Aus einer technischen Sicht ist das Thema "Messenger" ausdiskutiert. Es gibt zwei bis drei Alternativen. Dabei lege ich diesen Massstab an: sicher, frei, benutzbar und verweise auf Mike Kuketz. Bei GNU/Linux.ch haben wir bereits x-mal über Messenger geschrieben, sowie es auch etliche andere Tech-Blogs getan haben.
Ich habe mich für zwei Messenger entschieden:
- Threema
- Matrix (Element)
Mir geht es in diesem Artikel nicht darum, die technischen Aspekte der vielen Messenger zu diskutieren. Erspart euch bitte Kommentare dazu; die hatten wir zur Genüge. Stattdessen geht es mir darum, der Familie, den Freunden und Bekannten einen etablierten Kommunikationskanal zu entziehen.
Ich verwende seit vielen Jahren Telegram, um mit oben genannten zu kommunizieren. Diesen Kanal werde ich bis Ende 2025 abschneiden. Bis Weihnachten habe ich Zeit, meine Liebsten davon zu überzeugen, einen anderen Kanal zu verwenden.
Wenn man diesen Entschluss gefasst hat, muss man sich zwischen Prinzipien und Einsamkeit entscheiden. Ich entscheide mich für beides und hoffe, dass Letzteres nicht eintritt.
Mein Plan sieht so aus: Ich werde alle meine Telegram-Kontakte persönlich anschreiben, um sie über meine Abkehr zu informieren. Gleichzeitig informiere ich sie über die bestehenden, bzw. neuen Kontaktmöglichkeiten über Threema und Matrix (Element). Dabei gilt es vorsichtig vorzugehen, damit mir das nicht als Mansplaining ausgelegt wird.
Nun wage ich eine Prognose, wie die Umstellung akzeptiert werden wird:
- Meine Mutter (81-jährig): Ihr wird es egal sein, solange es funktioniert. Über meine WhatsApp-Warnung hatte sie sich damals heimlich hinweg gesetzt, um den Kontakt zu ihrer Dorf-Community nicht zu verlieren. Ob sie Telegram oder Threema verwendet, um mit ihren Enkeln und mir zu telefonieren, dürfte ihr egal sein. Da wiegt die Bürde der Installation und Eingewöhnung schwerer.
- Bei meinen Töchtern bin ich mir nicht so sicher. Beide haben einen Matrix-Account, den ich für sie eingerichtet habe, und den sie nicht verwenden. Wir kommunizieren über Telegram. Ich gehe davon aus, dass Threema für sie OK ist.
- Meine Frau verwendet ohnehin verschiedene Messenger, inkl. Threema. Da gibt es null Problemo.
- Mit der Community rede ich über Matrix (Element): kein Problem.
- Schwierig wird es mit den Kontakten zweiten Grades: Freunde, Bekannte, Hausgemeinschaft, Sportverein und den Büro-Leuten. Bei denen gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Überzeugung, 2. Entzug. Die Überzeugung ist die bevorzugte Variante, aber auch der Kreuzweg. Der Entzug geht so: "Du bist mir viel wert. Wenn du mit mir weiterhin über einen Messenger kommunizieren möchtest, biete ich dir diese Alternativen an."
Apropos Threema
Es gibt für das Smartphone zwei Varianten: Threema und Threema Libre. Letztere kommt ohne die Google-Push-Dienste aus und ist ohnehin völlig entgoogled. Bekannterweise bezahlt man bei Threema nicht mit seinen Daten, sondern durch einen einmaligen Betrag von ca. 5 Euro. Deshalb kann man Threema nicht auf einem entgoogleten Handy installieren, weil die Bezahlfunktion über den PlayStore nicht vorhanden ist. Greift man zu Threema Libre aus F-Droid, bekommt man Version 5.8.2 im Gegensatz zur Version 6.0 der "normalen" Threema App.
Da die alte Desktop-Anwendung von Threema grottig ist, möchte man vielleicht das Flatpak von Threema-Desktop-2.0-beta ausprobieren:
Diese Arbeit könnt ihr euch zurzeit sparen, weil für die Aktivierung der Desktop-Anwendung die 6.0er App auf dem Handy vorausgesetzt wird. Ich habe bei Threema nachgefragt, ob es so ist, wie ich es hier beschrieben habe, und warte auf die Antwort. Daneben gibt es noch die Web-App von Threema, die jedoch noch nicht wirklich Mehrgeräte-fähig ist; dort muss jede Sitzung über einen QR-Scan initialisiert werden. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Und was ist mit dem Vüpf?
Der CH-Bundesrat hat bis zum 6. Mai eine Vernehmlassung zur geplanten Revision der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Vüpf) durchgeführt. In Deutschland kennt man das Thema unter dem Namen Vorratsdatenspeicherung. Sämtliche grossen Parteien und zahlreiche Verbände lehnen das Vorhaben klar ab. Die Revision geht so weit, dass in der Schweiz ansässige Firmen, wie Threema und Proton scharfe Kritik üben und teilweise mit einem Wegzug aus der Schweiz drohen. Inside-IT fasst die Reaktionen zusammen.
Fazit
Ich kann mir vorstellen, dass viele von euch auch Nägel mit Köpfen machen möchten. Wie dem auch sei, ich ziehe das jetzt durch und berichte über meine Fortschritte und Niederschläge.
Titelbild: https://pixabay.com/photos/crack-glass-hammer-broken-crime-5105757/
Quellen: im Text
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