Raketenabwehrsysteme gewinnen aufgrund der russischen Aggression immer mehr an Bedeutung. Die USA und Polen eröffnen jetzt einen Stützpunkt zur Verteidigung gegen die Geschosse hundert Kilometer westlich von Danzig. Moskau protestiert gegen den Schritt - und kündigt eine Reaktion an.
Vertreter der USA und der polnischen Regierung haben in Polen einen Stützpunkt für das NATO-Raketenabwehrsystem in Europa offiziell eröffnet. "Die ganze Welt wird klar und deutlich sehen, dass dies hier kein russischer Einflussbereich mehr ist", sagte Präsident Andrzej Duda. Die vom US-Militär betriebene Basis in Redzikowo liegt etwa hundert Kilometer westlich von Danzig im Norden Polens und ist Teil des NATO-Raketenabwehrschirms.
Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz sprach bei der Zeremonie von einem Ereignis mit "historischer Bedeutung für die Sicherheit Polens, der Vereinigten Staaten und der NATO". "Ein US-Zerstörer auf polnischem Boden ist eine Tatsache geworden", betonte Kosiniak-Kamysz. "Anhand der aktuellen Konflikte, etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten, können wir sehen, wie wichtig die Luftverteidigung und die Raketenabwehr sind."
Das System, zu dem auch ein ähnlicher Stützpunkt in Rumänien gehört, wurde unter dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush geplant. Ursprünglich war es dafür gedacht, Europa vor einer Bedrohung durch mögliche Raketenschläge des Irans zu schützen. In Polen wurde es aber immer auch als ein Schutz vor einer Aggression Russlands gesehen. Die nun eröffnete Basis ist bereits seit Juli in Betrieb und Teil eines größeren NATO-Schutzschildes, zu dem auch ein Radarsystem gehört, das ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen abfangen könnte.
Moskau protestiert
Die Basis in Redzikowo ist mit dem US-Raketenabwehrsystem Aegis Ashore ausgerüstet. Das ursprünglich für Kriegsschiffe der US-Marine entwickelte System wurde für den Gebrauch an Land modifiziert. Aegis Ashore kann Raketen aufspüren, verfolgen und zerstören. Während der Stützpunkt für Aegis Ashore im rumänischen Deveselu bereits 2016 den Betrieb aufnahm, verzögerten sich die Vorbereitungen für die jetzt eröffnete Basis in Polen über Jahre.
Die russische Führung kritisierte den Schritt. Die militärische Infrastruktur der USA rücke auf europäischem Territorium in Richtung von Russlands Grenzen vor, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. "Dies ist nichts anderes als ein Versuch, unser militärisches Potenzial einzudämmen, und natürlich werden wir geeignete Maßnahmen beschließen, um die Parität zu gewährleisten."
Russland hat immer wieder gegen das Projekt des Raketenabwehrschirms protestiert. Moskau behauptet, dass von den Abschussanlagen in Polen und Rumänien theoretisch nicht nur Abfangraketen, sondern auch für Angriffe atomar bestückte Marschflugkörper abgefeuert werden könnten.