Der Westen wirft Nordkorea vor, Russland neben Waffen nun auch mit Tausenden Soldaten zu unterstützen. Geheimdienste berichten über erste Truppenverlegungen in die russische Region Kursk. Nun rechnet der ukrainische Präsident Selenskyj damit, dass sie bald in der Kampfzone eingesetzt werden.
Nordkoreanische Soldaten könnten von Russland nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch an diesem Wochenende in das Kriegsgebiet geschickt werden. Dies legten Erkenntnisse des ukrainischen Geheimdienstes nahe, schrieb Selenskyj auf Telegram. Russland werde die ersten nordkoreanischen Soldaten zwischen Sonntag und Montag in Kampfzonen einsetzen. Der Schritt stelle eine offensichtliche Eskalation durch Russland dar, ergänzte Selenskyj, ohne weitere Details zu nennen. Offen ließ er etwa, in welches Gebiet die Nordkoreaner geschickt werden sollen.
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR erklärte, dass erste Soldaten aus Nordkorea im umkämpften russischen Gebiet Kursk angekommen seien. Die Einheiten seien zuvor im Osten Russlands auf Truppenübungsplätzen ausgebildet worden, teilte der Geheimdienst in seinem Kanal bei Telegram mit. Ihre Ankunft im Raum Kursk, wo ukrainische Truppen nach ihrer Invasion Anfang August bis heute Dutzende Ortschaften besetzt halten, sei bereits am Mittwoch registriert worden.
Eine Bestätigung von russischer Seite gibt es nicht. Präsident Wladimir Putin hatte jedoch die Berichte über eine Verlegung und Ausbildung von nordkoreanischen Soldaten nicht bestritten und auf eine mit Pjöngjang vereinbarte militärische Zusammenarbeit verwiesen. "Darum ist eine prinzipielle und starke Reaktion der führenden Politiker der Welt unerlässlich", forderte Selenskyj. Es brauche spürbaren Druck auf Moskau und Pjöngjang.
Putin hatte zuvor gesagt, dass es Russlands Angelegenheit sei, mit wem es zusammenarbeite. Es handele sich um souveräne Staaten. Russische Staatsmedien zitierten Putin zudem mit einer Aussage, dass die Ukraine auch im Westen ihre Partner wähle. "Uns wird immer wieder gesagt, dass es der Ukraine überlassen bleibt, wie sie ihre Sicherheit gewährleistet - mit oder ohne NATO", sagte Putin.
Selenskyj warnt vor "Weltkrieg"
Die US-Regierung bestätigte am Mittwoch Angaben aus Seoul, wonach 3000 nordkoreanische Soldaten für einen möglichen späteren Einsatz gegen die Ukraine nach Russland entsandt worden seien und dort an mehreren Orten geschult würden. Westliche Spitzenpolitiker, darunter Pentagon-Chef Lloyd Austin, warnten vor geopolitischen Auswirkungen auch im Indopazifik, falls nordkoreanische Soldaten Kriegsteilnehmer werden sollten.
Vergangene Woche erklärte Selenskyj unter Berufung auf ukrainische Geheimdienstinformationen, dass schon 10.000 Soldaten aus Nordkorea für den Kampfeinsatz an der Seite russischer Truppen gegen sein Land vorbereitet würden. Dadurch drohe der Konflikt, sich zum "Weltkrieg" auszuwachsen, warnte er.
Monatlich 50 Meter Toilettenpapier
Der ukrainische Geheimdienst geht davon aus, dass derzeit etwa 12.000 nordkoreanische Soldaten in Russland sind, unter ihnen 500 Offiziere und 3 Generäle aus Pjöngjang. Kiew befürchtet, dass die Truppen bei der Invasion in der Ukraine eingesetzt werden - für Pjöngjang auch mit dem Ziel, Erfahrungen in moderner Kriegsführung zu sammeln.
Für die Koordination des Einsatzes soll nach Angaben aus Kiew der stellvertretende russische Verteidigungsminister Junus-bek Jewkurow zuständig sein. Experten hatten zuvor auf Probleme hingewiesen, darunter vor allem auch Sprachbarrieren. Ausgestattet worden seien die Nordkoreaner mit Munition, Bettwäsche, Winterkleidung und Schuhen sowie Hygieneartikeln, darunter monatlich 50 Meter Toilettenpapier und 300 Gramm Seife, teilte der HUR in Kiew mit.