Im Donbass rücken Russlands Truppen auf Pokrowsk zu. Die Stadt ist ein wichtiger Stützpunkt der ukrainischen Armee. Nun holen ukrainische Verbände dort überraschend zum Gegenschlag aus.
Ukrainische Einheiten sind offenbar nahe der von Russlands Armeen bedrohten Stadt Pokrowsk zum Gegenangriff übergegangen. Wie das US-Magazin "Forbes" berichtet, haben Kiews Militärplaner vier oder fünf Brigaden in Reserve gehalten, von denen einige nun im Einsatz sind, um den Vormarsch von Moskaus Verbänden in der Region Donezk zu verlangsamen. Darunter sind demnach die Kara-Dag-Brigade, die 12. Spezialeinsatzbrigade "Asow" und die 93. mechanisierte Brigade. Der russische Kriegspropagandist Jewgeni Norin bezeichnete diese Einheiten auf Telegram als "ziemlich intakt und gut ausgerüstet".
Pokrowsk ist Stützpunkt der dritten und letzten Verteidigungslinie der Ukraine im Donbass und als Logistik-Knotenpunkt für die Versorgung der ukrainischen Truppen im Osten von entscheidender Bedeutung. Seit dem Fall von Awdijiwka im vergangenen Februar ziehen sich Kiews Einheiten Stück für Stück Richtung Pokrowsk zurück. Der österreichische Militärexperte Oberst Markus Reisner sagte Anfang der Woche zu ntv.de, dass Russland drei Manövergruppen mit etwa 150.000 Soldaten im Donbass massiert habe, um die ukrainischen Verteidigungsstellungen zu durchbrechen.
Die neu herangeführten ukrainischen Brigaden führen laut "Forbes" kleinere Gegenangriffe durch. Dramatische Frontveränderungen seien aber nicht zu erwarten. Vielmehr sollen die Attacken die Linien stabilisieren und den Verteidigern von Pokrowsk Zeit geben, sich tiefer einzugraben. Nach ukrainischen Angaben zeigen die Maßnahmen bereits Erfolge. "In den letzten sechs Tagen ist der Feind keinen einzigen Meter in Richtung Pokrowsk vorgerückt", sagte Olexander Syrskyj am Donnerstag dem Sender CNN.
Besonders bedeutsam dürfte laut "Forbes" die Operation der Kara-Dag-Brigade in Selydowe sein, etwa 20 Kilometer südöstlich von Pokrowsk. Seit Tagen bekämpfen die T-64 der Einheit russische Truppen, die versuchen Selydowe zu infiltrieren. Die Stadt gilt als Einfallstor auf dem Weg nach Pokrowsk. "Ohne die Sicherung des Bereichs um Selydowe kann der Feind seine Offensive nicht aufrechterhalten, heißt es in einem aktuellen Bericht der ukrainischen Denkfabrik Zentrum für Verteidigungsstrategien.