4 months ago

Geothermie vernachlässigt: Ampel will zum Heizen verstärkt Erdwärme anzapfen



Nach Einschätzung der Bundesregierung könnte für gut ein Viertel der benötigten Wärme in Deutschland durch Erdwärme in tieferen Gesteinslagen gewonnen werden. Um den Bau von Großanlagen zu beschleunigen, gewichtet die Ampel etwa den Naturschutz und das Bergrecht künftig geringer.

Die Bundesregierung will den Einsatz von Geothermie-Anlagen mit Groß-Wärmepumpen und Langzeit-Wärmespeichern beschleunigen. Der Bau entsprechender Anlagen zur Nutzung der Erdwärme liege künftig "im überragenden öffentlichen Interesse", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Diese Einstufung gilt bereits etwa für Wasserstoffprojekte und Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energie. Die Genehmigungsverfahren sollen dadurch deutlich beschleunigt werden.

"Das Potenzial der Geothermie, also der direkten Erdwärme aus tieferen Gesteinsschichten, wurde jahrzehntelang in Deutschland vernachlässigt", erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Jetzt holen wir die Geothermie endlich aus ihrem Schattendasein." Die Bundesregierung verspricht sich viel von der Technologie: Rund ein Viertel der nötigen Wärme in Deutschland könne so erzeugt werden. Erdwärme soll in Kombination mit großen Wärmepumpen vor allem in Fernwärmenetze eingespeist werden.

Die vom Kabinett beschlossenen Neuregelungen geben den Behörden zudem die Möglichkeit, bei Entscheidungen über Geothermie-Anlagen etwa den Naturschutz oder das Bergrecht schwächer zu gewichten. Bei oberflächennaher Geothermie soll das Bergrecht keine Anwendung mehr finden, bei Genehmigungsverfahren im Bergrecht werden Höchstfristen eingeführt. Die zuständigen Behörden sollen dann binnen eines Jahres entscheiden müssen und Einsprüche keine aufschiebende Wirkung mehr haben.

Vom Wetter unabhängig

"Bei kleinen Grundwasserwärmepumpen und bei Erdwärmekollektoren für Privathaushalte wird ganz auf die wasserrechtliche Genehmigung verzichtet", erklärte das Wirtschaftsministerium. Sie müssten dann lediglich bei der zuständigen Behörde angezeigt werden. Die neuen Regeln sollen nach Möglichkeit im kommenden Januar in Kraft treten. Bundestag und Bundesrat müssen dem Gesetzentwurf noch zustimmen.

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Die Investitionen in Bohrungen bis in Tiefen von 4000 Metern sind teuer und mit großen Risiken behaftet. Groß-Wärmepumpen, die ebenfalls auf Erdwärme setzen, gelten als Möglichkeit, um ganze Siedlungen mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen.

Laut Umweltbundesamt steigt die Temperatur in der Erdkruste in Deutschland alle 100 Meter um drei Kelvin (drei Grad). Geothermie ist demnach nicht von Wettereinflüssen abhängig. Eine technische Möglichkeit zur Energiegewinnung ist die Verpressung von Wasser in geeignete Gesteinsschichten. Dieses erwärmt sich in den Tiefen und wird an die Oberfläche geleitet. Zu Risiken zählen mögliche kleinere Erdbeben sowie Auswirkungen auf das Grundwasser. Das Umweltbundesamt verweist auf ein Gutachten, wonach bei "Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und Nutzung geeigneter Frühwarnsysteme keine unbeherrschbaren Risiken für die Umwelt bestehen".

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