18 hours ago

Koumpounophobie: Skurrile Phobie: Knöpfe ekeln mich an



Es gibt jede Menge merkwürdige Phobien. Die Abneigung gegen Knöpfe, die offiziell Koumpounophobie heißt, tritt dabei gar nicht mal so selten auf.

Als ich vor einigen Jahren durch eine Filiale von Ikea bummelte, musste ich plötzlich mein Gesicht verziehen und mich schütteln – in der Teppichabteilung. Dort nämlich hing ein bunter Teppich, von dem ich annehmen musste, dass er offenbar tatsächlich von Leuten gekauft wird. Das Muster: Große, runde Knöpfe. Niemals käme das Ding in meine Wohnung. Was für ein abstoßendes Muster. Igitt! Ich finde Knöpfe – eklig.

Erst vor ein paar Jahren habe ich festgestellt, dass das kein merkwürdiger persönlicher Tick von mir ist, sondern tatsächlich eine "offizielle" Phobie. Koumpounophobie heißt das im Psychologen-Latein. Und nein, auch ich kann das nicht fehlerfrei aussprechen.

Die Ursache? Völlig rätselhaft

Woher das kommt? Das können selbst Experten nicht sagen. Ich jedenfalls hatte kein traumatisches Erlebnis in frühester Kindheit – weder generell, noch in Zusammenhang mit Knöpfen. Ich wüsste auch nicht, wie ein traumatisches Erlebnis mit Knöpfen überhaupt aussehen sollte. Doch ich fand sie schon immer abstoßend. Wie meine Eltern sich (und mich) gern seufzend erinnern: Bereits im Kindergartenalter weigerte ich mich mit Händen und Füßen dagegen, Kleidung mit Knöpfen zu tragen. Ich erinnere mich an ein Fasching, das für mich völlig ruiniert war, weil meine Mutter mich überredet hatte, in einer Jeanslatzhose mit exakt zwei Knöpfen – für die Träger – in den Kindergarten zu gehen, wo ich dann endlich mein Faschingskostüm anziehen durfte.

Zum Glück fiel meine Grundschulzeit in den frühen Neunzigern in die Phase, in der man als Mädchen ohnehin Leggings und darüber lange Shirts trug. Etwas anderes zog ich jetzt nämlich auch schlicht nicht mehr an. Vom Fashion-Standpunkt aus sicherlich fragwürdig. Aber das war damals ja so einiges.

Mit dem Alter wird es etwas besser

Zehn bis zwölf Prozent aller Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine spezifische Phobie. Und, wie ich zu meiner Beruhigung irgendwann feststellen durfte, bei gar nicht mal so wenigen sind ebenfalls Knöpfe das Hassobjekt. Die erste "Leidensgenossin", die ich traf, war meine Freundin Britta. Als ich mit 18 oder 19 mit ihr durch die Stadt bummelte, auf Shoppingtour, erwähnte sie ganz nebenbei, dass sie keine Blusen mag, weil sie Knöpfe eklig fände. Ich hätte sie umarmen können. Ich war nicht allein!

Diese seltsame Phobie wird mit dem Alter aber immerhin milder. Das war bei mir der Fall, und auch bei den wenigen mir bekannten Leidensgenossen und -genossinnen. Irgendwann im Teenager-Alter waren Jeans dann für mich okay, auch Mäntel mit Knöpfen gingen klar. Große Knöpfe sind aus irgendeinem Grund weniger schlimm als kleine. Manchmal trug ich trotzdem sogar Blusen, bevorzugt aber unter Pullovern versteckt. Allerdings bin ich heute noch kein Fan davon, wenn mein Mann Hemden trägt. Und wenn irgendwo mal ein einzelner, abgefallener Knopf rumliegt – am besten noch so ein kleiner, aus milchigem Plastik – dann schüttelt's mich. Und das ist keine Metapher. Ich könnte das kleine Ding nicht mit bloßen Händen anfassen. Ich finde sogar das Wort Knopf irgendwie eklig.

Glücklicherweise ist diese Macke ja nun aber nichts, das einen im Alltag signifikant einschränkt. Anders als Phobien, die Betroffene im Alltag extrem belasten, wie die Angst vor Aufzügen, Hunden, dem Sich-Übergeben oder schlicht anderen Menschen. So etwas schafft einen echten Leidensdruck – ich hingegen kaufe Kleidung halt etwas selektiver als andere und manchmal schüttelt's mich angeekelt – Stichwort Ikea –, wenn andere das nicht nachvollziehen können. Das ist hinnehmbar. Und der Gedanke, dass es da draußen eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die jetzt verständnisvoll nickt – das ist gut zu wissen. 

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