faq
Die neuen US-Zölle werfen viele Fragen auf: Wie hart werden sie die deutsche Autoindustrie treffen? Und kann davon Tesla, das Unternehmen von Trumps "Best Buddy" Elon Musk, profitieren?
Welche neuen Zölle auf Autoimporte plant Trump?
US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle von 25 Prozent auf Autoimporte in die USA angekündigt. Diese Zölle sollen für alle Autos und leichten Nutzfahrzeuge gelten, die nicht in den USA produziert wurden. Die neuen Abgaben treten am 3. April in Kraft und werden zusätzlich zu den bereits eingeführten Zöllen auf Stahl und Aluminium sowie auf Waren aus Mexiko, Kanada und China fällig.
Und wie sieht es mit Autoteilen aus?
Spätestens am 3. Mai sollen auch Zölle in Höhe von 25 Prozent auf in die USA importierte Autoteile in Kraft treten. Betroffen davon sind für die Automobilproduktion wichtige Güter wie etwa Motoren, Getriebe, Antriebsteile und elektrische Komponenten. Eine genaue Liste mit Spezifizierungen soll noch veröffentlicht werden.
Autoimporteure im Rahmen des USA-Mexiko-Kanada-Abkommen (USMCA) erhalten allerdings die Möglichkeit, ihre US-Anteile zu zertifizieren, sodass nur nicht-US-amerikanische Komponenten besteuert werden, so das Weiße Haus.
Warum macht Trump das?
Trump sieht in den Abgaben ein probates Mittel zur Erhöhung der Staatseinnahmen, um seine versprochenen Steuersenkungen auszugleichen. Bei Ankündigung der neuen Zölle bekräftigte der US-Präsident zudem erneut, er erwarte, dass die Autozölle die Autohersteller dazu bewegen würden, ihre Investitionen in den Vereinigten Staaten, statt in Kanada oder Mexiko zu erhöhen.
Beobachter gehen davon aus, dass Trump die Auto-Zölle letzten Endes als Druckmittel für eine bessere Verhandlungsposition einsetzt, um einen für die USA günstigen Deal auszuhandeln - vor allem mit Blick auf die EU. "Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen - BMW, Volkswagen, Mercedes Benz", sagte der 78-Jährige. Gleichzeitig sei es "fast unmöglich", US-Autos in die EU zu importieren.
Welche Länder treffen die neuen Zölle besonders?
Fast die Hälfte aller im vergangenen Jahr in den USA verkauften Autos wurde importiert, so das Marktforschungsunternehmen GlobalData. Die USA importieren fertiggestellte Pkw und leichte LKW bis fünf Tonnen vor allem aus Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland - allesamt enge Verbündete der Vereinigten Staaten.
Deutschland liegt einer Commerzbank-Studie zufolge mit Importen in Höhe von 26 Milliarden Dollar auf Platz fünf. Andere EU-Länder wie Italien oder Schweden sind mit US-Auto-Importen von jeweils vier Milliarden Dollar von den neuen Zöllen weniger stark betroffen.
Wie hart werden die Zölle Deutschland treffen?
Viele Experten halten die Folgen für die Gesamtwirtschaft zunächst für überschaubar; die entsprechenden Branchen und Regionen dürfte es dafür umso härter treffen. Branchenkenner sehen in der Verzehnfachung der Zölle auf Auto-Importe aus der EU - bislang wurden nur 2,5 Prozent fällig - einen schweren Schlag für die ohnehin schon kriselnde deutsche Automobilindustrie. Immerhin waren die USA dem Statistischen Bundesamt zufolge 2024 mit einem Anteil von 13,1 Prozent respektive einem Volumen von 34 Milliarden Dollar das wichtigste Abnehmerland für deutsche Auto-Exporte.
Zwar produzieren deutsche Autohersteller bereits auch in den USA, doch das macht nur einen Bruchteil der dortigen Verkäufe aus. Daten des Forschungsunternehmens Global Data zufolge sind 81 Prozent aller Volkswagen-Autoverkäufe in den USA Importe. Bei Mercedes-Benz liegt der Anteil bei 65 Prozent, bei BMW sind es 63 Prozent.
Was sind die Folgen für die Autoproduktion in den USA?
Die neuen US-Zölle dürften die Automobilproduktion in ganz Nordamerika behindern. Der Grund hierfür liegt in der engen Verflechtung der Automobilhersteller und Zulieferer in Kanada, Mexiko und den USA, die sich in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt hat.
Wenn die Zölle in Kraft treten, erwartet der US-Automobildienstleister Cox Automotive bis Mitte April Störungen der "praktisch gesamten" nordamerikanischen Fahrzeugproduktion. Dies würde zu 20.000 Fahrzeugen weniger pro Tag oder einem Produktionsrückgang von etwa 30 Prozent führen.
Sind die neuen Zölle ein Vorteil für Tesla?
Trump zufolge könnten sich die angekündigten Zölle für Tesla insgesamt "neutral" oder sogar "positiv" auswirken. "Er hat ein großes Werk in Texas. Er hat ein großes Werk in Kalifornien. Und jeder, der Werke in den Vereinigten Staaten hat, wird meiner Meinung nach gut dastehen", sagte Trump über Tesla-Chef Elon Musk. Er fügte hinzu, sein enger Verbündeter Musk habe ihn hinsichtlich der Autozölle nicht beraten.
Zugleich würden sich die Zölle auf "Preise von Teilen für Tesla-Autos auswirken, die aus anderen Ländern stammen", schrieb Trump in einem weiteren Beitrag auf X. "Die Kostenauswirkungen sind nicht unerheblich." Tesla stellt alle in den USA verkauften Autos lokal her, jedoch mit einigen importierten Teilen.
Wie wird die EU reagieren?
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nach Trumps Ankündigungen betont, die EU sei weiter offen für eine Verhandlungslösung, werde aber "ihre wirtschaftlichen Interessen" verteidigen. Bereits zuvor hatte die EU angekündigt, Mitte April die derzeit ausgesetzten Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder einzuführen. Nun könnten neue Sonderabgaben hinzukommen, die theoretisch auch US-Tech-Konzerne wie Tesla treffen könnten.
Bislang hält sich die EU mit konkreten öffentlichen Äußerungen jedoch zurück - wohl auch, um der Trump-Administration die Kalkulation zu erschweren. Zudem birgt eine harsche Reaktion der EU auch Risiken: Trump sagte heute, er könne die EU und Kanada mit höheren Zöllen belegen, wenn sie sich zu gemeinsamen Vergeltungsmaßnahmen zusammenschließen würden.
Was bedeuten die Autozölle für US-Verbraucher?
Branchenkenner gehen davon aus, dass die neuen Zölle die Produktion und den Verkauf von Autos in den Vereinigten Staaten verteuern werden. Das könnte letztlich zu höheren Preisen und weniger Auswahl für die Verbraucher in den USA führen. Sollten die neuen Abgaben über einen längeren Zeitraum beibehalten werden, könnten sie den Kaufpreis eines durchschnittlichen US-Autos um Tausende von Dollar erhöhen.
Hinzu kommt: Angesichts der Trumpschen Zollpolitik wird ein Anstieg der Inflationsrate in den USA immer wahrscheinlicher. Die logische Folge: Die US-Notenbank Fed müsste gegensteuern und die Zinsen länger nicht senken oder gar anheben. Das würde wiederum die Kreditkosten und Hypothekenzinsen in den USA erhöhen. Damit gehören die Verbraucher in den USA eindeutig mit zu den Leidtragenden von Trumps Zollpolitik.