
Mit einer Bierzeltrede kurz vor der Unions-Fraktionsklausur heizt CSU-Chef Söder die Debatte um die K-Frage an. Während CDU-Chef Merz schmallippig auf eine Absprache zwischen den beiden verweist, kann Bayerns Ministerpräsident kaum verhehlen, wen er für den besten Kandidaten hält.
Zum Auftakt der Fraktionsklausur der Union in Neuhardenberg, macht CSU-Chef Markus Söder erneut seine Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur deutlich. Angesprochen auf seine jüngsten Äußerungen auf dem Gillamoos-Fest in Abensberg verwies der bayerische Ministerpräsident im ZDF "heute journal" auf aktuelle Umfragen. "Wissen Sie, ich werde ja aus vielen Teilen der Bevölkerung aus Deutschland gefragt", befand Söder. "So schlecht und so absurd ist die Idee auch nicht, dass man überlegen könnte, dass wir mehrere gute Kandidaten haben", sagte der CSU-Chef und verwies auf die jüngsten Zahlen des ARD "Deutschlandtrends".
Aktuell trauen demnach 41 Prozent der Befragten Söder zu, ein guter Kanzlerkandidat für die Union zu sein, drei Prozent mehr als noch im August. NRWs Ministerpräsident Hendrik Wüst liegt mit 33 Prozent immer noch deutlich vor CDU-Chef Friedrich Merz, der nur auf 23 Prozent kommt. Auch in der Gunst der Unions-Anhänger liegt der CSU-Chef vorn: 57 Prozent halten ihn für einen guten Kandidaten. Merz kommt hier immerhin auf 48 Prozent, Wüst nur auf 43. Im letzten RTL/ntv-Trendbarometer sahen die Zahlen allerdings anders aus: Insgesamt liegt Wüst hier mit 31 Prozent vor Söder mit 23 Prozent und Merz mit 13 Prozent. Bei den Unions-Anhängern gibt es keinen klaren Favoriten, alle Kandidaten kommen auf gut 30 Prozent.
Am Ende entscheidet die CDU
Söder hatte am Montag bei einer Festzelt-Rede gesagt, er würde sich "nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen", um kurz danach auf die parteipolitischen Realitäten zu verweisen: Ein CSU-Politiker habe nur eine Chance auf eine Kanzlerkandidatur, wenn die CDU ihn darum bitte. Seine Aussage löste leichte Irritationen aus, schließlich wollte die Union die K-Frage in den nächsten Wochen eher lautlos verhandeln. Merz versucht jedenfalls, einer öffentlichen Diskussion aus dem Weg zu gehen. "Diese Verabredung, die Markus Söder und ich vor zweieinhalb Jahren getroffen haben, gilt", sagte er in Neuhardenberg. Die Entscheidung werde "im Spätsommer" getroffen.
Und Söder? Der versuchte im ZDF den Eindruck eines allzu forschen Auftretens zu korrigieren. In Gillamoos habe er nur erklärt, dass einer von beiden in Frage komme. "Das könne möglicherweise ich sein, aber auch Friedrich Merz, der es natürlich genauso kann", so der CSU-Chef. "Im Endeffekt hat die CDU natürlich die entscheidende Rolle dabei."
Die Sorge vor möglichen Störfeuern, falls er nicht zum Zuge kommt, versuchte Söder zu zerstreuen: 2021 sei die Union mit dem falschen Kandidaten angetreten, sagte er mit Blick auf den damals gescheiterten Armin Laschet. Jetzt gebe es aber "zwei, vielleicht sogar drei, sehr gute Kandidaten, die die Union haben könnte", sagte Söder, erneut mit Blick auf die "Akzeptanz der Bevölkerung". Entscheidendes Ziel sei es, die Ampel abzulösen. Dazu sei er bereit, als "Ministerpräsident oder als Kanzlerkandidat".