3 months ago

Zusätzliches Atom-U-Boot: USA verstärken Militärpräsenz im Nahen Osten noch weiter



Dutzende Kampfflugzeuge, Zerstörer zur Raketenabwehr und U-Boote. Beim Aufmarsch des US-Militärs geht es um Abschreckung und um Unterstützung für Israel vor dem erwarteten iranischen Gegenschlag.

Das US-Militär verstärkt seine Präsenz im Nahen Osten angesichts des erwarteten iranischen Gegenangriffs auf Israel weiter. Verteidigungsminister Lloyd Austin habe die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots "USS Georgia" befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger "USS Abraham Lincoln" und seine Begleitschiffe ihren Transit in die Region beschleunigen, erklärte das Pentagon. 

Der Flugzeugträger mit seinen modernen Kampfjets vom Typ F-35 komme zusätzlich zur bereits in der Region befindlichen Flugzeugträgergruppe "USS Theodore Roosevelt", hieß es. In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant habe Minister Austin angesichts der "eskalierenden regionalen Spannungen" nochmals die Verpflichtung der USA betont, "jeden möglichen Schritt zu unternehmen, um Israel zu verteidigen", erklärte das Pentagon weiter. 

Die ebenfalls mit Atomreaktoren betriebenen gut 300 Meter langen Flugzeugträger des US-Militärs sind jeweils mit Dutzenden Kampfflugzeugen bestückt, in ihren Verbänden befinden sich zudem Zerstörer, die auch zur Raketenabwehr eingesetzt werden können, und andere Kriegsschiffe. Das rund 110 Meter lange U-Boot "USS Georgia" kann einer Webseite des US-Militärs zufolge mit bis zu 154 Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk bestückt sein. 

Israels Verteidigungsminister droht dem Iran

Galant warnte Teheran sowie die libanesische Hisbollah-Miliz unterdessen vor einem heftigen Gegenschlag. "Wer uns auf eine Weise schadet, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat, wird wahrscheinlich auf eine Weise getroffen werden, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat", sagte Galant. 

"Ich hoffe, dass sie dies durchdenken und nicht an einen Punkt gelangen, an dem sie uns dazu zwingen, erheblichen Schaden anzurichten und die Wahrscheinlichkeit eines Kriegsausbruchs an weiteren Fronten zu erhöhen", sagte der israelische Verteidigungsminister weiter. "Wir wollen das nicht, aber wir müssen vorbereitet sein." 

Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon sowie eines Anführers der mit der Organisation verbündeten islamistischen Hamas in Teheran kündigten der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung an. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, kam Ende Juli bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung ums Leben. Der Iran beschuldigt Israel. Das Land äußerte sich bislang nicht dazu. Die gezielte Tötung des Militärkommandeurs der Hisbollah reklamierte Israel wiederum für sich. 

Deutschland, Großbritannien und Frankreich zeigten sich zutiefst besorgt über die zunehmenden Spannungen in der Region. In einer Mitteilung appellierten die Staats- und Regierungschefs Olaf Scholz, Keir Starmer und Emmanuel Macron insbesondere an den Iran und seine Verbündeten, von Angriffen abzusehen, die die Spannungen weiter verschärfen und die Chance auf eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln gefährden würden. "Kein Land und keine Nation hat etwas von einer weiteren Eskalation im Nahen Osten."

Erneut Raketenangriffe aus dem Libanon

Während der Iran und seine Verbündeten ihren großen Gegenschlag gegen Israel bislang nicht ausgeführt haben, gehen die Angriffe zwischen Israels Armee und der Hisbollah-Miliz weiter. Das israelische Militär erklärte, rund 30 Projektile seien in der Nacht zum Montag aus dem Libanon in Richtung des Ortes Kabri in der Nähe der Küstenstadt Naharija gefeuert worden. Es habe keine Verletzten gegeben. Einige der Projektile schlugen demnach auf offenem Gelände ein. Die Hisbollah erklärte örtlichen Medien zufolge, der Angriff mit Katjuscha-Raketen habe einem Militärstützpunkt gegolten. 

