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Der Aktienindex MSCI World gehört zu den beliebtesten und gleichzeitig kontroversesten Indizes der Welt. Um welche Kritikpunkte geht es dabei, und welche Alternativen gibt es?
Unter den vielen Indizes, in die weltweit über ETF (Exchange Traded Funds) investiert werden kann, gehört der Weltaktienindex MSCI World zu den beliebtesten und größten. Er verfolgt die Wertentwicklung von knapp 1.600 börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern. Mit einem einzigen ETF können Privatanleger also gleichzeitig in unterschiedlichste Unternehmen, Branchen und Regionen auf der ganzen Welt investieren. Ein "Home-Bias", also einfach nur das zu kaufen, was man aus der Heimat kennt, wird dadurch vermieden.
Was sind ETF?
ETF (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds oder Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index wie den DAX oder den Dow Jones abbilden. Steigt der DAX um ein Prozent, dann würde auch der ETF auf den DAX um ein Prozent steigen. In einem DAX-ETF stecken in der Regel alle 40 Unternehmen aus dem Index - etwa VW, SAP oder Siemens.
ETF ermöglichen es also, zu jeder Zeit in eine breite Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren gleichzeitig zu investieren - und das auch schon mit geringen Summen. Anleger können Anteile zum Beispiel per Sparplan kaufen.
US-Unternehmen dominieren Index, China fehlt
Aber was steckt eigentlich im MSCI World und den mehr als 1.600 Unternehmen? Wenn es schlicht um die Länderverteilung im Index geht, gibt es mit den USA einen klaren Gewinner: Amerikanische Unternehmen machen knapp 70 Prozent des gesamten MSCI-World-Index aus. Weit abgeschlagen dahinter kommen Japan und Großbritannien mit einem Gewicht von jeweils sechs und vier Prozent. Deutsche Firmen sind lediglich mit rund zwei Prozent vertreten.
US-Unternehmen haben also einen besonders hohen Anteil im bekannten Weltaktienindex. Dieses sogenannte Klumpenrisiko ist einer der größten Kritikpunkte am MSCI World. "Diese Kritik ist meines Erachtens nach angemessen. Sie ist allerdings nicht so zu verstehen, dass damit quasi eine Art Todesurteil über den MSC World Index und ETF auf diesen Index gesprochen wird", sagt Finanzbuchautor Gerd Kommer im ARD-Podcast "Gold & Asche: Projekt ETF".
Die Kritik sei eher so zu verstehen, dass es Möglichkeiten gebe, einen MSCI World noch zu verbessern, so der Experte. Das könne erreicht werden, indem man bestimmte andere ETF hinzuziehe oder andere diversifizierte globale Aktienindizes auswähle.
Podcast "Gold & Asche: Projekt ETF"
In der zweiten Staffel von "Gold & Asche" der ARD-Finanzredaktion wird in sechs Folgen Schritt für Schritt das Wichtigste bei der Geldanlage mit ETFs beleuchtet - mit Hintergründen und Expertenwissen. Zu hören in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. Die einzelnen Episoden finden Sie hier.
Folge 1: Warum eigentlich ETFs? (14. August)
Folge 2: Welche ETFs gibt es? (21. August)
Folge 3: Maschinenraum ETF (28. August)
Folge 4: Risiken und Kritik an ETFs (4. September)
Folge 5: Wie finde ich das richtige Depot (11. September)
Folge 6: Wie baue ich mein ETF-Portfolio auf? (18. September)
Hohe US-Gewichtung als K.o.-Kriterium?
Als K.o.-Kriterium sieht Finanzbuchautor Kommer die hohe US-Gewichtung im MSCI World also nicht. "Der ganze Index deckt etwa 70 Prozent der sogenannten Marktkapitalisierung des Weltaktienmarktes ab. 30 Prozent fehlen ihm. Aber 70 Prozent ist schon mal eine ordentliche Quote, und in dem Sinne ist der MSCI World sicherlich ein guter Start für ein Welt-AG-Investment."
Der MSCI World hat zwar einen starken US-Überhang, allerdings sind die US-Unternehmen nun einmal gemessen an ihrem Börsenwert die größten der Welt. Und da der Index sich nach der Marktkapitalisierung richtet, sind die US-Unternehmen dementsprechend stark auch im Index vertreten. Geraten die USA in eine wirtschaftliche Krise, sodass die US-Unternehmen an Wert verlieren, und entwickelt sich ein anderes Land überproportional gut, würde sich auch die Zusammenstellung im MSCI World einfach ändern. Amerikanische Unternehmen hätten dann ein geringeres Gewicht, Firmen mit einer höheren Bewertung aus anderen Ländern ein höheres.
Hinzu kommt, dass diese großen US-Unternehmen in den meisten Fällen auf globaler Ebene ihr Geld verdienen. Das heißt, schlechte Konjunkturdaten aus China treffen ein amerikanisches Unternehmen wie Apple mitunter stärker als Zahlen aus den USA. "Deswegen sehe ich das eigentlich relativ entspannt", meint auch Christoph Hommel von der Verbraucherzentrale NRW.
