5 hours ago

Zum Wochenende: 2000



Nach fast fünf Jahren habe ich meinen zweitausendsten Artikel für die Community geschrieben. Hier erfahrt ihr etwas über meine Gründe, für freie Themen zu schreiben. Ausserdem gibt es eine Wahlempfehlung für Deutsche.

Jetzt habe ich es doch verpasst. Eigentlich sollte das mein 2000ster Artikel werden. Da hat man kurz nicht aufgepasst und schon ist der Moment verstrichen. Aber egal, dann wird es eben mein 2001ster Artikel. Ja, ich weiss, Eigenlob stinkt; aber man darf auch stolz auf die eigene Leistung sein.

Vielen Dank

Zuerst möchte ich mich bei allen Lesern, Hörerinnen und Mitgestaltenden bedanken. Ich schreibe, podcaste und organisiere für die Community, weil es mir Freude bereitet. Die vielen positiven Kommentare unter den Artikeln sind wie der Applaus für einen Schauspieler auf der Bühne. Das motiviert mich zum Weitermachen. Aber auch die kritischen Bemerkungen weiss ich zu schätzen, weil sie mich zurechtrücken.

Motivation

Warum schreibe ich? Zeit meines Lebens hatte ich immer ein Mitteilungsbedürfnis. Wobei "Mitteilungsbedürfnis" die Sache nicht ganz trifft. Ich bin eher ein introvertierter Mensch und kein Grossmaul. Die Begriffe "Informationsbedürfnis" im Sinne von "andere teilhaben lassen" trifft es schon eher. In meinem beruflichen Leben habe ich schon hunderte Male auf kleinen und grossen Bühnen gestanden, um Menschen zu informieren. Ich weiss, dass ich Inhalte sachlich, verständlich und in einer ruhigen Weise übermitteln kann. Diese Rückmeldung habe ich oft erhalten.

GNU/Linux.ch

Wie ihr wisst, gehöre ich - neben Lioh Möller und Joël Schurter - fast mit zu den Gründern von GNU/Linux.ch. Im Mai 2020 ergab sich durch das Ende von prolinux.de ein Vakuum in der Berichterstattung über Themen der Freien Software. Lioh hat diese Lücke erkannt und hat sie mit GNU/Linux.ch ausgefüllt. Wenige Tage später bin ich in dieses Community-Projekt eingestiegen, um meinen Beitrag zur Information über Freie Software und Freie Gesellschaft zu leisten. Der Aspekt der "freien Gesellschaft" war mir sehr wichtig, weil das Thema weit über den technischen Aspekt hinaus geht.

Ich als Autor

Als Autor eines wachsenden Blogs wird man mit Herausforderungen konfrontiert. Da wird Qualität und journalistische Expertise verlangt. Beides kann ich nicht liefern, da ich kein Journalist bin und die Qualität von der Zeit und der Lust, die ich in die Recherche investiere, abhängig ist. Meine Inhalte in Wort und Sprache habe ich nie einer beruflichen Verpflichtung unterworfen. Ich kann nicht für etwas garantieren, für das ich nicht ausgebildet wurde. Stattdessen setze ich auf Authentizität und ein gewisses Garagen-Feeling. Meine Beiträge sollen glaubwürdig sein und ein von mir gefühltes Niveau nicht unterschreiten. Da ich schon seit 20 Jahren für die Community schreibe, hoffe ich, dass die Qualität meiner Beiträge genügend ist.

Herausforderungen

Die Zeit bleibt nicht stehen und die Bedürfnisse ändern sich. Obwohl GNU/Linux.ch erst seit knapp 5 Jahren besteht, zeigen sich auch bei uns inhaltliche Veränderungen. Zu Beginn haben wir uns (zumindest im Podcast) als "GNU/Linux-News" bezeichnet. Die täglichen Neuerungen im freien Umfeld waren eine wesentliche Quelle für unsere und meine Artikel. Damit standen wir in einer freundschaftlichen Konkurrenz zu Linuxnews.de. Da wir mit Ferdinand Thommes freundschaftlich verbunden sind, haben wir uns vor knapp 2 Jahren dazu entschieden, die Inhalte aufzuteilen. Linuxnews berichtet über aktuelle Themen, GNU/Linux.ch konzentriert sich auf Hintergründe und Magazin-Inhalte. Diese Aufteilung funktioniert gut, insbesondere weil sich die beiden Blogs gegenseitig verlinken und im Austausch miteinander stehen.

Diese Aufteilung hat aber auch ihre Kehrseite, weil sich die Themen massiv reduzieren. Ich habe viel mehr Mühe Artikel zu schreiben, wenn ich den News-Bereich auslassen muss. Diese Aufteilung ist nicht in Beton gegossen; selbstverständlich kann ich einen News-Artikel schreiben, ohne mir Ferdinands Zorn zuzuziehen. Dennoch ist es schwieriger geworden, jeden Tag interessante Beiträge zu schreiben.

Wie weiter?

Nach fast 5 Jahren und 2000 Artikeln treten bei mir Ermüdungserscheinungen auf. Bei vielen neuen Artikeln muss ich in der Suche nachschauen, ob ich bereits über dieses Thema etwas geschrieben habe. Andererseits ist die Welt der Freien Software und Freien Gesellschaft so volatil und ergiebig, dass sich immer wieder neue Ideen ergeben.

Ich finde es schade, dass die Idee des GNU/Linux.ch-Projektes zwar verstanden wurde, aber von der Community bisher nicht genügend umgesetzt wurde. Ja, ich schaue genau auf Dich, wenn Du diesen Artikel liest. Freie Software ist ein Gesellschaftsvertrag. Du nimmst und Du gibst. Beim Geben denken viele an Programmieraufgaben, was falsch ist. Ohne Zahlen nennen zu können, behaupte ich, dass die Leistungen, die nichts mit Programmieren zu tun haben, grösser sind. Informationen und Hilfe an die Community zu liefern ist m. M. mehr wert, als Anwendungen zu schreiben.

Wie geht es mit mir weiter? Beiträge für die Community zu leisten, ist für mich ein wesentlicher Aspekt meines Schaffens. Das ist mir wichtiger als meine berufliche Arbeit. Ich habe mir einen Job gewählt, der genügend Zeit lässt, um mich für die Community zu engagieren. Wenn es meine Interessen und meine Gesundheit zulassen, freue ich mich auf die nächsten 2000 Artikel, die ich für euch schreiben darf.

Titelbild: von Annika Hersel


GNU/Linux.ch ist ein Community-Projekt. Bei uns kannst du nicht nur mitlesen, sondern auch selbst aktiv werden. Wir freuen uns, wenn du mit uns über die Artikel in unseren Chat-Gruppen oder im Fediverse diskutierst. Auch du selbst kannst Autor werden. Reiche uns deinen Artikelvorschlag über das Formular auf unserer Webseite ein.
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