Der Eventsommer hat das Geschäft von Airbnb beflügelt - zumindest in Deutschland. International steht das Geschäftsmodell allerdings immer mehr in der Kritik.
Deutschland ist in diesem Sommer ein Hotspot für Musik- und Fußball-Liebhaber: Erst die EM im eigenen Land, dann zahlreiche Konzerte, etwa von Taylor Swift oder Adele. Fans aus der ganzen Welt reisen nach Deutschland und müssen irgendwo übernachten.
Davon profitiert vor allem die Buchungsplattform Airbnb. In Städten wie München, Gelsenkirchen oder Düsseldorf haben Millionen Fans und Touristen in den vergangenen Wochen viel Geld ausgegeben - für Essen, Trinken und für Übernachtungen. Denn wo gefeiert wird, muss auch irgendwo geschlafen werden.
Veranstaltungen verlagern sich
Einträglich ist das auch für Hotels, deren Auslastung im Juni knapp drei Prozent höher war als im Jahr zuvor. Wobei Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) betont: "Die Bäume wuchsen nicht in den Himmel, weil so ein Großereignis natürlich auch immer dazu führt, dass es auch Umsatzverschiebungen und Verlagerungen gibt."
Große Kongresse oder Tagungen hätten in der EM-Zeit beispielsweise weniger stattgefunden; sie fänden entweder später statt, seien kleiner oder fielen ganz aus, so Hartges.
Boomendes Geschäft bei Airbnb
Solche Verschiebungseffekte hat die Buchungsplattform Airbnb nicht beobachtet. Bei dem Wohnungsvermittler, über den auch Privatwohnungen vermietet werden, boomte das Geschäft. Airbnb sei während Veranstaltungen auch deshalb stark nachgefragt, weil Gäste hier die Möglichkeit haben, selbst zu kochen und so zum Beispiel beim Essen zu sparen.
"Airbnb-Unterkünfte sind ähnlich wie Hotelzimmer, nur mit dem zusätzlichen Vorteil, dass sie meistens etwas mehr Platz und eine eigene Küche haben und die Gäste sich selbst versorgen können", erklären Falk Erfkamp und Niklas Kuhn, die geschäftsmäßig eigene Wohnungen über Airbnb vermieten.
7.000 Prozent mehr Suchanfragen
Genau das haben viele Touristen während der EM oder während der Konzerte offenbar gesucht. Wie die Buchungsplattform Airbnb mitteilte, sind etwa Anfragen für München, wo Taylor Swift im Juli zwei Konzerte gegeben hat, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 600 Prozent gestiegen. In der kaum als touristisch bekannten Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen zogen die Suchanfragen für den Zeitraum rund um die drei Konzerte sogar um mehr als 7.000 Prozent an.
Die Anbieter profitierten davon, so Erfkamp: "Die Betreiber in den Städten freuen sich über sehr hohe Auslastungszahlen und können ganz klassisch - wie in jedem Markt, wenn die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt - ihre Preise erhöhen."
Auch Erfkamp und Kuhn machten ein gutes Geschäft: "Ein normaler Umsatz liegt bei uns pro Wohnung so zwischen 2.500 und 3.500 Euro. Während der EM hatten wir auch Wohnungen, die 6.000 bis 7.000 Euro umgesetzt haben."
Steigende Übernachtungspreise für Gäste
Für die Touristen bedeutet das allerdings steigende Übernachtungspreise - vergleichbar mit einer Fluggesellschaft, die kurz vor den Sommerferien die Preise für Flugtickets anhebt. Auch die professionellen Airbnb-Vermieter können spielend leicht und schnell ihre Preise an die erhöhte Nachfrage anpassen.
"Das heißt, dass wir relativ genau auf den Markt schauen: Wie ist denn die Auslastung im Markt, wie gut sind die umliegenden Wohnungen gebucht? Wie viel Nachfrage gibt es, welche Trends gibt es? Und dann passen wir entsprechend unseren Preis an", erläutert Unternehmer Erfkamp.
Wohnungsnot könnte noch zunehmen
Hohe Preise, wenig Angebot - oftmals bleibt den Touristen nichts anderes übrig, als in den umliegenden Regionen nach Unterkünften zu suchen und auf die Speckgürtel auszuweichen. Für Einheimische stellt das allerdings eine Belastung dar. Auch deshalb wächst die Kritik an Airbnb.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass Mietsteigerungen auch eine Folge des florierenden Ferienwohnungsmarktes sind, konkret betrachtet am Beispiel von Airbnb. Denn sollten Wohnungen vorrangig nur noch für die Vermietung über Airbnb genutzt werden, könne das die Wohnungsknappheit verschärfen, so die Kritik. Einige Städte wollen das Geschäft mit Ferienwohnung deshalb verbieten.