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Hamas-Geisel: Wie Eli Sharabi vom Tod seiner Frau und seiner Töchter erfuhr



Mehr als anderthalb Jahre lang befand sich Eli Sharabi in den Fängen der Hamas. Besonders perfide: Dass seine Familie längst tot war, sagte man ihm erst nach seiner Freilassung.

Die Bilder von Eli Sharabi gingen um die Welt. In einer zynischen Zeremonie wurde er von der Hamas vorgeführt, abgemagert, mit ängstlichem Blick. Was er während der 491 Tage als Geisel der Hamas erlebt hatte, konnte sich der Rest der Welt höchstens vorstellen.

Sharabi gehörte zu den Israelis, die am 7. Oktober 2023 von Hamas-Terroristen aus dem Kibbuz Be’eri verschleppt wurden. Doch mit seiner Freilassung endeten die Schrecken für den 52-Jährigen nicht. Seine Frau Lianne und seine Töchter Noiya, 16 Jahre alt, und Yahel, 13, waren bei dem Angriff ermordet worden. Davon hatte Sharabi während seiner Geiselhaft jedoch nichts erfahren. In einem Interview im israelischen Fernsehen berichtete er nun erstmals, wie er davon erfuhr und wie es ihm in den Fängen der Hamas erging.

"Ich hoffe, dass sie nicht leiden mussten"

Sharabi erinnerte sich an den Moment, in dem ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes ihn in Empfang nahm, um ihn zu einem Stützpunkt der israelischen Streitkräfte zu bringen. Dort warteten Psychologen und eine Freundin auf ihn. "Ich sagte: 'Bringt mir meine Frau und die Mädchen'", erzählte Sharabi laut CNN in dem Interview. Die Freundin habe nur erwidert, dass seine Schwester und seine Mutter auf ihn warten würden. "Es war klar, dass es nicht nötig war, es auszusprechen. Denn in diesem Moment hatte sie es mir bereits erzählt. Es war klar, dass das Schlimmste passiert ist", sagte Sharabi dem Sender Channel 12.

In einer Propagadashow hatte ihn die Hamas noch unmittelbar vor seiner Freilassung dazu gezwungen, zu sagen, dass er sich darauf freue, seine Frau und seine Tochter wiederzusehen. "Ich hoffe nur, dass sie in ihren letzten Momenten nicht leiden musste", so die frühere Geisel in dem emotionalen Gespräch. "Ich hoffe, dass es schnell passierte und nicht schmerzhaft war. Und dass sie jetzt an einem besseren Ort sind."

Hamas-Geiseln bekommen kaum zu essen

Während der ersten Tage in der Gewalt der Hamas sei er mit Seilen an Händen und Beinen gefesselt gewesen, berichtete Sharabi. "Es gab Momente, da wurde ich einfach ohnmächtig, dann wachte ich nach zwei, drei Stunden wieder auf und die Schmerzen gingen weiter." Nach drei Tagen seien zumindest die Fesseln gelöst worden. Die Geiseln hätten nur wenig zu essen und zu trinken bekommen. "Das Gefühl des Hungers zu beschreiben, ist nicht möglich", sagte er. Auf einem kleinen Stück Brot habe er zehn Minuten lang gekaut, jeden Tag habe er davon geträumt, einen vollen Kühlschrank zu öffnen.

30 Kilo verlor Sharabi während der Geiselhaft, bei seiner Freilassung hatten manche Sharabis körperlichen Zustand mit dem von KZ-Überlebenden verglichen. Zudem wurde den Geiseln immer wieder Gewalt angetan, den größten Teil seiner Geiselhaft verbrachte Sharabi ohne Tageslicht und frische Luft.

Noch Dutzende Geiseln in der Gewalt der Hamas

Jetzt setzt sich Sharabi besonders für die Freilassung von Alon Ohel ein. Mit dem 24-Jährigen verband ihn während der Geiselhaft eine enge Freundschaft. "Ich habe ihn von der ersten Minute an adoptiert", erzählte Sharabi in dem Fernsehinterview. Ohel habe einen Zusammenbruch erlitten, als er erfuhr, dass sein Freund freigelassen wird und er selbst nicht. "Wir können niemanden zurücklassen", betonte Sharabi und erzählte davon, wie er jeden Tag auf seine Befreiung gehofft habe.

Die Hamas übergab bisher 33 Geiseln, darunter acht Tote, an Israel. Nun befinden sich noch 59 verschleppte Israelis im abgeriegelten Gazastreifen, wobei vermutlich nur noch 27 am Leben sind. Israel ließ im Gegenzug 1.777 palästinensische Häftlinge frei, unter ihnen Dutzende Verurteilte mit langjährigen Haftstrafen wegen Terrortaten. 

Quellen: CNN, "Times of Israel", "Bring Them Home"

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