Nicht mal ein Jahr ist es her, dass Apple sein letztes iPad Air vorstellte, nun ist der Nachfolger erschienen. Ob der sich lohnt, verrät der Test.
Als Apple im vergangenen Mai das iPad Pro und das letzte iPad Air präsentierte, war das ein großer Aufschlag. Der Konzern veranstaltete in London sein erstes Großevent in Europa, flog sogar Hardware-Chef John Ternus und Marketing-Boss Greg "Joz" Joswiak ein. Nicht einmal zehn Monate später wurde nun der Nachfolger des iPad Air vorgestellt – per E-Mail. Tatsächlich fallen die Neuerungen eher bescheiden aus. Im Test zeigt sich: Der Kauf kann sich trotzdem lohnen.
Auf den ersten Blick ist das neue iPad Air nicht vom Vorgänger zu unterscheiden. Das ist kein Wunder: Beim Gehäuse hat sich schlicht gar nichts geändert. Die Ausmaße, das Design, sogar die Kamera und das Display sind alle exakt dieselben wie beim letzten Modell. Lediglich zwei Gramm leichter ist das neue iPad geworden.
iPad Air im Test: die Power des M3
Die große Neuerung steckt nämlich im Inneren. Im Mai hatte Apple erstmals ein iPad Air mit dem damals noch aktuellen M2-Chip angekündigt – bevor Minuten später mit dem iPad Pro der M4-Chip vorgestellt wurde. Den für Mac-Rechner bereits verfügbaren M3 hatte man übersprungen. Jetzt ist er auf iPads verfügbar und befeuert das neue Air-Modell.
Ohne allzu technisch zu werden, hat das gleich mehrere Vorteile. Natürlich ist der M3 schneller als der Vorgänger, vor allem bei der 3D- und KI-Berechnung. Zusätzlich bringt er durch seine 3nm-Architektur aber technische Möglichkeiten, die es für das iPad bisher nur im Pro-Modell gab. Das sogenannte Dynamic Caching erlaubt eine effizientere Nutzung der Ressourcen, Raytracing – also die Berechnung von Lichtstrahlung in Echtzeit – und damit noch bessere Grafik in unterstützten Spielen. Das war früher nur mit dezidierten Grafikkarten möglich.
Das iPad Air mit M3 bietet weiter eine Kamera und unterstützt den Apple Pencil Pro
© Malte Mansholt
Leistung mehr als satt
In Programmen zur Leistungsmessung erweist sich das iPad Air mit M3 entsprechend als extrem potent. Es rechnet knapp 20 Prozent schneller als der Vorgänger. An das iPad Pro kommt es allerdings nicht heran. Vor allem bei längeren 3D-Sitzungen ist das zu sehen: Das Air schafft zwar anfangs die gleiche Leistung, das bessere Kühlungssystem erlaubt den Pro-Modellen aber, sie auch über längere Zeit zu liefern.
Für die allermeisten Nutzer sind das aber eher theoretische Vorteile: Das iPad Air M3 ist so schnell, dass es bei Alltagsaufgaben zu keinem Zeitpunkt ins Schwitzen kommt. Das galt allerdings auch schon für den Vorgänger. Nur wer wirklich das letzte aus seinem Gerät herausholt, es enorm lange nutzen möchte oder endlich Raytracing in den bisher wenigen unterstützten Spielen aktivieren möchte, profitiert aktuell wirklich vom Schritt auf den M3.
Ein weiterer Vorteil ist derzeit noch vor allem theoretischer Natur: Apple setzt zunehmend auf seine KI-Offensive, Apple Intelligence, um seine Geräte aufzuwerten. Die ab April auch auf deutschen iPhones und iPads verfügbaren Funktionen profitieren zum Teil stark von den KI-Fähigkeiten der Chips, der sogenannten Neural Engine. Die ist beim M3 knapp 20 Prozent schneller als beim M2. Das aktuelle iPad Air könnte also länger mithalten als sein Vorgänger.
Das iPad Air M3 (unten) ist genauso dick wie der Vorgänger. Das iPad Pro mit M4 bleibt damit Apples einziges ultraschlankes Tablet
© Malte Mansholt
Weiter gut
Dass sich wenig geändert hat, bedeutet natürlich auch, dass vieles weiter gut bleibt. Das Display ist für diese Preisklasse weiter hervorragend, bietet aber immer noch keine 120-Hertz-Bildwiederholungsrate. Der Fingerabdruckscanner im Einschaltknopf funktioniert weiter zuverlässig.
Auch in Bezug auf den Akku gibt es wenig Neues zu erzählen: Apple nennt weiterhin neun bis zehn Stunden Laufzeit – unabhängig davon, welche Größe gewählt wird.
Dabei kommt es natürlich auf die eigene Nutzung an: Bei voller Helligkeit sinkt die Akkuanzeige deutlich schneller als auf halber Helligkeit, rechenintensive Apps wie Procreate oder 3D-Spiele verbrauchen spürbar mehr Akku als Videoschauen. Die von Apple genannten Werte sind im Test durchaus zu bestätigen. In der Regel stapelt der Konzern bei seinen Akku-Angaben erfahrungsgemäß ohnehin eher tiefer als zu hoch.
Für das iPad Air mit M3 hat Apple auch das Magic Keyboard überarbeitet
© Malte Mansholt
Darf es noch etwas mehr sein?
Die neuen iPads funktionieren nur mit dem letztes Jahr vorgestellten Apple Pencil Pro oder der im Herbst 2023 vorgestellten Version mit USB-C. Wer einen Apple Pencil der ersten oder zweiten Generation besitzt, kann diese nicht weiter nutzen. Diese eventuell zusätzlich anfallenden Kosten sollte man bedenken.
Für das iPad Air M3 hat Apple seine Magic Keyboard genannte Tastatur überarbeitet. Sie bietet nun ein noch größeres Trackpad, ermöglicht dadurch, es noch mehr wie ein Notebook zu nutzen. Wer mit dem iPad ein altes Notebook ersetzen möchte, sollte sich daher auch die neue Tastatur ansehen. Mit einem Preis von 329 Euro ist sie allerdings kein Schnäppchen.
Fazit zum iPad Air mit M3: Das war schnell
Das neue iPad Air M3 ist im Grunde das alte Modell – aber mit Turbo unter der Haube. Der M3-Chip ist schneller, bietet neue Möglichkeiten und ist fitter für die Zukunft. Das kann er auch im Test beweisen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die meisten Nutzer werden im Vergleich zum M2-Chip des Vorgängers kaum einen Unterschied merken.
Dass sich der Kauf des neuen iPads trotzdem lohnen kann, hat einen einfachen Grund: Es kostet nur knapp 100 Euro mehr, als auf dem Markt für den Vorgänger verlangt wird. Dafür bekommt man mehr Leistung und – vermutlich – auch mindestens ein Jahr länger Updates. Wer sich die 100 Euro spart und zum M2 greift, macht aber wohl auch nichts falsch. Günstiger geht es nur mit dem neuen Basis-iPad, das aber keine Unterstützung für Apple Intelligence bietet.
Das iPad Air mit M3 ist ab dem 14. März im Handel und kostet ab 699 Euro.