Neue Verhandlungen über Waffenruhe

Am Donnerstag soll es erstmals seit langer Zeit wieder eine Verhandlungsrunde geben, um eine Feuerpause in dem seit zehn Monaten dauernden Gaza-Krieg sowie die Freilassung der in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln zu erreichen. 

Zu den indirekten Gesprächen sind sowohl israelische Delegierte als auch Vertreter der Hamas geladen. Die kommende Runde soll in Kairo oder Doha stattfinden. Ob ein Team der Islamistenorganisation daran teilnehmen wird, ist noch unklar. In einer Erklärung hatte die Gruppe zuvor die Vermittler aufgefordert, einen Plan zur Umsetzung des bereits existierenden Vorschlags für ein Abkommen über eine Waffenruhe auszuarbeiten, "anstatt zu weiteren Verhandlungsrunden zu gehen" oder weitere Entwürfe zu unterbreiten.

Die USA, Ägypten und Katar vermitteln bei den indirekten Gesprächen, die seit Monaten schleppend verlaufen. Seit Mai kreisen sie um einen mehrstufigen Plan von US-Präsident Joe Biden, der am Ende eine dauerhafte Waffenruhe vorsieht. Außerdem sollen die Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden. 

Mit dem Ziel einer regionalen Deeskalation sei nun der Zeitpunkt gekommen, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands zu finalisieren, sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Angaben eines Regierungssprechers in Berlin. 

Geisel-Mutter erhält Bericht zufolge Lebenszeichen ihrer Tochter

Die Hamas hält nach israelischer Schätzung noch 115 Geiseln im Gazastreifen, von denen viele bereits tot sein sollen. Die Familie einer jungen Soldatin habe ein Lebenszeichen der Frau bekommen, meldete die israelische Zeitung "Haaretz" unterdessen. "Sie und ihre Freunde, alle vier, leben", wurde die Mutter der Entführten zitiert. Die Familie wisse aber nicht, in welchem ​​Zustand die Soldatin sei und wo genau sie festgehalten werde. 

Von der Entführung der Frau und weiterer Soldatinnen existieren Aufnahmen der Hamas, auf denen sie verängstigt, verletzt und teilweise blutüberströmt zu sehen sind. 

Wieder Tote bei Angriffen im Gazastreifen

Nach dem Luftschlag auf ein als Flüchtlingsunterkunft genutztes Schulgebäude, der international Entsetzen und Kritik ausgelöst hat, setzt Israels Armee eigenen Angaben zufolge ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Fünf Menschen wurden dabei im gesamten Küstenstreifen getötet, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Israels Militär teilte mit, in der Stadt Rafah im Süden des Gebiets Terroristen getötet zu haben. Allein am Samstag seien 30 Ziele der Hamas angegriffen worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israels Armee rief vor einem neuen Militäreinsatz in Chan Junis die Einwohner eines im Norden der Stadt gelegenen Viertels dazu auf, das Gebiet zu verlassen. Israel wirft der islamistischen Terrororganisation vor, die humanitäre Zone in dem Gebiet für Raketenangriffe auf israelische Orte missbraucht zu haben. Chan Junis liegt im Süden des Gazastreifens. 

Bei dem israelischen Luftangriff auf das Schulgebäude waren am Samstag nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Israels Militär äußerte Zweifel an den Zahlen und sprach von einer Kommandozentrale der Hamas. Das Auswärtige Amt richtete mahnende Worte an Israel: "Die Berichte aus Gaza sind schrecklich. Dass Zivilisten getötet werden, die Schutz suchen, ist nicht hinnehmbar. Die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf Schulen müssen aufhören und rasch aufgeklärt werden", schrieb das Ressort von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag auf der Plattform X. 

Das Leid der Schutz suchenden Frauen, Männer und vielen Kinder, die seit Monaten immer wieder vor den Kämpfen in Gaza flüchteten, sei unermesslich. Sie dürften nicht weiter zwischen die Fronten geraten, die Hamas dürfe sie nicht als Schutzschilde missbrauchen. 

Bei einem Anschlag im von Israel besetzten Westjordanland kam israelischen Angaben zufolge ein Israeli ums Leben. Der militärische Arm der Hamas reklamierte den Angriff für sich. 

 

 

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