Mit Luftreinigern können Heuschnupfen-Geplagte ihre vier Wände in eine fast pollenfreie Zone verwandeln. Allerdings eignet sich nicht jeder Reiniger für den Kampf gegen Pollen.
Heuschnupfen klingt harmlos, kann aber für die Betroffenen die Hölle sein. Die leichten Fälle müssen lediglich Niesen, die schweren kämpfen mit juckenden Augen, andauernder Schleimabsonderung, Entzündungen der Nasennebenhöhlen und der Bindehaut bis hin zum Asthma. Diese Tortur hält im Jahr für viele Betroffene immer länger an, da durch den Klimawandel vieles früher und bisweilen weit in den Spätsommer hinein blüht.
So manche Gräser- und Pollen-Allergiker dürfte das Home-Office in der Blühsaison entlasten. Sie müssen nicht mehr raus, sondern lüften morgens und schließen dann die Fenster. Das hilft viel, doch die winzigen Pollen dringen weiterhin ins Haus. Sie schlüpfen durch kleinste Ritzen in Fenster und Türen, werden beim Lüften hereingeweht, mit der Kleidung hereingetragen. Beim Gehen durch die Wohnung sowie durch Temperaturunterschiede werde die Partikel dann aufgewirbelt. Manche Plagegeister sind ohnehin immer da, so wie die Hausstaubmilbe. Wer unter einer Pollenallergie leidet, reagiert oft auch auf Hausstaub allergisch. Die Symptome sind zwar meist viel geringer als bei Blütenpollen, doch die Kombination beider Allergietypen bedeutet ein Immunsystem unter Dauerbeschuss.
HEPA ist für Allergiker Pflicht
Neben Tabletten, Tropfen und Cremes lässt sich zumindest in den eigenen vier Wänden auch technisch gegen allergische Reaktionen vorgehen: mit einem Luftreiniger. Waren diese Geräte noch vor zwei Jahren eher Nischenprodukte, hat die Corona-Pandemie für einen ordentlichen Schub an neuen Geräten in allen Preisklassen und Ausstattungsvarianten gesorgt.
Das Grundprinzip der Reiniger ist simpel: Luft wird angesogen, durch mehrere Filter geleitet, an denen Partikel hängenbleiben, und gereinigt wieder an den Raum abgegeben. Die Reiniger müssen dabei nicht ununterbrochen laufen. Je nach Raumvolumen und Leistung des Lüfters nur ein paar Minuten pro Stunde. Faustregel: Der Reiniger sollte annähernd das doppelte des tatsächlichen Raumvolumens pro Stunde filtern können. Einige Hersteller geben die Reinigungsleistung in Quadratmetern an. Hier sollte genauer geschaut werden, welche Deckenhöhe der Hersteller angesetzt hat.
Beim Luftreiniger auf die Folgekosten achten
Für Allergiker kommen nur Geräte mit einem sogenannten HEPA-Filter infrage. HEPA steht für "high efficiency particulate absorbing". Die Filterstufe davor heißt EPA. Die HEPA-Filter können Partikel kleiner als ein Mikrometer aus der Luft filtern. Pollen bleiben mit einer Größe von minimal fünf Mikrometern zuverlässig in den Membranen hängen, aber auch Milbeneier und sogar Bakterien, Schimmelsporen und Viren. HEPA-Filter können je nach Hersteller und Gerät teuer sein. Wer sich an die vom Hersteller empfohlenen Tauschintervalle hält, investiert bis zu 200 Euro pro Jahr in gefilterte Luft. Der Blick auf die Folgekosten ist bei der Wahl des Luftreinigers ebenso wichtig wie auf den Kaufpreis.
Damit sich der teure HEPA-Filter nicht schnell zusetzt, liegt er hinter einem Vorfilter. Eine Membran fürs Grobe, die Haare, Staub, Fusseln, Insekten blockt. Vorfilter werden meist nicht ausgetauscht, sondern ab und an mit dem Staubsauger gereinigt oder abgespült.
Zwischen Vorfilter und HEPA liegt bei vielen Modellen noch ein Aktivkohlefilter, wie sie auch in Dunstabzugshauben verwendet werden. Ihre Aufgabe ist das Filtern von Gerüchen. Mikroskopisch betrachtet ist Kohle sehr porös, die Luft durchströmt sie wie durch ein großes Labyrinth. Auf den langen Wegen bleiben Geruchspartikel hängen und werden in die Kohlestruktur eingelagert. Irgendwann kann die Kohle keine Partikel mehr aufnehmen und der Filter muss ausgetauscht werden.
Zweischneidige Ionen
Unverwüstlich ist hingegen der Ionisator. Dieses Bauteil im Luftreiniger lädt die Luftteilchen mittels UV-Licht elektrostatisch auf. An die negativ geladenen Teilchen lagern sich Partikel in der Luft an, bilden größere Cluster, die zu Boden sinken und sich viel leichter aus der Luft filtern lassen. Die Luft wirkt frischer. Die Idee ist der Natur abgeschaut. Ionen kommen in der freien Natur in viel höheren Konzentrationen vor als in Innenräumen. Sie sind unter anderem der Grund, dass wir Luft von außen als klar und die Zimmerluft als verbraucht wahrnehmen.
Nebenprodukt ist allerdings Ozon, ein Gas mit zweischneidigen Eigenschaften. Ozon besteht aus drei Sauerstoffatomen und ist sehr reaktionsfreudig. So kann es Geruchsmoleküle aufspalten und neutralisieren, selbst wenn sie sich bereits in Textilien abgelagert haben. In höheren Dosen wirkt Ozon jedoch gesundheitsschädlich. Die von der EU festgelegten Grenzwerte liegen bei 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter. Empfindliche Menschen, und das sind in der Regel Allergiker, reagieren schon ab 40 Mikrogramm auf das nach Chlor riechende Gas. Selbst wenn der Luftreiniger deutlich unter diesen Werten bliebt, rät der Deutsche Allergiker- und Asthmabund DAAB von Ionisatoren ab. Nutzen und die Gefahr von Unwohlsein stehen in einem Verhältnis.+
Leisetreter bevorzugt
Luftreiniger saugen die Luft mit einem Ventilator an und blasen die gereinigte Luft auf der anderen Seite wieder heraus. Was sich dreht, macht Geräusche. Tagsüber mag das leise Surren in der Soundkulisse des Alltags untergehen, doch im Schlafzimmer sollte der Reiniger lieber nicht lauter als 30 Dezibel vor sich hindrehen. Viele Geräte bieten einen Nachtmodus mit reduzierter Drehzahl und heruntergedimmter Beleuchtung der Bedienknöpfe an. Die besseren Geräte lassen sich via App steuern. Die kleinen Programme für das Smartphone zeigen dann auch anstehende Filterwechsel an.
Manche Luftreiniger können die Luft nicht nur filtern, sondern zugleich befeuchten. Für Allergiker mit gereizten Atemwegen klingt feuchte Luft zunächst verlockend, dennoch warnen Ärzte vor den Luftwäschern. Sobald sich im Wasserbehälter Bakterien und Pilzsporen ansammeln, werden diese in die Raumluft abgegeben. In mitunter großen Mengen, wie Untersuchungen gezeigt haben. Mögliche allergische Reaktionen auf Pilzsporen sind Niesanfälle, Schnupfen, Husten, Müdigkeit, Gelenk- oder Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder allergisches Asthma. Daher: Im Zweifel als Allergiker lieber auf Luftbefeuchter verzichten.