China nicht Teil des Weltaktienindex
Trotz des US-Übergewichts gilt der MSCI World für viele als Gradmesser des globalen Aktienmarkts, da er immerhin 85 Prozent der Marktkapitalisierung abdeckt. Dabei beziehen sich diese 85 Prozent allerdings nur auf die Marktkapitalisierung in den Industrieländern. Volkswirtschaftliche Schwergewichte wie China oder Indien sind im MSCI World nicht vertreten.
Denn diese gelten offiziell noch als Entwicklungs- oder Schwellenländer, was durchaus umstritten ist. Schließlich handelt es sich im Fall von China um die zweitstärkste Volkswirtschaft der Welt.
Darüber hinaus gibt es jedoch viele Faktoren, die entscheiden, ob ein Land als Industrieland zählt oder nicht. Dazu gehören Themen wie Armut, Ungleichheit, Bildungsstand, Pro-Kopf-Einkommen oder die Umweltverschmutzung neben einigen anderen Dingen. Und da gilt China zumindest offiziell noch als Schwellenland.
Früher gaben japanische Unternehmen den Ton an
Darüber hinaus sind nicht nur die USA im MSCI World besonders stark gewichtet, sondern auch eine Branche: der Tech-Sektor. Schon einmal gab es eine solch recht einseitige Zusammenstellung im MSCI World - Ende der 1980er Jahre. Damals war Japan das Land Nummer Eins im Index. Japanische Unternehmen machten beinahe 50 Prozent aus. Kurz danach ist die japanische Aktienblase, die "Japan AG", geplatzt, worunter auch der MSCI World stark gelitten hat.
Kann man diese Dominanz eines Landes - damals Japan und heute USA - aber miteinander vergleichen? Andreas Hackethal, Finanzprofessor an der Goethe Universität, findet schon. "Das kann man sehr gut vergleichen. Das heißt letztlich, dass bestimmte Unternehmen, in dem Fall aus Japan, eine riesige Bewertung hatten."
Diese Blase sei geplatzt, und der Markt habe einfach stark korrigiert. "Da er zum Ergebnis kam, dass das nicht gerechtfertigt ist. Und jetzt kann man argumentieren: Wird denn alles so eintreten, was wir uns von Amazon und Co. erwarten? Wir wissen es einfach nicht. Wir wissen nur, dass es immer wieder zu Überraschungen kommt", so Hackethal.
Welche Weltaktienindizes gibt es noch?
Wer einen Index sucht, der wirklich die gesamte Welt - also neben den Industrieländern auch die Schwellenländer - abdeckt, hat übrigens noch andere Optionen als den MSCI World. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich ein breiteres oder diversifizierteres Portfolio zu bauen. Eine Option: einmal in den MSCI World zu investieren, um die Industrieländer abzudecken und zusätzlich in den MSCI Emerging Markets zu gehen für Schwellenländer wie China oder Indien.
Zu den Top Holdings, also den größten Positionen im MSCI Emerging Markets Index, gehören zum Beispiel der taiwanesische Chiphersteller TSMC, der chinesische Tech-Konzern Tencent oder der koreanische Elektronikhersteller Samsung. Vom Anbieter MSCI gibt es sogar einen Index, der diese Kombination schon in einem anbietet.
Der MSCI All Country World ist zwar wesentlich unbekannter als sein größerer Bruder, beinhaltet aber deutlich mehr Unternehmen als der MSCI World: 2.900 Firmen aus 47 Staaten. Neben den 23 Industrieländern wie die USA oder Deutschland sind im Index auch 24 Schwellenländer vertreten. Der größte Brocken ist dabei immer noch die USA. Chinesische Unternehmen finden sich zwar im Index, mit drei Prozent machen sie aber auch hier nur einen kleinen Teil aus.
Welcher Weltaktienindex ist der Beste?
Es geht aber sogar noch größer: mit dem FTSE All-World. FTSE, ein weiterer großer Player bei den Index-Anbietern, hat sich seinen eigenen Welt-Aktienindex gebaut mit den knapp 4.300 größten börsennotierten Unternehmen weltweit. Die Unternehmen darin sind aus 49 Ländern, etwa zur Hälfte aufgeteilt zwischen Industrie- und Schwellenländern, auch wenn die Schwellenländer nur für knapp zehn Prozent des Index-Gewichts stehen.
Was die Performance der letzten Jahre angeht, unterscheiden sich All Country World und FTSE All-World kaum. Man dürfte also weder mit dem einen noch mit dem anderen besonders viel falsch machen, sagt Hendrik Buhrs von Finanztip. "Das sind sehr vergleichbare Indizes. Es ist wichtig, dass möglichst viele Branchen oder am besten alle großen Branchen drin vertreten sind und auch eine große Vielfalt von Ländern und da nicht irgendwelche Grenzen eingezogen sind, die mein Investment unnötig beschränken."