Drohnen beherrschen das Schlachtfeld in der Ukraine. Schweden hat eine Steuerungssoftware für Drohnenschwärme entwickelt. Bereits im März soll sie zum Einsatz kommen.
In nur zwölf Monaten haben der Rüstungskonzern Saab und die schwedischen Streitkräfte ein Drohnenprojekt entwickelt. Hunderte von Drohnen sollen damit gesteuert werden und dann als intelligenter Schwarm agieren. Das gaben Verteidigungsminister Pål Jonson, Armeechef Jonny Lindfors und Saab-CEO Micael Johansson am Montag bekannt.
Es handelt sich um eine Software, die auf verschiedenen Plattformen eingesetzt werden kann. Schweden zieht damit Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg. Die Entwicklungszyklen bei kleinen Drohnen sind sehr kurz. Innerhalb weniger Wochen tauchen neue Generationen und Varianten auf. Im Krieg werden die bereits produzierten Drohnen schnell verbraucht und dann durch die neuen Modelle ersetzt. Für eine Armee im Frieden ist diese Taktung jedoch ein Problem.
Es ist nicht möglich, Drohnen zu kaufen und sie dann zu lagern. Binnen eines Jahres wären sie hoffnungslos veraltet. "Wir können nicht 100.000 Drohnen kaufen und in einem Lagerhaus unterbringen", erkennt auch Armeechef Lindfors.
Drohnen-Software veraltet nicht
Die Schweden haben sich daher auf die Steuerungssoftware konzentriert, die kontinuierlich weiterentwickelt werden kann. Dies soll es den Drohnen ermöglichen, als Schwarm zu arbeiten und einen Großteil ihrer Arbeit automatisch zu erledigen.
So wird ein weiteres Problem angegangen: Es ist möglich, große Mengen an Drohnen zu kaufen und in die Luft zu bringen. Aber solange jede Drohne einen eigenen Operateur benötigt, wird die Zahl der einsatzfähigen Drohnen durch die Zahl der Menschen begrenzt.
Die Software wird diese Prozesse autonom abwickeln. Dazu wird die Pfadsteuerung gehören und die Auswertung der Bilddaten, um den Gegner zu entdecken. Auf diese Weise will man der übergroßen Menge an Informationen Herr werden, die Drohnen sammeln können. Mit der Hilfe von KI ist es auch möglich, dass nicht nur erfahrene Piloten die Drohnen erfolgreich steuern können, sondern jeder Soldat. Die Software soll weiterentwickelt werden, etwa um Bomben abwerfen zu können. "Der große Vorteil besteht darin, dass wir es ständig aktualisieren und ändern können", so Lindfors. Schon bei der Übung Arctic Strike 25 im März sollen Drohnenschwärme mit der neuen Software zum Einsatz kommen.Ar Bushmaster 11.55
Problem der Funksteuerung
So spannend die Ankündigung auch ist, so viele Fragen bleiben offen. Auch wenn keine Einzelheiten genannt werden, sollen die Drohnen offenbar weiterhin ferngesteuert werden. Saab zeigte einen großen Lkw, das BlueBear Mobil, der die Zentrale beherbergt. Im Krieg in der Ukraine hat sich jedoch gezeigt, dass die größte Schwachstelle von Drohnen die Kommunikation per Funk ist. Beide Seiten versuchen erfolgreich, diese Verbindung zu stören und so die Drohnen des Gegners zum Absturz zu bringen. Auch die Menge an Daten, die per Funk transportiert werden können, ist begrenzt. Daher erinnern die Videoaufnahmen auch an alte VHS-Kassetten.
Die Kriegsparteien sehen zwei Auswege aus diesem Dilemma. Der eine sind kabelgesteuerte Drohnen. Die Drohne trägt dabei eine Spule, von der ein bis zu 20 Kilometer langes Glasfaser-Kabel abgewickelt wird. Diese Verbindung lässt sich elektronisch nicht stören. Die andere Variante ist die Steuerung der Drohne durch KI. Dabei wird aber die entsprechende Hardware auf der Drohne montiert. Sie kann dann autonom agieren – unabhängig von einer zentralen Steuerung. Kiew arbeitet an solchen Lösungen. Angeblich verfügen die neuesten Exemplare der russischen Gerandrohnen ebenfalls über KI, sodass sie Geländeprofil und Hindernisse erkennen und selbstständig ihren Kurs bestimmen können. Am Ende dieser Entwicklung steht eine "Fire and Forget"-Drohne, die gestartet wird, dann allein das Einsatzgebiet erreicht und dort autonom ihren Auftrag erfüllt.Bauschaum Drohne 17.55
China dominiert den Markt
Drohnengruppen mit eigener Schwarmintelligenz sind bislang nicht im Einsatz. Allerdings führt Peking regelmäßig Drohnenschwärme vor.
Hinzu kommt ein weiteres Problem für alle westlichen Nationen. China ist führend im Bau kleiner Drohnen. Es ist relativ einfach, wenn auch vermutlich teurer, derartige Drohnen im Westen zu montieren. Will man aber unabhängig von China werden, müssten die einzelnen Bauteile wie Platinen, Kamera, Nachtsicht und Statoren ebenfalls im Westen gefertigt werden.