Familie Bibas war seit Oktober 2023 in der Gewalt der Hamas. Der Vater kehrte lebend nach Israel zurück, seine Kinder sind tot. Seine Frau nutzt die Hamas für ihre Propaganda.
Das Gesicht vor Angst verzerrt, hält eine Frau zwei Kinder auf dem Arm. Um sie herum stehen Bewaffnete. Die Eindrücke wurden in einem Video festgehalten. Es zeigt die Momente, in denen die Hamas Schiri Bibas und ihre kleinen Söhne in den Gazastreifen verschleppte.
Donnerstag hat die radikal-islamische Terrorgruppe aus dem Gazastreifen die sterblichen Überreste von vier Personen übergeben. Es war das erste Mal seit Beginn der Waffenruhe am 19. Januar. In Chan Junis im Süden des Gazastreifens übernahm ein Team des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) vier schwarze Särge und fuhr sie zu israelischen Soldaten in der Nähe. Dabei handelte es sich vermeintlich um die sterblichen Überreste von Kfir und Ariel, ihrer Mutter Schiri Bibas sowie von Oded Lifschitz.
Bei den sterblichen Überresten der übergebenen Kinderleichen handele es sich um die beiden Bibas-Brüder Kfir und Ariel, erklärte Armeesprecher Avichay Adraee in der Nacht zu Freitag im Onlinedienst Telegram. Die beiden Kinder seien "brutal" von den Islamisten getötet worden.
Der nächste Schock für Israel: Die Hamas hat nach Worten von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu statt der getöteten Geisel Shiri Bibas die Leiche einer Frau aus dem Gazastreifen an Israel übergeben. "Mit einem unvorstellbaren Zynismus haben sie nicht Shiri zusammen mit ihren kleinen Kindern (...) übergeben, und haben die Leiche einer Frau aus dem Gazastreifen in den Sarg gelegt", erklärte Netanjahu. "Die Grausamkeit der Hamas-Monster hat keine Grenzen", fügte er hinzu.
Es ist ein weiterer Tiefpunkt des qualvollen Schicksals von Familie Bibas. Der Jüngste war bei seiner Entführung noch ein Baby. Er habe zum Zeitpunkt seiner Entführung noch nicht laufen und "Mama" sagen können, sagte der Cousin seiner Mutter kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. Sein älterer Bruder habe damals noch an Superhelden geglaubt, so Jimmy Miller. Kfir wurde nur neun Monate alt, Ariel vier Jahre. Sie sind die jüngsten Geiseln, die die Hamas und der mit ihr verbündete Islamische Dschihad bei ihrem überraschenden Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt haben.
"In den letzten Stunden waren wir in Aufruhr, nachdem ein Hamas-Sprecher die geplante Rückkehr von Shiri, Ariel und Kfir an diesem Donnerstag im Rahmen der Phase der Freilassung der Geiseln angekündigt hatte", hieß es in einer Stellungnahme der Familie vom Dienstag. Zu den Berichten, die Geiseln seien tot, schrieb die Familie: "Wir möchten klarstellen, dass uns diese Berichte zwar bekannt sind, wir aber noch keine offizielle Bestätigung in dieser Angelegenheit erhalten haben. Solange wir keine endgültige Bestätigung erhalten, ist unsere Reise noch nicht zu Ende."
Schicksal der Familie Bibas bewegt Israel
Nun sind die Leichname der Kinder zurück in Israel. Die forensische Untersuchung könnte israelischen Berichten zufolge einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Dauer des Identifizierungsprozesses hänge auch vom Zustand der Leichen ab, meldeten mehrere Medien unter Berufung auf Gesundheitsminister Uriel Busso am Mittwoch. Busso betonte demnach, dass Israel auch die Todesursachen ermitteln wolle. Doch die übergebene Frauenleiche muss wenig Ähnlichkeit mit Schiri Bibas gehabt haben. Sonst wäre die israelische Armee nicht so schnell mit ihrem Ergebnis an die Öffentlichkeit gegangen.
Schon die Inszenierung der Leichenrückgabe löste international Empörung aus. Die Hamas hatte die vier Särge mit Fotos versehen und vor der Übergabe auf einer Bühne aufgereiht, daneben waren bewaffnete Kämpfer postiert. Im Hintergrund der Bühne war ein großes Plakat mit Fotos der Geiseln zu sehen, auf dem Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Vampir dargestellt war.
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich nach der Übergabe zutiefst betrübt. "Qual. Schmerz. Es fehlen die Worte", hieß es in einer Mitteilung Herzogs. "Unsere Herzen – die Herzen einer ganzen Nation – sind gebrochen." Er neige im Namen des Staates Israel das Haupt und bitte um Vergebung. "Vergebung dafür, dass wir euch an dem schrecklichen Tag nicht beschützt haben. Vergebung dafür, dass wir euch nicht sicher nach Hause gebracht haben."
Das Schicksal der Familie Bibas hat Menschen weit über Israel hinaus bewegt. Der Vater der Kinder, Yarden Bibas, war ebenfalls am 7. Oktober aus dem Kibbuz Nir Oz entführt und vom Rest seiner Familie getrennt worden. Ein Video zeigte, wie er mit blutigem Kopf von bewaffneten Männern verschleppt wurde. Yarden Bibas' Schwiegereltern Yossi und Margit Silberman wurden bei dem Angriff getötet, als ihr Haus in Brand gesteckt wurde. Die Familie wurde zum Symbol für die Grausamkeit der Islamisten.
Im Januar 2024 filmte die Hamas den Familienvater, nachdem sie ihm mitgeteilt hatte, dass seine Frau und seine Kinder bei einem israelischen Luftangriff getötet worden seien. Die Kämpfer zwangen Bibas, den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu aufzufordern, der Rückgabe ihrer Leichen an Israel zuzustimmen.
"Hier ist alles dunkel"
Anfang Februar hat die Hamas Yarden Bibas freigelassen. Kurz danach meldete er sich auf X zu Wort. Er dankte allen Unterstützern und teilte mit: "Leider ist meine Familie noch nicht zu mir zurückgekehrt. Sie sind immer noch da. Mein Licht ist noch da, und solange sie da sind, ist hier alles dunkel."
Den Familienvater muss es zwischen Trauer, Hoffnung und Wut schier zerreißen.
Hinweis: Dieser Text wurde nach der Identifizierung der Frauenleiche aktualisiert.
Quellen: Reuters, "CNN", "Washington Post", Statement der Familie Bibas auf X, Yarden Bibas nach seiner Freilassung auf X, AFP, DPA.