3 months ago

Kein Lob für Kanzler-Gattin: Kohl-Berater Teltschik teilt gegen Wegbegleiter des Kanzlers aus



Knapp 20 Jahre gehört Horst Teltschik zum engsten Zirkel von Helmut Kohl. Einem Historiker schildert er nun seine Sicht auf den Kanzler, dessen Ehen mit Hannelore und Maike und auf viele Unions-Granden. Gerade die Herren watscht er teils heftig ab. In einem Punkt kommt der Kanzler selbst schlecht weg.

Horst Teltschik, einst wichtigster außenpolitischer Berater von Kanzler Helmut Kohl, hat unschöne Erinnerungen an viele Mitstreiter, wie aus einem demnächst erscheinenden Buch des Hildesheimer Historikers Michael Gehler hervorgeht, berichtet der "Spiegel" vorab.

Über Manfred Wörner, bis 1988 Verteidigungsminister, danach NATO-Generalsekretär, sagt Teltschik: "Ein Playboy-Typ, sich selbst als großartig empfindend." Auch Wörners späteren Nachfolger als Minister, Volker Rühe, sieht Teltschik kritisch: Rühe sei ein "präpotenter Bursche" mit einer "gesunden Arroganz". Und Kohls CDU-Dauerrivalen Lothar Späth, bis 1991 Ministerpräsident Baden-Württembergs, beschreibt Teltschik mit den Worten: "Klein im Wuchse und politisch schwach. Es war bekannt, dass er in der Küche eine Karriereleiter stehen hatte. Die oberste Sprosse war noch nicht beschriftet."

Teltschik zählte von 1972 bis 1990 zum engsten Kreis Kohls; ab 1982 leitete er die außenpolitische Abteilung im Kanzleramt. Teltschik berichtet dem Historiker Gehler zufolge auch über Kohls Privatleben. In der Ehe des Kanzlers stand es laut Teltschik nicht zum Besten, und sein Mitgefühl galt Ehefrau Hannelore, die später schwer erkrankte und sich 2001 das Leben nahm. Als Teltschik beobachtete, wie liebevoll Kremlchef Michail Gorbatschow mit seiner Gattin Raissa umging, sei ihm der Gedanke durch den Kopf geschossen: "Da kann sich Kohl eine Scheibe abschneiden."

Kohls zweite Ehefrau Maike Kohl-Richter hingegen kommt bei Teltschik nicht gut weg. Sie scheint bei seinen Gesprächen mit Kohl über die gemeinsame Vergangenheit gestört zu haben: "Sie mischte sich immer ein, obwohl sie nie bei den Ereignissen dabei gewesen war."

In einem Fall gibt es gegen Teltschiks Erinnerungen bereits prominenten Widerspruch. Laut Teltschik waren Kohl und er vom damaligen Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel enttäuscht: "Wir waren uns nicht immer so sicher, was er wirklich kann oder nicht kann ... Im Gegensatz zu seinem eigenen Selbstbewusstsein war er nicht der stärkste Minister." Eine Quelle für diese Einschätzung soll Waigels Staatssekretär Horst Köhler gewesen sein, der spätere Bundespräsident. Köhler bestreitet dies gegenüber dem "Spiegel".

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