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Vor gut drei Jahren muss ein Flugzeug auf dem Weg nach Vilnius in Minsk zwischenlanden, angeblich wegen einer Bombendrohung. Eigentliches Vorhaben ist jedoch, einen belarussischen Oppositionellen festzunehmen. Das gelingt. Nun klagt Polen drei Männer an, die das Manöver möglich gemacht haben sollen.
Mehr als drei Jahre nach der erzwungenen Notlandung eines Ryanair-Flugzeuges in Minsk hat ein polnisches Gericht die Festnahme von drei Männern aus Belarus angeordnet. Ihnen wird vorgeworfen, den Flug illegal umgeleitet zu haben, um einen regierungskritischen belarussischen Journalisten an Bord festzunehmen. Wie das Gericht mitteilte, drohen den Männern nun bis zu 15 Jahre Haft.
Die Behörden im autoritär regierten Belarus hatten am 23. Mai 2021 eine Ryanair-Maschine auf dem Weg von der griechischen Hauptstadt Athen in die litauische Hauptstadt Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung und mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Dort wurden der in Polen und Litauen im Exil lebende Oppositionelle Roman Protassewitsch und seine aus Russland stammende Freundin festgenommen.
Die polnische Justiz identifizierte nun drei Männer, die an der Umleitung des in Polen registrierten Flugzeugs beteiligt gewesen seien. Dabei handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um einen ehemaligen Direktor der belarussischen Luftfahrtbehörde, einen Teamleiter der Minsker Flugsicherung und einen Beamten des belarussischen Geheimdienstes KGB.
Internationale Strafverfolgung geplant
Die drei Männer halten sich nach Angaben von Gerichtssprecherin Anna Ptaszek außerhalb Polens auf. Die Gerichtsbeschlüsse erlaubten es der Staatsanwaltschaft aber, "ein Strafverfolgungsverfahren auf internationaler Ebene einzuleiten", fügte sie hinzu.
Im Januar 2022 hatte bereits die US-Justiz wegen des Vorfalls vier Belarussen der Luftpiraterie beschuldigt. Im Juli desselben Jahres hatte die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (Icao) ihre Untersuchung zu der erzwungenen Notlandung abgeschlossen und diese als "illegalen Eingriff" in die Luftfahrt verurteilt.
Protassewitsch wurde 2023 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Später wurde er jedoch begnadigt, nachdem er ein Video mit einem Geständnis aufgenommen hatte, das nach Angaben von Mitstreitern allerdings erzwungen wurde.