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Britischer Premier: Nach Eskalation mit Trump: Starmer will Selenskyj noch heute empfangen



Nach dem Eklat mit Donald Trump hofft der ukrainische Präsident auf Rückendeckung europäischer Verbündeter. Die treffen sich am Sonntag. Einer möchte ihn schon zuvor sprechen.

Der britische Premierminister Keir Starmer will den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch heute im Regierungssitz, 10 Downing Street, empfangen. Das bestätigte das Büro des britischen Regierungschefs, nachdem der Ukrainer per Flugzeug aus den USA in Großbritannien eingetroffen war.

Starmer hat am Sonntag zu einem Ukraine-Gipfel in London geladen. Erwartet werden neben Selenskyj auch europäische Staats- und Regierungschefs, die EU-Führung und Nato-Chef Mark Rutte.

Donald Trump: "Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg"

Zwischen Selenskyj und US-Präsident Donald Trump war es zuvor im Weißen Haus vor laufenden Kameras zu einem beispiellosen Eklat gekommen. 

Trump hatte den ukrainischen Präsidenten vor laufenden Kameras lautstark mit heftigen Vorwürfen überzogen. "Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg", sagte er zu dem Ukrainer. Trump forderte Selenskyj auf, dankbar zu sein und verlangte von ihm, seine Haltung zu ändern. Er unterbrach ihn immer wieder, während der ukrainische Präsident versuchte, etwas zu erwidern. Stellenweise entwickelten sich heftige Wortgefechte.

Der US-Präsident drohte auch damit, die Ukraine im Kampf gegen Russland im Stich zu lassen, sollte es nicht zu einer Einigung mit Kremlchef Wladimir Putin kommen. "Sie werden entweder einen Deal machen oder wir sind raus", so Trump im Weißen Haus. "Und wenn wir raus sind, müssen Sie es ausfechten. Ich glaube nicht, dass das angenehm sein wird."

"Das Problem ist, dass ich Sie dazu befähigt habe, ein harter Kerl zu sein", sagte Trump über Selenskyj. "Ich glaube nicht, dass Sie ohne die Vereinigten Staaten so ein harter Kerl wären."

Donald Trump ruft nach Dankbarkeit

"Wenn Sie unsere Militärausrüstung nicht hätten, wäre der Krieg nach zwei Wochen zu Ende gewesen", sagte Trump unter anderem mit Blick auf den von Russland 2022 begonnen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Sie haben dankbar zu sein", so der Republikaner.

In einem Post auf seinem Dienst Truth Social schrieb der US-Präsident im Anschluss: "Wir hatten heute ein sehr bedeutsames Treffen im Weißen Haus. Wir haben viel gelernt, was ohne Gespräche unter solchem ​​Druck und Feuer nie verstanden werden könnte. Es ist erstaunlich, was durch Emotionen zum Vorschein kommt, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Präsident Selenskyj nicht bereit für Frieden ist, wenn Amerika beteiligt ist, weil er glaubt, dass unsere Beteiligung ihm einen großen Vorteil bei den Verhandlungen verschafft. Ich will keinen Vorteil, ich will FRIEDEN. Er hat die Vereinigten Staaten von Amerika in ihrem geschätzten Oval Office respektlos behandelt. Er kann zurückkommen, wenn er bereit für Frieden ist."

Keir Starmer versucht sich als Brückenbauer

Starmer, der nur einen Tag vor Selenskyj ein betont harmonisches Treffen mit Trump in Washington hatte, versucht sich als transatlantischer Brückenbauer zu positionieren. Anders als viele europäische Staats- und Regierungschef postete er keine öffentliche Solidaritätsbekundung mit dem Ukrainer auf Social Media. Stattdessen griff er zum Hörer und führte Gespräche mit Trump und dem ukrainischen Präsidenten.

Starmer behalte seine unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine bei und tue alles, was er kann, um einen Weg zu einem dauerhaften Frieden auf Grundlage von Souveränität und Sicherheit für die Ukraine zu finden, sagte ein Downing-Street-Sprecher.

Selenskyj: Öffentliche Konfrontation nicht gut für beide Seiten

Nach dem Abbruch des Treffens äußerte sich Selenskyj zunächst dankbar. "Danke Amerika, danke für die Unterstützung, danke für diesen Besuch, danke POTUS, Kongress und dem amerikanischen Volk", teilte der ukrainische Präsident auf der Plattform X mit. POTUS ist die Abkürzung für Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. "Die Ukraine braucht einfach einen dauerhaften Frieden, und genau daran arbeiten wir", so Selenskyj.

Selenskyj X

Der einfachste Weg zu verlässlichem Schutz sei ein Nato-Beitritt der Ukraine, erklärte Selenskyj. Doch das sei nicht für alle Partner eine Option. Deshalb habe er gesagt: "Okay, niemand drängt darauf." Dann müssten eben auf anderem Wege Sicherheitsgarantien geschaffen werden – und dafür brauche es die Unterstützung der Europäer durch die USA.

Am Folgetag des Treffens mit Trump dankte Selenskyj erneut den USA inklusive ihres Präsidenten für die bisher geleistete Unterstützung.

Rohstoffabkommen nicht unterzeichnet

Zu der für Freitag geplanten Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens zwischen den USA und der Ukraine kam es nicht. Selenskyj und Trump sollten den Deal zur gemeinsamen Nutzung von Bodenschätzen in der Ukraine eigentlich bei dem Treffen in Washington unterzeichnen.

Nach ukrainischen Angaben war vorgesehen, dass die USA und die Ukraine künftig gemeinsam Rohstoffe auf ukrainischem Gebiet fördern. Trump sieht in dem Abkommen eine Gegenleistung für von Washington geleistete Militärhilfe. Er hatte die Ukraine-Politik seines Vorgängers Joe Biden kurz nach Amtsantritt auf den Kopf gestellt, indem er ohne Rücksprache mit der Ukraine oder den transatlantischen Partnern Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aufnahm.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert und um weitere Informationen ergänzt.

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