Karsten Wildberger: Dieser Top-Manager soll Deutschland endlich digital machen

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Das ist ein Coup: Karsten Wildberger, Chef von Media-Markt-Saturn, soll Friedrich Merz' Digitalminister werden. Für den Manager ist das ein potenzielles Himmelfahrtskommando.

Als Manager ist er bekannt, im Berliner Politikgeschäft wird er nun leitender Lehrling: Karsten Wildberger, 1969 geboren, promovierter Physiker. Wildberger hat einen Ruf als erfolgreicher Macher: Seitdem er 2021 das Management der Media-Markt-Saturn-Gruppe übernahm, geht es bei dem Elektronikhändler trotz Amazon und Temu wieder steil bergauf. Jetzt soll er unter Bald-Kanzler Friedrich Merz Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung werden.

Wildberger hat die Media-Markt-Saturn-Kette saniert, die früher vor allem mit markigen Werbeslogans auffiel und heute wirtschaftlich wieder gut dasteht. Ein Verdienst, der vor allem Wildberger zugerechnet wird. Und auch zuvor sammelte Wildberger beim Energiekonzern E.ON, bei Telekommunikationsanbietern und bei Boston Consulting viele Erfahrungen, die den Manager rund um den Globus und nun ins politische Berlin führen.

Dort ist der 55-Jährige bislang ein unbeschriebenes Blatt. Sein Name wurde in den vergangenen Wochen von keinem der vielen angeblichen Insider des Politikbetriebs genannt. 

Wildberger kennt Merz aus dem CDU-Wirtschaftsrat

Dabei engagiert sich der gelernte Physiker und langjährige Manager schon seit acht Jahren im sogenannten Wirtschaftsrat der CDU – vor allem in Merz' Heimatbundesland Nordrhein-Westfalen. Und Merz war bis 2021 Vizepräsident ebendieses Wirtschaftsrates, dem CDU-nahen Gremium, das er auch nach seinem langjährigen Rückzug aus der Bundespolitik nicht verließ. Sein Nachfolger: Karsten Wildberger. Merz setzt also auch in der Digitalisierung offenbar auf einen, den er gut kennt. 

Doch was in der Privatwirtschaft funktioniert, ist in der Politik noch lange nicht garantiert. Das neue Amt wird für Wildberger die größte Aufgabe seines Berufslebens. Denn die Herausforderung, endlich den gordischen Knoten bei der Verwaltungsdigitalisierung zu durchschlagen, ist gewaltig. Seit Thomas de Maizière haben sich Innenminister die Zähne daran ausgebissen, Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt wurden in nur teilweise funktionierende Lösungen versenkt.

Die Digitalisierung ist heute auch Geopolitik

Jahrzehntelang konnten sich Bund, Länder und Kommunen auf Grundfragen nicht einigen, wie diese aussehen soll. Der Bund ist für ganz vieles in der Verwaltung gar nicht zuständig – was Politiker aber öffentlich ungern zugaben. Deutschlands Verwaltungsdigitalisierung steckt fest. Weshalb im neuen Koalitionsvertrag jetzt auch eine Neuregelung vorgesehen ist: Mehr Macht für den Bund soll es richten.

Doch ohne politische Erfahrung ist das kaum zu erreichen, immerhin müssen dafür die mächtigen Länderchefs einen Teil ihrer Zuständigkeit abgeben. Und selbst wenn das geschieht, bleiben noch die Tücken der Technik: Anders als bei einem Großkonzern kann der Staat nicht einfach einen Auftrag an einen Dienstleister vergeben, um ein Vorhaben umzusetzen. Ein Ministerium, selbst ein neu gegründetes, muss sich an die komplizierten Spielregeln des Verwaltungsrechts halten. 

Zugleich hat die Digitalpolitik noch viel mehr Gewicht bekommen als früher: Seit Donald Trump im Weißen Haus zurück ist, ist sie knallharte Geopolitik. Wenn Trump will, kann er seinen Verbündeten den digitalen Stecker ziehen. Und dessen Vizepräsident J.D. Vance macht keinen Hehl daraus, dass die USA wenig Hemmungen haben, ihre Interessen bei der Digitalpolitik auch mit harten Bandagen durchzusetzen. Europa hingegen ist weiter auf der Suche nach der eigenen Rolle – und muss sich fragen: Wie kann die Abhängigkeit von den USA und von China gleichzeitig verringert werden? 

Philipp Amthor ist an Wilderbergers Seite

Ob Wildberger hier überhaupt viel zu sagen haben wird, ist noch unklar – weil die Zuständigkeiten in der künftigen Bundesregierung noch nicht abschließend geklärt sind. Dass Wildberger als Neuling auf der politischen Bühne hier ins kalte Wasser springt: mutig.

Damit Wildberger bei diesem doppelten Himmelfahrtskommando nicht untergeht, hat Friedrich Merz dem bisherigen Media-Markt-Manager mit Philipp Amthor und Thomas Jarzombek zwei erfahrene Bundestagsabgeordnete an die Seite gestellt: Sie sollen ihm bei der Verwaltungsmodernisierung und der Digitalpolitik unter die Arme greifen. Und ausgleichen, was Wildberger fehlt: Erfahrung im Berliner Politikbetrieb. Denn auf die wird es ankommen – genau wie auf die Unterstützung durch Friedrich Merz, wenn es inhaltlich hart auf hart kommt.

Genau das dürfte nicht lange auf sich warten lassen.