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Militär: Schweden, Israel, Nordkorea: So sieht Wehrdienst in anderen Ländern aus



Die Politik in Deutschland fordert eine Reform des Wehrdienstes, manche sogar eine Rückkehr zur Wehrpflicht. Wie es in anderen Ländern aussieht, zeigt diese Übersicht.

Wird der Wehrdienst in Deutschland reformiert? Kommt gar die Wehrpflicht zurück? Wenn es nach mehreren Politikerinnen und Politikern von Union und SPD geht, lautet die Antwort: ja. 

Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), befürwortet das von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorgeschlagene Wehrdienst-Modell. Dieses nennt sie in ihrem Jahresbericht 2024 einen "guten und richtigen Vorschlag". Auf Grundlage eines Fragebogens, der von Männern verpflichtend und von Frauen freiwillig ausgefüllt wird, könnten dann die Musterung und Auswahl der geeignetsten und motiviertesten Bewerberinnen und Bewerber erfolgen, schreibt Högl weiter.

Die Pläne von Pistorius sehen vor allem vor, alle jungen Männer und Frauen anzuschreiben, um sie nach ihrer Bereitschaft und Fähigkeit zum Dienst bei der Bundeswehr zu befragen. Hauptziel ist, mehr Personal zu rekrutieren. Eine Dienstpflicht lehnt Pistorius vorerst ab.

"Aussetzung der Wehrpflicht passt nicht mehr zur aktuellen Gefährdungslage"

Die Ampel-Regierung hatte kurz vor ihrem Bruch im vergangenen November Pläne von Pistorius für einen neuen Wehrdienst per Kabinettsbeschluss auf den Weg gebracht. Eine Befassung damit im Bundestag fand wegen des Ampel-Bruchs jedoch nicht mehr statt.

Der SPD-Verteidigungsexperte Johannes Arlt sagte, er halte die Einführung eines Wehrdienstes in Deutschland ab 2026 für realistisch. Es müsse aber politisch und organisatorisch dieses Jahr noch viel getan werden, "um ab dem nächsten Jahr dann eine größere Zahl an Wehrpflichtigen oder Wehrdienstleistenden aufnehmen zu können und die Ausbildungskapazitäten hochfahren zu können", sagte Arlt im RBB-Radio. "Wir brauchen Betten, wir brauchen Ausbilder", betonte er.

Der CSU-Politiker Florian Hahn fordert wegen der veränderten Bedrohungslage sogar die Wiedereinführung einer Wehrpflicht noch in diesem Jahr. "Die Aussetzung der Wehrpflicht passt nicht mehr zur aktuellen Gefährdungslage. Noch im Jahr 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der "Bild"-Zeitung.

Wehrpflicht in Deutschland 2011 quasi abgeschafft

Die Wehrpflicht war 2011 in Deutschland unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Das kam einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich, denn gleichzeitig wurden praktisch alle Strukturen für eine Wehrpflicht aufgelöst. 

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, forderte den Start einer Wehrpflicht nach schwedischem Modell mit verpflichtender Erfassung noch in diesem Jahr. "Ohne eine Art neue Wehrpflicht werden wir die Gewinnung und Bindung des Personals, das wir brauchen, nicht schaffen", sagte er im Sender Welt-TV.

Die Zahl der Soldaten ist den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Trotzdem nannte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Mai 2024 den Personalmangel der Bundeswehr eine "überschaubare" Aufgabe. 

Auf die neue Bundesregierung kommt es nun zu, über eine neue Wehrpflicht in Friedenszeiten zu entscheiden. Für Konfliktzeiten ist im Wehrpflichtgesetz ohnehin festgelegt, dass die Wehrpflicht für Männer auflebt, wenn der Bundestag den Spannungs- und Verteidigungsfall feststellt.

Wie die Wehrpflicht und der Wehrdienst in anderen Ländern aussehen, zeigt Ihnen unsere Fotostrecke.

Quellen: The World Factbook der CIA, Nachrichtenagenturen Anadolu und Reuters, World Population Review, "Forces News", Carnegie Endowment for International Peace, Bundesinnenministerium Österreich, borger.dk, Danmarks Radio, Der Neue Kosmos Weltalmanach & Atlas 2024/2025, Japanische Verfassung, Polskie Radio

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