppen eine Waffenruhe zur Neuaufstellung nutzen könnten.
Der Kreml betonte zudem noch einmal seine Ansprüche auf ukrainisches Gebiet. Die Lage am Boden müsse bei den Verhandlungen berücksichtigt werden, sagten Putin und der neben ihm bei der Pressekonferenz im Kreml sitzende Machthaber von Belarus (früher Weißrussland), Alexander Lukaschenko, übereinstimmend. Belarus ist der engste Verbündete Russlands.
Russland erhebt Anspruch auf Gebiete
Von der Ukraine fordert die Moskauer Führung, dass sie die Gebiete vollständig räumt, die Russland zu seinem Staatsgebiet erklärt hat – das sind Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson. Der verbliebene Teil der Ukraine soll nach russischen Vorstellungen weitgehend entwaffnet werden. Außerdem spricht Russland in seiner Propaganda von einer "Denazifizierung" der Ukraine, worunter das Einsetzen einer moskautreuen Führung in Kiew verstanden wird.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete Putins Reaktion als "manipulativ". "Wir haben alle die sehr vorhersehbaren, sehr manipulativen Worte Putins aus Russland (...) gehört", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache. Der ukrainische Staatschef rief dazu auf, den Druck auf Russland zu erhöhen.
Die Ukraine besteht darauf, dass sie für einen langfristigen Frieden weitgehende Sicherheitsgarantien bekommt. Die USA wollen solche Verpflichtungen nicht übernehmen. Sie sehen dafür aber die Europäer in der Pflicht. Die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens treiben derzeit die Diskussion über Pläne für die Entsendung von Friedenstruppen europäischer Länder voran.
"Lage in Kursk unter Kontrolle"
In der Pressekonferenz zeigte sich der Kremlchef siegesgewiss. Die Lage an der Front ändere sich schnell – und sie ändere sich zugunsten der russischen Truppen, sagte er. Gerade in der westrussischen Region Kursk sei die Lage inzwischen völlig unter Moskaus Kontrolle, sagte Putin nach einem Besuch dort am Vortag. Ukrainische Truppen hatten dort im Sommer bei einem überraschenden Gegenstoß Land erobert und somit erstmals den Krieg auf den Boden des Angreifers zurückgebracht.
Allerdings sind die dort stationierten Truppen Kiews in Bedrängnis geraten. Gerade habe das russische Militär die Kleinstadt Sudscha zurückerobert, sagte Putin und berief sich auf Berichte russischer Generäle. Die Kleinstadt Sudscha war der größte Ort, den die Ukrainer im vergangenen Jahr eingenommen hatten.
Putin stellte die ukrainischen Soldaten in der westrussischen Oblast Kursk vor die Wahl Kapitulation oder Tod. Die Lage in Kursk sei "vollständig unter unserer Kontrolle, und die Gruppe, die in unser Gebiet eingedrungen ist, ist isoliert", sagt Putin in Moskau. Die ukrainischen Soldaten seien innerhalb der Invasionszone abgeschnitten. "Und wenn es in den kommenden Tagen zu einer physischen Blockade kommt, wird niemand mehr in der Lage sein, das Gebiet zu verlassen. Es gibt dann nur noch zwei Möglichkeiten: sich zu ergeben oder zu sterben." Die ukrainische Militärführung bestreitet, dass ihre Soldaten eingekesselt sind. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden fünf russische Angriffe abgewehrt, an vier Orten gingen die Gefechte weiter.
Donald Trump reagiert auf Putin
US-Präsident Donald Trump nennt die Äußerungen des russischen Präsidenten vielversprechend. "Aber es war nicht vollständig", sagt Trump anlässlich von Beratungen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Washington. Er würde gern eine Waffenruhe sehen, fügt Trump hinzu. Sein Sondergesandter Steve Witkoff sei in ernsthaften Gesprächen mit der russischen Seite über eine Beendigung des Krieges. Medienberichten zufolge ist ein Treffen zwischen Witkoff und Putin für den Abend geplant. "Hoffentlich tun sie das Richtige", sagt Trump mit Blick auf die russische Führung. Er glaube nicht, dass Russland Verbündete der USA angreifen würde, sagt Trump weiter. "Das wird nicht passieren. Wir werden dafür sorgen, dass es nicht passiert."
Der Plan einer 30-tägigen Feuerpause zu Lande, in der Luft und auf See im Ukraine-Krieg stammt von der Regierung von US-Präsident Trump. Es ist der erste derartige Vorschlag in mehr als drei Jahren des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland. Bei Gesprächen in Saudi-Arabien überzeugten US-Außenminister Marco Rubio und Sicherheitsberater Mike Waltz die Ukraine von dem Vorschlag. Die Waffenruhe solle gelten, wenn auch Moskau sich daran halte.
Unterhändler der USA zu Gesprächen in Moskau
Kiew hatte eigentlich die europäische Idee verfolgt, zunächst gegenseitige Luftangriffe und Attacken von See einzustellen. Dies wäre leichter überprüfbar. Im Gegenzug für die ukrainische Zustimmung zu dem US-Plan nahm Washington die unterbrochenen Waffenlieferungen wieder auf. Die Ukraine wird auch wieder mit Daten der US-Aufklärung versorgt.
Unterhändler der USA waren am Donnerstag auf dem Weg nach Moskau zu Gesprächen, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow mitteilte. Ihm zufolge sprachen am Vortag Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow und Sicherheitsberater Waltz über den Krieg. Details nannte Peskow nicht. Er kündigte ein "internationales Telefonat" Putins an, ohne Einzelheiten preiszugeben. Erwartet wird ein weiteres Gespräch mit Trump.
Bisher hat Russland stets einen vorübergehenden Waffenstillstand in der Ukraine abgelehnt und darauf gedrungen, den Konflikt ganzheitlich zu lösen. Als Ursache sieht Moskau die Ostausdehnung der Nato und die Möglichkeit, dass auch die Ukraine ins westliche Bündnis aufgenommen werden könnte.
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