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CDU-Kanzlerkandidat: Der lange Weg nach ganz oben: Das ist Friedrich Merz



CDU-Chef Friedrich Merz möchte neuer Bundeskanzler werden. Doch die politische Karriere des 69-Jährigen war gespickt von Rückschlägen – und Fettnäpfchen. Ein Steckbrief.

Seit Jahrzehnten schon mischt Friedrich Merz in der Spitzenpolitik mit. Doch der Weg nach ganz oben blieb ihm in all der Zeit verwehrt. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar könnte sich Merz seinen Traum erfüllen – und Bundeskanzler werden. Für den CDU-Vorsitzenden wäre es ein spätes Happy End seiner politischen Karriere.STERN PAID 51_24 Merz 08.53

Schon vor dem Ende der Ampel-Koalition stand Merz als Kanzlerkandidat der Union fest – für die Bundestagswahl, die eigentlich erst im Herbst stattfinden sollte. "Die Menschen wollen wieder anständig regiert werden. Wir sind bereit. Wir sind vorbereitet", erklärte Merz nach seiner Nominierung durch den Parteivorstand. Endlich war er ganz oben angekommen – zwar noch nicht im ganzen Land, aber immerhin in seiner Partei, die ihm schon einige Male die Tour vermasselt hatte.

Friedrich Merz musste Rückschläge überwinden

Denn der Weg von Friedrich Merz in der CDU war gespickt von Rückschlägen. Legendär ist seine Rivalität zu Angela Merkel, die aus einem jahrelangen Machtkampf um den Vorsitz der Unionsfraktion im Bundestag Anfang der 2000er resultierte. Merkel setzte sich durch, Merz zog den Kürzeren, alles Weitere ist Geschichte. 

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Nach seinem Rückzug aus dem Parlament und einer längeren Politik-Abstinenz meldet sich der gebürtige Sauerländer 2018 aus heiterem Himmel zurück. Zweimal kandidierte er für den Parteivorsitz – beide Male ließ ihn die Mehrheit der Delegierten auflaufen. Im ersten Versuch unterlag Merz Annegret Kramp-Karrenbauer, im zweiten Armin Laschet. Wieder hatte ihm seine CDU, in die er mit 17 eingetreten war, das ganz große Format nicht zugetraut.Fotostrecke Friedrich Merz

Friedrich Merz als CDU-Parteichef

Manche schreiben es seinem ausgeprägten Ego, andere seiner Kämpfernatur zu, dass es Friedrich Merz ein drittes Mal versuchte, CDU-Chef zu werden – diesmal klappte es. Seit Anfang 2022 führt Merz die Christdemokraten. Als schließlich auch noch der CSU-Vorsitzende Markus Söder auf die Kanzlerkandidatur verzichtete, war der (vorläufige) Höhepunkt in der politischen Karriere von Friedrich Merz erreicht. Der Weg soll ihn nun ins Kanzleramt führen. Regierungserfahrung kann Merz bisher – im Gegensatz zu seinen Kontrahenten Olaf Scholz und Robert Habeck – nicht vorweisen.

In seiner Amtszeit bemüht er sich jetzt darum, das konservative Profil der Partei wieder zu schärfen. Das bedeutet im Umkehrschluss die Abkehr von einigen Themen der Merkel-CDU. Merz (katholisch, drei Kinder und seit mehr als 40 Jahren mit seiner Frau Charlotte verheiratet) spricht sich für eine härtere Migrationspolitik aus. Nach dem Messer-Attentat in Aschaffenburg kündigte er an, am ersten Tag seiner Kanzlerschaft alle deutschen Grenzen dauerhaft zu kontrollieren und alle Versuche der illegalen Einreise zurückzuweisen. Merz lehnt die Cannabis-Legalisierung ebenso ab wie das Bürgergeld und möchte weniger Sozialstaat. Vor allem in der wirtschaftlich schwierigen Lage soll den Bürgern mehr abverlangt werden. 

In diese Fettnäpfchen ist Friedrich Merz bereits getreten

Wirtschaftlich kompetent, aber wenig volksnah – dieses Image haftet Friedrich Merz seit vielen Jahren an. Während seiner politischen Abstinenz saß der Christdemokrat in zahlreichen Aufsichtsräten. Bei der deutschen Tochtergesellschaft des Investmentgiganten Blackrock war Merz vier Jahre lang Aufsichtsratsvorsitzender. Was dabei allerdings oft in Vergessenheit gerät: Merz und seine Frau setzen sich seit vielen Jahren mit einer eigenen Stiftung für wohltätige Projekte in ihrer Heimatregion ein. 

Im Gegensatz zur früheren Bundeskanzlerin und Parteichefin Merkel ist der aktuelle CDU-Vorsitzende dafür bekannt, in manchen Situationen impulsiv zu reagieren und in Fettnäpfchen zu treten. In einer Talkshow nannte er Kinder mit Migrationshintergrund "kleine Paschas", ukrainischen Geflüchteten unterstellte er "Sozialtourismus" – ein Begriff, für den er sich später entschuldigte. Bei anderer Gelegenheit behauptete er, Migranten würden Deutschen die Arzttermine wegnehmen. Auch seine Aussage, als Millionär gehöre er noch "zur gehobenen Mittelschicht", stieß auf wenig Verständnis. 

Dennoch stehen die Chancen für Merz nicht schlecht, das Kanzleramt für die Union zurückzuerobern. Seine Partei liegt in den Umfragen deutlich vorn.

Quellen: Homepage von Friedrich Merz, Deutscher Bundestag

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