2 days ago

Bundestagswahl: AfD-Parteichefin Alice Weidel: Die perfekte rechte Kanzlerkandidatin



Die AfD stellt mit Parteichefin Alice Weidel erstmals eine Kanzlerkandidatin. Die 45-Jährige ist das bürgerliche Gesicht der Partei – ihre Positionen: rechtsextrem.

Die Parteikarriere der Alice Elisabeth Weidel ist steil: 2013 tritt sie in die AfD ein, nur zwei Jahre später sitzt sie im Bundesvorstand. Seit 2017 ist sie Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion. 2022 wird sie zur Parteichefin ernannt. Für die Bundestagswahl 2025 tritt sie als erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei an.

Grundlegend für Weidels schnellen Aufstieg: Sie hat alle Eigenschaften, die sich eine rechtspopulistische Partei nur wünschen kann. Sie ist weiblich, lesbisch, ihre Ehefrau kommt aus Sri Lanka. Also eine Exotin im von weißen Männern dominierten Rechtspopulismus, die Parteien wie die AfD potenziell wählbarer machen können. Dazu sieht Weidel sehr bürgerlich aus für eine Partei, die der Verfassungsschutz als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft hat.

Auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass diese Frau mal eine E-Mail geschrieben haben soll, in der es unter anderem heißt: "Diese Schweine [Bundesregierung unter Angela Merkel] sind nichts anderes als Marionetten der Siegermaechte des 2. WK und haben die Aufgabe, das dt Volk klein zu halten (...)." Oder dass sie Sinti, Roma und Araber als "kulturfremde Völker", von denen "wir überschwemmt werden" bezeichnet hat.

Die perfekte Kandidatin

Als die "Welt am Sonntag" (WamS) diese von einer "Alice Weidel" stammende Mail 2017 veröffentlichte, stritt Weidel ihre Urheberschaft zunächst ab – und wurde kleinlaut, als die WamS mit der eidesstattlichen Versicherung des Empfängers winkte.

Tatsächlich konnte nie abschließend geklärt werden, ob sie den Text wirklich geschrieben hat. Die später als "E-Mail-Affäre" bezeichnete Kontroverse veranschaulicht jedoch, wie die Figur Weidel funktioniert: nach außen hin moderat, inhaltlich genauso extrem wie der Rest der AfD.

Das gemäßigte Image macht sie auch für Menschen wählbar, denen ein Björn Höcke (Sprecher der AfD Thüringen) zu radikal erscheint. Faktisch sind die politischen Ziele der beiden ähnlich.

Nicht nur deshalb ist Alice Weidel die perfekte Kanzlerkandidatin für die AfD. Ihr Profil schützt sie teilweise davor, als rechtsextrem angesehen zu werden. Bei einer Frau, die mit einer Person of Color verheiratet ist, ist dieser Vorwurf einfach schwerer anzubringen.

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Alices Weidels Werdegang

Alice Weidel wurde am 6. Februar 1979 in Gütersloh geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in der ostwestfälischen Kleinstadt Harsewinkel. Ihr Vater Gerhard war Wirtschaftsingenieur und Handelsvertreter, ihre Mutter Margitta war Hausfrau.

Nach dem Abitur studierte Weidel Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth und schloss ihr Studium 2004 ab. In ihrem ersten Job arbeitete sie von 2005 bis 2006 als Analystin bei der Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt.

Ihre Doktorarbeit, die Weidel im Anschluss daran schrieb, wurde von Gesundheitsökonom Peter Oberender betreut. Er war außerdem Hauptzeichner der Wahlalternative 2013, aus der die AfD entstand und der Weidel 2013 beitrat.

In den ersten Jahren hatte die Partei zunächst noch den "Kampf gegen den Euro" zum Ziel, entwickelte sich aber über verschiedene Phasen zu der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen heutigen AfD.

Alice Weidel: Das sind ihre politischen Positionen

Seit ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag beteiligte sich Weidel aktiv an politischen Debatten und positionierte sich auch deshalb als Kanzlerkandidatin der AfD.

Ihre politischen Positionen sind zumeist klar rechts:

  1. Wirtschaftspolitik: Weidel verfolgt einen klar wirtschaftsliberalen Kurs und befürwortet die Prinzipien einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Sie übt Kritik an staatlichen Eingriffen und ist Verfechterin von Steuersenkungen sowie der Reduzierung von Abgaben. Tatsächlich ist die AfD aber nicht die "Partei des kleinen Mannes". Von den Entlastungen würden am meisten Besserverdienende profitieren.
  2. Euro- und Währungspolitik: In ihrer Funktion im Bundesfachausschuss Euro und Währung äußert sie sich kritisch zum Euro und der gegenwärtigen europäischen Finanzpolitik. Sie fordert eine Rückkehr zu nationalen Währungen und eine grundlegende Reform der europäischen Finanzarchitektur, um die wirtschaftliche Stabilität der Mitgliedstaaten zu gewährleisten.
  3. Migration und Asylpolitik: Weidel vertritt eine strikte und restriktive Haltung in Bezug auf Migration und Asylfragen. Sie spricht sich für eine drastische Begrenzung der Zuwanderung aus und fordert konsequente Maßnahmen zur Abschiebung abgelehnter Asylbewerber.
  4. Innere Sicherheit: Die Sicherheit der in ihren Worten "biodeutschen" Bevölkerung hat für Weidel oberste Priorität. Als größte Gefahr für diese nennt sie immer wieder Asylsuchende – oft in Verbindung mit rassistischen und menschenverachtenden Klischees.
  5. Familien- und Gesellschaftspolitik: Weidel befürwortet die traditionelle Familie als grundlegende Institution der Gesellschaft und kritisiert gesellschaftliche Strömungen, die ihrer Meinung nach die familiären Werte und Strukturen untergraben.
  6. Kritik an der EU: Sie ist eine ausgesprochene Kritikerin der Europäischen Union und plädiert dafür, dass Kompetenzen wieder an die Mitgliedstaaten zurückgegeben werden, um die nationale Souveränität zu stärken.
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